Viele Helfer stemmen den Theaterbetrieb

Saarbrücken · Wie fühlen Sie sich im neuen Domizil? Hat sich die künstlerische Arbeit durch das neue Theater verändert?Dieter Desgranges: Ich fühle mich wohl. Mein Herz hängt zwar manchmal noch an der Nauwieser Straße, aber hier am neuen Standort sind größere Produktionen möglich, wie auch Musik- und Tanztheater. Und wir haben bessere technische Möglichkeiten

 Vor einem Jahr war der große Tag: Dieter Desgranges erwartete die Gäste zur Eröffnung des neuen TiV. Foto: Iris Maurer

Vor einem Jahr war der große Tag: Dieter Desgranges erwartete die Gäste zur Eröffnung des neuen TiV. Foto: Iris Maurer

Wie fühlen Sie sich im neuen Domizil? Hat sich die künstlerische Arbeit durch das neue Theater verändert?

Dieter Desgranges: Ich fühle mich wohl. Mein Herz hängt zwar manchmal noch an der Nauwieser Straße, aber hier am neuen Standort sind größere Produktionen möglich, wie auch Musik- und Tanztheater. Und wir haben bessere technische Möglichkeiten. Der Kontakt und Austausch zwischen künstlerischer Arbeit und Verwaltung ist enger und besser.

Wie sehen die Auslastungszahlen aus? Kommen mehr Leute ins neue TiV?

Veronika Häfele: Genaue Statistik haben wir jetzt noch nicht, und was bedeutet eine gute Auslastung? Wir machen hälftig Programm entgegen dem sogenannten Mainstream. Das ist uns ein Anliegen, obwohl wir wissen, dass da keine Massen kommen. In der Regel sind die meisten Abende jedoch gut bis sehr gut besucht.

Was waren im letzten Jahr die Renner? Welche Stücke oder Gastspiele kamen am besten an?

Dieter Desgranges: Für mich war der Renner, dass es uns gelungen ist, Stücke von jungen, saarländischen Autoren auf die Bühne zu bringen. Auch dass unsere Eigenproduktion "Zeit im Dunkeln", die ein schwieriges Thema behandelt, vom Publikum gut angenommen wurde. Die Gastspiele waren gut besucht, hier zeigte sich eine steigende Tendenz. Trotzdem wäre hier mein Wunsch, dass die Saarländer mehr wagen und sich Veranstaltungen von Gastkünstlern anschauen, denn da wird sehr professionelles Theater geboten, das sonstwo ganze Säle füllt.

Thema Finanzierung. Wie kommt das TiV über die Runden? Wie viel Geld haben Theater und Team zur Verfügung, um den Spielbetrieb zu finanzieren?

Dieter Desgranges: Wir haben einen Zuschuss von 5500 Euro von der Stadt Saarbrücken für Gastspiele und können damit - wie schon erwähnt - sehr gute Künstler zu uns einladen.

Veronika Häfele: Die Stadt Saarbrücken stellt uns das Theater zur Verfügung. Für den reinen Theater- und Bürobetrieb inklusive Gema, Werbung und auch Reparaturen müssen wir selbst sorgen. Mitgliedsbeiträge decken diese Kosten nicht mal ansatzweise ab. Ein Anteil der Vorstellungseinnahmen bleibt beim TiV. Außerdem stellen wir unseren Raum zur Verfügung , und er wird recht gern genutzt. Zur Finanzierung einzelner Projekte bemühen wir uns um Zuschüsse von öffentlichen Stellen oder Sponsoren. Und wir sind sehr glücklich und dankbar, wenn uns das gelingt.

Das TiV ist weiterhin ein fast vollständig ehrenamtlich gemanagtes Theater. Wieviel Helfer arbeiten mit?

Veronika Häfele: Man kann sagen, kontinuierlich ist es ein Kreis von acht bis zehn Personen. Kürzlich habe ich das mal grob ausgerechnet und bin auf eine Zahl von zirka 8300 ehrenamtlich geleisteten Stunden im Jahr gekommen, ohne Produktions- und Probenzeiten für TiV-Produktionen. Wenn ich einen Stundenlohn von nur zehn bis zwölf Euro zugrunde lege, komme ich auf einen geldwerten Betrag von etwa 97 650 Euro! Unsere einzige Halbtagsstelle haben wir mit Unterstützung von Arbeit und Kultur und dank Spenden bis zum Sommer finanziert. Für die Zeit danach ist leider noch keine Lösung in Sicht.

Welche größeren Projekte stehen in nächster Zeit an? Was ist der Plan fürs zweite Jahr im neuen TiV am Landwehrplatz?

Dieter Desgranges: In den kommenden Monaten einige Premieren der freien Szene wie von Bettina Koch & Jürgen Reitz - bis Juni ist alles schon in unserem Programm zu finden. Der Regionalverband veranstaltet am 23. Juni auf dem Landwehrplatz ein sogenanntes Streetball-Projekt. Das TiV ist mit dabei. Abends hat unser neues Stück "Clyde und Bonnie" in Kooperation mit dem Regionalverband Premiere.

Veronika Häfele: Das Festival Perspektives hat bei uns angefragt, wir sind eventuell im Mai auch ein Aufführungsort.

Dieter Desgranges: Nach der Sommerpause ist ein gemeinsames Hoffest - Musikschule, TiV, Staatstheater und Hauck - geplant. Bis Ostern soll unsere Fassade fertig sein, und in der Sommerzeit wird der Hof renoviert. Im Herbst wird unser Programm wieder sehr interessant und vielseitig, denn wir haben Einiges vor. Unter anderem wird die Laura Ley Compagnie aus Frankreich zu Gast sein, wir zeigen ein Deutsch-Französisches Projekt Marlene/Piaf und die TiV-Produktion "Heimatwelten".

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was würden Sie am neuen Theater noch ändern?

Dieter: Mehr Parkmöglichkeiten für Mitarbeiter und Künstler.

 Von außen noch nicht so leicht erkennbar, aber rechts, hinter der hellbraunen Tür ist das neue Theater. Foto: Iris Maurer

Von außen noch nicht so leicht erkennbar, aber rechts, hinter der hellbraunen Tür ist das neue Theater. Foto: Iris Maurer

 Ohne diese beiden geht es nicht: Veronika Häfele-Zumbusch. . .

Ohne diese beiden geht es nicht: Veronika Häfele-Zumbusch. . .

 . . . und Dieter Desgranges. Fotos: Oliver Dietze

. . . und Dieter Desgranges. Fotos: Oliver Dietze

Veronika: Mir liegt sehr daran, dass in absehbarer Zeit - so wie es im letzten Jahr mit allen Verantwortlichen auch besprochen wurde - der Eingangsbereich entsprechend gestaltet wird, dass wir als eigenständiges Theater, als TiV, auch für "Nichteingeweihte" zu finden sind. Die Leute sind irritiert und suchen uns in der Alten Feuerwache und umgekehrt. Dass beide Theater optisch als zwei traulich nebeneinander liegende Spielstätten erkennbar sind, dass wäre mein Wunsch.

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