Viel Revolution und etwas Biosphäre

Saarbrücken · Ende Oktober sind drei Mitstreiterinnen der Initiative „Endlich Afrika“ nach Burkina Faso gereist, um sich vor Ort Fair-Trade-Projekte anzuschauen, und erlebten eine Revolution. SZ-Redakteurin Dörte Grabbert hat mit Doris Müller, Koordinatorin von „Endlich Afrika“, über die Reise, alte und neue Fair-Trade-Projekte gesprochen.

 Doris Müller (Mitte) mit ihren Reisebegleiterinnen Eva Bill (von links), Doris Kratkey, Stephanie Weinzierl und Frauen der Biosphäre „Mare aux Hippopotames“. Foto: Eva Bill

Doris Müller (Mitte) mit ihren Reisebegleiterinnen Eva Bill (von links), Doris Kratkey, Stephanie Weinzierl und Frauen der Biosphäre „Mare aux Hippopotames“. Foto: Eva Bill

Foto: Eva Bill

Ihre Reise nach Burkina Faso im Oktober war eigentlich als Fair-Trade-Erkundungstour gedacht. Doch sie haben eine Revolution erlebt. Schildern Sie bitte kurz Ihre Erfahrungen.

Gleich zu Beginn unseres Besuchs am 26. Oktober haben wir Massenproteste und Straßenblockaden gesehen, die schließlich am 31. Oktober noch während unserer Zeit in Burkina Faso den Sturz des Präsidenten Blaise Compaoré erzwangen. Wir haben hautnah miterlebt, wie es sich anfühlt, wenn ein überzeugtes Volk friedlich und beharrlich einen politischen Wandel herbeiführt. Am 28. Oktober etwa gab es eine Massendemonstration in der Hauptstadt Ouagadougou mit rund einer Million Teilnehmern, bei knapp drei Millionen Einwohnern in der ganzen Stadt. Nach dem Rücktritt des Präsidenten waren überall große Erleichterung und Hoffnung auf eine friedliche Entwicklung zu spüren. Wir fühlten uns zu keiner Zeit persönlich bedroht- die Burkinabés haben uns mit Stolz die Entwicklung der politischen Ereignisse erklärt.

Sie haben Fair-Trade-Projekte besucht. Unter anderem die Biosphäre "Mare aux Hippopotames". Was ist das genau?

Das Biosphärenreservat "Mare aux Hippopotames" ist eins von zwei Biosphärenreservaten des Landes. In der Biosphäre befinden sich zehn Dörfer. Es gibt einen Verband, der vom Umweltministerium ins Leben gerufen wurde und die Tätigkeiten der Dörfer bündelt. Hergestellt beziehungsweise angebaut werden Karitébutter, Honig, das Gewürz Soumballa, Cashews, Saatgut für Naturwaldbäume und medizinische Pflanzen. Die Dörfer versorgen sich selbst mit Mais, Hirse , Erdnüssen. Eine Infrastruktur für den Export ist noch nicht vorhanden. Uns ging es darum, die Arbeit der Biosphäre kennenzulernen, um Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Bliesgau zu finden.

Welche Kooperationen mit Initiativen aus Burkina Faso gibt es schon und welche sind geplant?

Wir versuchen mit der Initiative "Endlich Afrika", die es seit 2009 gibt, saarländischen Herstellern Geschäftskontakte zu Produzenten aus Burkina Faso, Kamerun und Kenia zu vermitteln. Am längsten ist Bliesgau-Kosmetik mit der Inhaberin Doris Kratkey mit von der Partie. Sie bezieht seit 2010 fair gehandelte biozertifizierte Karitébutter aus der Frauenkooperative Ragussi. Das Fair-Handelszentrum-Südwest bezieht seit 2011 aus Burkina Faso Kunsthandwerk, Möbel, Musikinstrumente, Schmuck und Batikarbeiten. Um nur einige Projekte zu nennen. In diesem Jahr habe ich die Gespräche mit dem burkinischen Baumwollstoffe-Hersteller IVATEX aufgenommen. Geplant ist die Bestellung von Dekostoffen aus Burkina Faso. Und der Biosphärenzweckverband Bliesgau prüft eine Kooperation mit der Biosphäre "Mare aux Hippopotames".

Zum Thema:

Auf einen BlickIn einem Vortrag im Kultur- und Lesetreff Brebach, Saarbrücker Straße 62, am Montag, 15. Dezember, 19 Uhr, berichten Doris Müller, Koordinatorin der Initiative "Endlich Afrika", und Eva Bill ausführlich über ihre Reise und die Protestbewegung in Burkina Faso. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos und Anmeldung unter Tel. (06 81) 87 26 41. red

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