Vergänglicher Zauber

Saarbrücken · Beim St. Wendeler Weihnachtsmarkt ist erstmals ein Eisbildhauer zu Gast. Miro Rismondo aus Slowenien wird vom 11. bis 14. Dezember täglich je eine Skulptur aus einem Eisblock schaffen. SZ- Redakteurin Evelyn Schneider sprach im Vorfeld mit dem Bildhauer über seine Kunst und die Vergänglichkeit seiner Werke.

 Zwei Eisskulpturen des slowenischen Künstlers Miro Rismondo. Fotos: Ice sculptures Rismondo

Zwei Eisskulpturen des slowenischen Künstlers Miro Rismondo. Fotos: Ice sculptures Rismondo

 Miro Rismondo

Miro Rismondo

Wie lange sind Sie schon als Eis-Bildhauer tätig?

Miro Rismondo: Ich hatte vor 20 Jahren die erste Begegnung mit Eis. Zunächst waren die Skulpturen eher plump. Dann haben sie sich in elegante Eisskulpturen und in Kunst verwandelt. Aber es ist nicht nur die Kunst. Eis alleine fasziniert mich. Ich bin nun seit 15 Jahren professioneller Eis-Bildhauer. Aber ich arbeite auch mit Sand und Holz. Außerdem würde ich gerne mal mit Stein arbeiten.

Wie sind Sie zu dieser Kunstform gekommen?

Rismondo: Ich habe 22 Jahre als Chefkoch in einem Hotel in Ljubljana gearbeitet. Das Sprichwort ,Wenn du die Hitze nicht magst, verschwinde aus der Küche' habe ich wohl zu wörtlich genommen (lacht). Nein, im Ernst. Ich habe es geliebt, Essen in einem Hotel-Restaurant zuzubereiten. Das war für mich auch eine Art Kunst, in der ich mich ausdrücken konnte. Dann habe ich entschieden, nur noch als Bildhauer zu arbeiten. Beide Jobs sind hart und verlangen Körper und Geist 100 Prozent ab. Bei der Arbeit mit Eis habe ich auch meinen Frieden gefunden.

Woher nehmen Sie die Ideen für die Skulpturen ?

Rismondo: Erstens aus der Natur um mich herum. Das sind in der Regel meine besten Arbeiten. Und zweites aus dem Internet. Onkel Google weiß alles (lacht). Übers Netz bin ich auch in Kontakt mit anderen Künstlern.

Was wenn es während des Weihnachtsmarktes verhältnismäßig warm ist: Können Sie dann trotzdem arbeiten? Oder brauchen Sie gewisse Minus-Grade für Ihre Kunst?

Rismondo: Warmes Wetter ist kein Problem. Ich arbeite im Sommer manchmal in Shorts und bei 40 Grad. Dann schmelzen die Skulpturen schneller. Die größte Bedrohung für die Eisskulpturen ist direkte Sonneneinstrahlung. Klares Eis bricht in kleine Kristalle und die Skulptur kann innerhalb von 15 Minuten zerstört sein.

Wie lange brauchen Sie für eine Skulptur?

Rismondo: Das ist unterschiedlich, die kürzeste Zeit waren 13 Minuten. Das war eine Bergziege aus einem einzigen Eisblock, bearbeitet mit einer Kettensäge. In der Regel brauche ich zwischen zwei und acht Stunden. Auf dem St. Wendeler Weihnachtsmarkt werden ich jeden Tag eine zwei Meter große Skulptur schaffen. Daran arbeite ich jeweils vier bis acht Stunden.

Ist es nicht enttäuschend, wenn Sie so viel Arbeit in eine Skulptur stecken, die dann irgendwann verschwindet?

Rismondo: Ich habe diese Frage für mich schon vor einigen Jahren beantwortet. Am Anfang war es sehr schwierig für mich, wenn die Skulptur geschmolzen war. Aber heute begreife ich das Schmelzen als einen Teil des lebendigen Prozesses der Skulptur. Was mit römischen Skulpturen über Jahrhunderte geschehen ist, sehen wir an einer Eis-Skulptur in nur einem Tag. Tatsächlich ist eine Eis-Skulptur lebendig, während des Schmelz-Prozesses wird sie weicher, verwandelt sich, wird vom Adler zur Taube.

Woher bekommen Sie so große Eisblöcke?

Rismondo: Meine Eisblöcke sind 100 mal 50 mal 25 Zentimeter groß und zirka 130 Kilogramm schwer. Sie können zu einem größeren Block verbunden werden. Mein bislang größter Block wog acht Tonnen. Das Eis wird mit einer speziellen Eisblock-Maschine hergestellt.

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