Vom Arbeitsamt auf die Bühne

Saarbrücken · Zusammen kommen sie wohl auf ein Jahrhundert Bühnen-Erfahrung. Die teilen die fünf Musiker von Les Cajons seit 2005 miteinander. Und profitieren dabei von ihren unterschiedlichen musikalischen Wurzeln.

 Die saarländische Band Les Cajons: Piet Eifel, Rolf Siefert, Norbert Küntzer, Wolf Giloi und Matthias Segner (von links). Foto: Rich Serra

Die saarländische Band Les Cajons: Piet Eifel, Rolf Siefert, Norbert Küntzer, Wolf Giloi und Matthias Segner (von links). Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Die Wege ins Musikgeschäft sind vielfältig. Keiner weiß das besser, als Rolf Siefert. Als junger Gitarrist suchte auch er den Weg ins Rampenlicht - und wurde fündig beim Arbeitsamt. "Damals ging das noch", sagt Siefert und lacht. Das Amt verschafft ihm erste Auftritte in den Kneipen der in Deutschland stationierten Amerikaner. Heute lebt Rolf Siefert von der Musik.

Auch Piet Eifel wurde einst "engagiert". "Zunächst nur als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme", sagt Norbert Küntzer scherzhaft, fügt dann aber ernst hinzu: "Für mich war klar: Piet ist der Einzige in der Umgebung, der das so singen kann." Die beiden bildeten in den Neunzigern das Duo "Art of Schwanengesang". Eifel gefielen die ersten Songskizzen, die Küntzer entwarf - "Ich mach das!" Gemeinsam mit Gitarrist Siefert, Küntzer am Schlagwerk, dem Bassisten Matthias Segner und Akkordeonist und Pianist Wolf Giloi bildet Eifel nun seit 2005 "Les Cajons".

Fünf Grandseigneurs der saarländischen Musikszene, allesamt gestandene Musiker. "Alle Bands, in denen wir bis jetzt tätig waren, aufzuzählen, würde Seiten füllen", sagt Küntzer. Bis auf Giloi spielten alle schon gemeinsam im 1974 gegründeten Rockprojekt "Farewell" - um jetzt mit den "Cajons" die fünffache Erfahrung zum bunten Stilmix zusammenzuwerfen. So kommen bei den fünf bei der Bandprobe Tango und Polka, traditionelle Volkslieder und Chansons, Gedichte von Mörike, Brecht und Rilke mit den Texten von Pete Eifel in einen großen Topf. Was dabei dann herauskommt, soll vor allem eins: Spaß machen.

"In Deutschland wird man schon mal schief angeguckt, wenn man auf der Bühne mit dem Hintern wackelt", sagt Segner: "Zu den ‚Cajons' kann man gepflegt sein Bier trinken." "In Frankreich gibt es genretechnisch alles - auch dazwischen", meint Pete Eifel. Deswegen sähen sie sich auch eher in der französischen Tradition. So wird bei den Cajonisten Brechts Seeräuber-Jenny schon mal zur Punkversion.

"Kein Mainstream", betont Eifel, nicht bierernst, aber doch mit Anspruch, auch wenn er das Wort nicht mag. Dafür sorgt vor allem Pianist Giloi. Als einzig klassisch ausgebildetes Mitglied wurde er zu einer Art "Musikalischer Direktor" ausgerufen, der "den intellektuellen Blick" auf das Ganze wirft. Dabei profitiert er von der Erfahrung in der Unterhaltungsmusik, die die übrigen mitbringen. "Gerade Norbert ist ein wandelndes Rocklexikon", lobt er seinen Kollegen, der sein Wissen um die saarländische Musiklandschaft im Buchprojekt "Saar Rock History" aufgeschrieben hat.

Und daran wollen sie weiter mitschreiben. So ist die zweite CD geplant, Ideen dafür haben sie schon. "Und nebenher Millionär werden", sagt Küntzer lachend. Vom Arbeitsamt zum Millionär. Die Erfahrung dafür bringen sie mit. Und wer weiß - die Wege im Musikgeschäft sind vielfältig.

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