Viele wollen länger schlafen

Saarbrücken · Für knapp 1300 Saarbrücker Abc-Schützen beginnt ein neuer Lebensabschnitt. 2014 zählte die Stadt noch 1338 Schulanfänger. Laut einer Studie wäre es für Kinder und Jugendliche besser, wenn der Unterricht erst später am Vormittag losginge. Bildungsminister Ulrich Commerçon meint, die Schulgemeinschaften sollten selbst entscheiden. Die SZ fragte Passanten, was sie davon halten.

 Viele Kinder und Jugendliche glauben, dass sie besser lernen, wenn sie ausgeschlafen haben SZ-Archivsymbolfoto: Patrick Pleul/dpa

Viele Kinder und Jugendliche glauben, dass sie besser lernen, wenn sie ausgeschlafen haben SZ-Archivsymbolfoto: Patrick Pleul/dpa

"Wenn die Schule später anfangen würde, könnte ich länger schlafen. Also habe ich grundsätzlich nichts dagegen", sagt Riccardo Bentivegna und schmunzelt.

Der 22-jährige Auszubildende aus Dudweiler glaubt, dass er bei einem späteren Start in den Unterricht ausgeglichener wäre. Auch der Idee von Bildungsminister Ulrich Commerçon , dass jede Schulgemeinschaft ihren Unterrichtsbeginn selbst festlegt, kann Bentivegna etwas abgewinnen: "Verschiedene Schulbeginne wären auch von Vorteil. Schließlich tummeln sich dann nicht so viele Schüler in den öffentlichen Verkehrsmitteln rum. Das ist manchmal ziemlich eng." Die 16-jährige Laura Six, ebenfalls Berufsschülerin, sieht das ganz anders: "Ich würde lieber früher in die Schule gehen und dann auch früher Schluss haben. Zudem kann man sich am Nachmittag nicht mehr auf die Schulaufgaben konzentrieren." Ob die Schulen unterschiedlich beginnen, ist der Saarbrückerin egal. "Das kann jede Schule für sich entscheiden, wie sie möchte. Nur will ich lieber auf eine Schule gehen, die ihre Unterrichtszeiten regulär weiter beibehält", sagt die angehende Verkäuferin.

Heilpädagoge Johannes Maier ist im Rahmen einer Ferienfreizeit in Saarbrücken unterwegs: "Spätere Unterrichtszeiten würden beiden Seiten guttun. Zum Ersten wären die Schüler aufmerksamer, und zum Anderen wären die Lehrer ausgeglichener."

Der 51-Jährige hat selbst vier Kinder, von denen zwei noch in die Schule gehen. "Wenn die Schulen die Zeiten mit den Eltern besprechen und sich irgendwie einigen, steht dem meiner Meinung nach nichts im Weg", sagt der Freiburger.

"Später in die Schule zu gehen, ist gar nicht mal schlecht. Denn in vielen Berufen im kaufmännischen Bereich fängt die Arbeit schon später als die Berufsschule an. Das ist jedes Mal eine ziemliche Umstellung", erzählt Augenoptikerlehrling Alexander Litz. Aber eine Verordnung, wonach alle Schulen später anfangen müssen, würde er nicht gutheißen. "Jede Schule sollte die Zeiten individuell ihren Schülern und den verschiedenen Schulzweigen anpassen", empfiehlt der 22-Jährige aus Saarbrücken .

Michaela Skelnik, Mutter von zwei Schulkindern, sagt: "Da es immer mehr Schüler gibt, die von außerhalb eine Schule besuchen, finde ich einen späteren Unterrichtsbeginn gar nicht mal so schlecht." Das einzige Problem, welches die Integrationshelferin in einer Zeitenänderung sieht, ist die mangelnde Konzentration am Abend. "Die Kinder haben schon mittags keine Lust, etwas für die Schule zu tun. Dann würde sich das beim späteren Nachhausekommen nicht wirklich ändern", gibt die 36-jährige Saarbrückerin zu bedenken.

Ihr 14-jähriger Sohn Kevin würde einen späteren Schulanfang angenehmer finden - aber dann für alle Schulen. "Wenn die Schulen verschiedene Unterrichtszeiten hätten, wäre das aber ziemlich chaotisch. Gerade was die Busverbindungen angeht. Außerdem würde ich meine Freunde dann nicht mehr so oft sehen, da die teilweise auf andere Schulen gehen", sagt der Neuntklässler.

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