Viren setzen Menschen in der Region stark zu

Regionalverband · Das Gesundheitsamt des Regionalverbandes Saarbrücken hat bis gestern viel mehr Fälle von echter Virusgrippe und Noroviren registriert als vergangenen Winter. Die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher. Denn nicht jeder Virus wird diagnostiziert.

Wenn morgens nach dem Aufstehen plötzlich die Nase läuft, Kopf und Glieder schmerzen, ahnen Betroffene, dass sie eine Grippe erwischt hat. Also auskurieren oder sich zur Arbeit schleppen? Vor dieser Frage stehen momentan etliche Saarbrücker, denn die Krankheitswelle hat in dieser Saison so viele getroffen wie schon lange nicht mehr.

"Im Moment sind sehr viele Leute krank", sagt Michael Ruppenthal, Hygieneinspektor beim Gesundheitsamt. Besonders machten den Saarbrückern die echte Virusgrippe und der Norovirus, eine schwere, aber meist kurze Durchfallerkrankung, zu schaffen.

Norovirus weiter verbreitet

"In diesem Jahr wird das Immunsystem mit den Noroviren noch schlechter fertig als sonst", sagt Ruppenthal. Dadurch leiden Patienten länger und an schwereren Symptomen. Der Grund seien zwei neue Unterarten des Virus, die aktuell im Umlauf sind. Insgesamt 304 Infektionen sind für den Regionalverband seit dem 1. November 2016 gemeldet worden. Im Vorjahreszeitraum waren es 112. "Dass sich das fast verdreifacht, ist schon enorm", sagt Ruppenthal. Bei der Influenza, der Grippe, ist der Anstieg ebenfalls deutlich. "Bis Freitag haben wir 23 Fälle gezählt, in der letzten Saison gar keine", erklärt der Hygieneinspektor.

Hohe Dunkelziffer

Auch wenn der Trend an diesen Werten gut zu erkennen ist, vermutet Ruppenthal eine sehr hohe Dunkelziffer. Denn dem Gesundheitsamt werden nur Fälle gemeldet, in denen die Erkrankung durch eine Blutuntersuchung beim Arzt nachgewiesen wurde. "Aber es geht wegen Grippe oder Durchfall längst nicht jeder zum Arzt. Und außerdem wird dort bei weitem nicht immer Blut abgenommen", erklärt Ruppenthal.

Angesichts dieser Zahlen zeigt sich Thomas Blug, Sprecher der Stadt Saarbrücken, überrascht: "Aus den Ämtern der Stadt melden sich momentan nicht mehr Leute krank als sonst." Auch eine Befragung der Krankenkassen ergibt, dass kaum mehr Leute zu Hause bleiben als in den vergangenen Jahren. Die AOK berichtet saarlandweit von einem Anstieg von sieben Prozent im Vergleich zum Januar 2016. Die IKK kann keinen nennenswerten Unterschied feststellen. "Der Januar ist aber generell ein strammer Monat für das Immunsystem", sagt IKK-Sprecherin Kristin Schäfer. Bei den Attesten handele es sich überwiegend um Erkrankungen der oberen Atemwege. Schäfer macht aber eine weitere Beobachtung: "Im Vergleich zur ersten Januar-Woche hat sich die Zahl der Krankmeldungen pro Woche mittlerweile fast verdoppelt." Es ist also gut möglich, dass die Krankheitswelle gerade erst richtig in Fahrt kommt.

Faasend ist Viren-Paradies

Auch Michael Ruppenthal vermutet, dass die Saarbrücker sich weiterhin warm anziehen müssen: "Nach Fasching liegt die Erkrankungszahl meistens auf dem Höhepunkt", erklärt er. Denn wenn an den sogenannten Tollen Tagen viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, ist das auch für Viren und Bakterien toll, denn sie verfreiten sich so am besten. "Für die sind das paradiesische Verhältnisse", sagt der Hygieneinspektor.

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