,,Verrückte Ideen” braucht das Land

Schauspielerin Elisabeth Brück und Autor Gerhard Bungert zu SR-„Tatort“, Saar-Image und zur Landtagswahl.

 Elisabeth Brück und Gerhard Bungert mit den Chefredakteuren Norbert Klein (SR) und Peter Stefan Herbst (SZ, von links). Foto: Oliver Dietze

Elisabeth Brück und Gerhard Bungert mit den Chefredakteuren Norbert Klein (SR) und Peter Stefan Herbst (SZ, von links). Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Der Saartalk ist ein gemeinsames Format von Saarländischem Rundfunk und Saarbrücker Zeitung. Diesmal stellten sich die Schauspielerin Elisabeth Brück sowie der Autor und Publizist Gerhard Bungert den Fragen von SR-Chefredakteur Norbert Klein und SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst. SZ-Redakteur Oliver Schwambach hat das Gespräch in Auszügen dokumentiert.

Herbst: ARD, Sonntag, 20.15 Uhr, "Tatort"-Zeit, wie regelmäßig saßen Sie früher, wie regelmäßig sitzen Sie heute zu dieser Zeit vor dem Fernseher?

BRÜCK Das hat eine gewisse Zeit lang gedauert. Ich musste zwölf Jahre alt sein. Vorher dufte ich nicht gucken, aber es hat mich vorher schon interessiert. Aber seither regelmäßig. (…) Und es war schon so für mich als Schauspielerin ein Format, wo ich gesagt habe, hey, das ist ein Format, das möchte ich gerne mal spielen.

Klein: Herr Bungert, Sie leben ja in Südfrankreich. Wie ist das bei Ihnen? 20.15 Uhr, ist das "Tatort"-Zeit für Sie - oder ist das eher ungewöhnlich?

BUNGERT Fast immer. Aber wenn der "Tatort" aus dem Saarland kommt, dann immer. Und nicht nur das, ich habe dann auch typisch saarländische Attitüden beim Zuschauen. Ich gucke immer zuerst, ob ich denjenigen kenne, der da zu sehen ist. (…)

Herbst: Was macht denn einen guten "Tatort" aus?

BUNGERT Ich habe ihn am allerliebsten, wenn wenig Action dabei ist, wenn es ein klassischer Rätselkrimi ist. Wenn ich die Möglichkeit habe, mitzuraten, wer war's denn jetzt? (…)

Klein: Wie war das jetzt beim letzten SR-"Tatort" "Söhne und Väter" mit einer richtigen Superquote. Macht das ein wenig stolz?

BRÜCK Das ist doch ganz toll für unser Land. (…) Und die Grundidee dieses "Tatorts" ist ja auch, dass das Saarland regional gespiegelt wird. Dass regionale Orte, Menschen, Persönlichkeiten auftauchen, das finde ich ganz großartig. Und ich finde es schön, dass das Saarländische wieder ein bisschen mehr Platz bekommt. Das ist auch etwas - ich mag unseren Dialekt sehr -, was unser Land wunderbar widerspiegelt.

BUNGERT Das Problem ist nur, die komischen Figuren, die werden in Mundart gebracht. (…) Im "Tatort" sind das immer die Witzfiguren. (…) Dass mal der Kommissar Mundart redet, oder mal der Mörder, das ist normalerweise nicht der Fall. (…)

BRÜCK Meine Figur entwickelt sich aber gerade dahin, dass ich auch mehr Mundart sprechen darf. (…)

Herbst: Sie waren auch mal Wahlkampfmanager von Oskar Lafontaine. Würden Sie es heute wieder machen? Hätten Sie zu diesem Landtagswahlkampf 2017 etwas beizutragen?

BUNGERT Nein

Herbst: Warum nicht?

BUNGERT Ich wohne in Südfrankreich, habe dort meinen ersten Wohnsitz. (…) Ich darf also im Saarland nicht wählen.

Klein: Wie kommt es zu diesem Widerspruch: Einerseits haben Sie gerade ein saarländisches Wörterbuch vorgelegt, wo es auch darauf ankommt, dass man die Sprache wie sie hier gesprochen wird, genau aufnimmt. Andererseits sagen Sie aber, in die Politik mische ich mich nicht ein. Da habe ich nichts damit zu tun, weil ich nicht mehr hier lebe.

BUNGERT Wenn ich das machen würde, dann wäre Oskar ein Kunde. (…) Und dann müsste ich ihm nutzen. Und ich bin der festen Überzeugung, dass es weder ihm noch seiner Partei nutzt, wenn sie im Saarland an die Regierung kommen.

Herbst: Das müssen Sie uns jetzt näher erklären...

BUNGERT Ich habe die Erfahrung gemacht in Frankreich, dass es unter Mitterrand ein Koalition gab mit der kommunistischen Partei. (…) Und das Ergebnis war, dass der schwächere Partner, in dem Fall ganz eindeutig die kommunistische Partei, deren Leute auch sehr gut gearbeitet haben als Minister, dann weg waren, die gibt es nicht mehr.(…) Das heißt, es nicht immer sinnvoll in die Verantwortung zu kommen, wenn der Spielraum sehr klein ist. Der kleinere Partner ist immer benachteiligt.

Herbst: Wie finden Sie die Image-Kampagne des Saarlandes "Großes entsteht immer im Kleinen"?

BRÜCK Ich glaube, dass hier bei uns im Saarland ganz viel entstehen kann. (…)

Klein: Die Diskussion läuft ja aber so, ihr seid viel zu klein, um zu überleben …

BRÜCK Ein Riesenfehler…

BUNGERT Ein Riesenfehler. Der Scholl-Latour hat mal gesagt, das hier ist die Wiege des Abendlandes. (…) Wenn wir auf die europäische Karte setzen, kann gar nichts passieren. (…)

Herbst: Darüber wird sehr viel geredet, aber im Tagesgeschäft passiert dann letztlich wenig.

BUNGERT Es gibt eben Leute in der Politik, die sind froh, wenn der Tag 'rum ist, und es ist nichts Schlimmes passiert. Die sind mit Schuldenverwaltung beschäftigt. Es gibt zu wenig Kreativität. Wir brauchen auch mal ein paar Spinner, die verrückte Ideen haben.

Zum Thema:

Elisabeth Brück (Jahrgang 1972) spielt seit 2013 als Kommissarin Lisa Marx mit Devid Striesow im Saar-"Tatort". Die gebürtige Saarlouiserin steht auch auf der Theaterbühne und ist als Produzentin für Bühne und TV tätig. Gehard Bungert (Jahrgang 1948) war Journalist, Autor und Wahlkampfmanager. Zudem hat der "Spieser Bub" zahlreiche Bücher über das Saarland und seine Geschichte verfasst. Zuletzt das Mundartlexikon "Saarländisch - So schwätze unn so schreiwe mir" (Geistkirch Verlag).

,,Die ,Tatort'-Rolle ist für mich ein Stück Herzblut“


Zum Abschluss des Saartalks gilt es, vorgegebene Sätze möglichst spontan zu ergänzen.

Herbst: Frau Brück, die Rolle der "Tatort"-Kommissarin Lisa Marx ist für mich…

BRÜCK
…ein Stück Herzblut.

Klein: Zu einem guten "Tatort" gehört vor allem…

BUNGERT
…, dass auch Saarländisch geredet wird, und dass man nicht erst nach einer halben Stunde merkt, dass das Ganze in Saarbrücken spielt oder im Saarland.

Herbst: Neben Devid Striesow zu spielen, ist nicht immer ganz einfach, weil …

BRÜCK
…wir spielen nicht neben, wir spielen zusammen.

Klein: Die wichtigste Erkenntnis aus meinem Studium der Soziologie und Psychologie ist …

BUNGERT
..., dass das Saarland durch seine Überschaubarkeit ein ideales Training ist für soziale Intelligenz.

Herbst: Mein Lebensmotto lautet…

BRÜCK
Ich möchte fröhlich und gesund ganz alt werden hier in unserem schönen Saarland.

Klein: Mein Lebensmotto lautet…

BUNGERT
Das Gleiche, aber pendelnd zwischen dem Saarland und Südfrankreich.

Herbst: An Gerhard Bungert habe ich heute schätzen gelernt, dass…

BRÜCK
…sein Herz.

Klein: An Elisabeth Brück habe ich heute schätzen gelernt, dass…

BUNGERT
… sie ein Profi ist - ich entschuldige mich in diesem Fall für den männlichen Artikel -, von dem wir noch sehr viel erwarten können, weil sie nämlich einen sehr breiten Bauchladen hat. Das heißt, einiges uns noch zu verkaufen hat, und so wie ich sie kennen gelernt habe, auch zu schenken.

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