Viel Absperrung, wenig Arbeit?

Saarbrücken · Einen Rad- und Fußweg zu sperren, obwohl dort nicht gebaut wird – der Fahrradclub ADFC kritisiert das. Auch wenn kein Arbeiter zu sehen ist, bedeute das ja nicht, dass nichts gearbeitet wird, sagt der Landesbetrieb für Straßenbau.

 Dieser Rad- und Fußweg unter der Johannisbrücke ist seit Monaten gesperrt, auch wenn dort nicht gearbeitet wird. Foto: Jan Messerschmidt

Dieser Rad- und Fußweg unter der Johannisbrücke ist seit Monaten gesperrt, auch wenn dort nicht gearbeitet wird. Foto: Jan Messerschmidt

Foto: Jan Messerschmidt

Was Fußgänger und Fahrradfahrer machen, interessiert den Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) nicht wirklich. Diesen Eindruck hat zumindest der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Seit über drei Monaten ist der Rad- und Fußweg zwischen dem Rodenhof und der Dudweiler Landstraße unter der Johannisbrücke wegen einer Baustelle komplett gesperrt. "Noch nicht einmal eine Umleitung ist ausgeschildert", beklagt Jan Messerschmidt vom Saarbrücker ADFC.

Dass der LfS die Interessen der Nicht-Autofahrer - im Gegensatz zum Bauamt der Landeshauptstadt - allenfalls am Rande wahrnehme, sei nicht neu, der "Fall Johannisbrücke" sei aber "besonders krass", sagt Messerschmidt. Dabei wäre es "mit etwas gutem Willen durchaus möglich gewesen, die Behinderung - immerhin 15 Minuten Umweg für Radfahrer, entsprechend mehr für Fußgänger - dadurch zu entschärfen, dass die Brücke nur dann gesperrt wird, wenn wirklich gearbeitet wird.", glaubt er.

Schließlich werde teilweise nur an vier Tagen pro Woche "mit kleiner Mannschaft" gearbeitet, hat der ADFC beobachtet. Über einen Monat lang sei die Baustelle "komplett verwaist" gewesen. Der ADFC rät dazu, der Baufirma übers Geld Druck zu machen.

Druck auf die Firma aus Baden-Württemberg machen? Nein, sagt der Sprecher des LfS, Klaus Kosok, "aufgrund der ohnehin komplexen Randbedingungen hielt und hält der LfS es weiterhin nicht für sachdienlich, die Bauaufgabe für den Auftragnehmer dadurch noch weiter zu verkomplizieren, dass ihm auferlegt wird, für bestimmte Bauzwischenzustände die Nutzung der Fußgängerbrücke durch den öffentlichen Verkehr zu ermöglichen".

Was den Auftrag so kompliziert macht? Die Brücke, die komplett saniert wird, führt über Gleise, erklärt Kosok. Und da brauche man Genehmigungen der Deutschen Bahn.

Die gab es zunächst nicht, weil ein Gerüst der Firma auf einem Wagen stehen soll, der auf den Gleisen läuft. Diesen Gerüstwagen habe die Bahn "zunächst nicht genehmigt, da keine Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt dafür vorliegt".

Baubeginn sollte im September letzten Jahres sein, Mitte Dezember dieses Jahres soll die Firma fertig sein. Ende 2014 habe die Firma begonnen, Teile abzureißen, teilt Kosok mit. Mittlerweile habe die Bahn "dem nach Überarbeitung nochmals vorgelegten Konzept zugestimmt". Kosok kündigt an: "Ende Januar werden die Arbeiten wieder aufgenommen."

Dass die Bauarbeiten unterbrochen wurden "und es für Dritte so aussieht, dass eine unnötige Sperrung des Bauwerks erfolgt, konnte der LfS nicht verhindern", sagt dessen Sprecher. Aber die Baufirma habe "im Rahmen der Ausschreibung angemessene Freiheiten". Kosok: "Bei der Auftragsvergabe musste ihr freies Baufeld, das heißt eine Vollsperrung der Brücke zugesichert werden." Durch "den vermeintlichen Stillstand" verlängere sich die Bauzeit nicht, versichert Kosok. Und eigentlich sei es ja gar kein Stillstand, denn: "In Wirklichkeit finden ja mit Nachdruck Planungs- und Genehmigungsarbeiten statt".

Eine Aufhebung der Sperrung für die Zeit des Stillstands sei geprüft, aber in Absprache mit dem städtischen Ordnungsamt verworfen worden - unter anderem weil Bauzaunfüße Stolperfallen seien. Auch die "derzeit desolate Beleuchtung" berge Gefahren.

Die Stadtverwaltung habe auch sonst keine Einwände gegen das Sperrungs-Konzept des LfS gehabt. Und "die Kosten für die Ausschilderung einer großräumigen Umleitung hätten in keinem angemessenen Verhältnis zum Nutzen gestanden", sagt Kosok.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort