Verschiedenheit als Chance

Merzig · Die Arbeitsstelle für Integrationspädagogik (AfI) der Lebenshilfe Merzig ermöglicht Kindern mit Beeinträchtigungen und besonderem Förderbedarf den Besuch einer wohnortnahen Kindertagesstätte. Jetzt besteht die AfI schon 20 Jahre. Derzeit werden 56 Kinder von 23 Pädagoginnen und 19 Integrationshelferinnen betreut.

Vor 20 Jahren wurden in allen saarländischen Kreisen Arbeitsstellen für Integrationspädagogik (AfI) geschaffen. Ziel war es, Kinder mit Beeinträchtigungen und besonderem Förderbedarf den Besuch einer wohnortnahen Kindertagesstätte zu ermöglichen.

Stetiges Wachstum

Im Landkreis Merzig-Wadern steht diese AfI-Stelle in Trägerschaft der Lebenshilfe. Im April 1994 begann man mit der Aufbauphase und schon vier Monate später konnten neun Kinder durch vier Integrationspädagoginnen betreut werden. Seither ist die Arbeitsstelle für Integrationspädagogik stets gewachsen. Heute kümmert sich ein interdisziplinäres Team von 23 Pädagoginnen und 19 Integrationshelferinnen um 56 Kinder in den Kindertagesstätten des Kreises.

Grundvoraussetzungen für das Gelingen von Inklusion sind eine gute Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen der Kindertageseinrichtungen, gemeinsames Handeln und regelmäßiger Austausch. Die Lebenshilfe orientiert sich an einer inklusiven Pädagogik, in der Unterschiedlichkeit als Normalität verstanden wird. Die Lernwege eines jeden Kindes verlaufen individuell. Verschiedenheit und Vielfalt werden als Chance gesehen, voneinander und miteinander zu lernen. Ziel ist die Teilhabe aller Kinder am gemeinsamen Spielen und Lernen im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Fortschritte in der Entwicklung

Seit Oktober 2013 besucht die sechsjährige Anais Kiefer die katholische Kindertagesstätte Maria Himmelfahrt in Rappweiler. Bei Anais wurde das Angelman-Syndrom diagnostiziert, das durch starke Entwicklungsverzögerungen, fehlende Aktivsprache und Epilepsie gekennzeichnet ist. Im Kindergarten fühlt sich Anais offensichtlich sehr wohl; die Eltern berichten, dass sie schon auf dem Weg dorthin durch frohe Laute ihre Freude zeigt. Im Kindergarten wird sie akzeptiert und von Erzieherinnen und Kindern liebevoll begrüßt.

In der ersten Zeit hat Anais die Kita erkundet und vieles ausprobiert. Das Kind ist neugierig, beobachtet die anderen Kinder im Spielgeschehen und profitiert viel vom Zusammensein. Inzwischen sind deutliche Entwicklungsschritte zu beobachten: Anais nutzt Räume und Turnhalle, um sich im Laufen zu üben. An einer Hand kann sie jetzt schon gut gehen. Anais wird angeleitet in der "Unterstützten Kommunikation" und lernt so, sich ohne Sprache mitzuteilen.

Übungen zur Kommunikation

Über Gestik und Mimik hinaus kann sie sich nun besser mitteilen, in Spielsituationen verweilen und sich länger mit verschiedenen Materialien beschäftigen. Anais benötigt eine intensive Förderung und umfassende Unterstützung im gesamten Tagesablauf. In der Kindertagesstätte gewährleisten dies die Erzieherinnen gemeinsam mit einer Integrationspädagogin und zwei Integrationshelferinnen der AfI. So kann man Anais viele Möglichkeiten im Bereich der Wahrnehmung bieten wie etwa Bällebad, Hängematte oder Nestschaukel. Dabei werden andere Kinder einbezogen. Diese profitieren ebenfalls vom Miteinander. Sie erfahren, dass jedes Kind besonders ist und lernen gegenseitige Rücksichtnahme und Akzeptanz. Familie Kiefer ist sehr froh über die gelungene Integration und positive Entwicklung ihrer Tochter. Anais ist vom Schulbesuch zurückgestellt und wird noch ein weiteres Jahr die Kita besuchen.

Kontakt: Lebenshilfe Merzig-Wadern, Arbeitsstelle für Integrationspädagogik, Bärbel Müller, Triererstraße 57, 66663 Merzig, Tel. (0 68 61) 93 96 79 46.

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