Verein bekämpft Barrieren für Behinderte

Saarbrücken. Vor 25 Jahren wurde der Saarbrücker Verein Miteinander Leben Lernen e.V. (MLL) gegründet. Rund 350 Mitglieder des Vereins kämpfen bis heute darum, dass behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene am ganz normalen Leben teilhaben können - und zwar in allen Bereichen des Lebens

Saarbrücken. Vor 25 Jahren wurde der Saarbrücker Verein Miteinander Leben Lernen e.V. (MLL) gegründet. Rund 350 Mitglieder des Vereins kämpfen bis heute darum, dass behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene am ganz normalen Leben teilhaben können - und zwar in allen Bereichen des Lebens. 1984 von Eltern und Pädagogen als Selbsthilfeorganisation gegründet, ist der MLL heute eine professionelle Organisation mit 220 hauptamtlichen Mitarbeitern. Den Freizeitangeboten, die der Verein zum Großteil selbst finanziert, ist es zu verdanken, dass sowohl körperlich als auch geistig behinderte Kinder und Jugendliche Dinge tun können, die auch ihre nichtbehinderten Altersgenossen gern machen: Tanzkurse gehören dazu ebenso wie ein Kneipenbummel oder der Besuch von Konzerten und Festen. "Außerdem veranstalten wir jährlich sieben bis acht integrative Ferienfreizeiten", sagt Ilse Blug. Sie und Traudel Hell sind die Geschäftsführerinnen des Vereins Miteinander Leben. Integrativ bedeutet, dass Kinder mit und ohne Behinderung dabei sind und Gelegenheit haben, gemeinsam etwas zu erleben. Diesen integrativen Ansatz hat sich der Verein MLL auf die Fahnen geschrieben. Mit beachtlichen Erfolgen: So gibt es im Nauwieser Viertel seit Oktober 2008 eine Wohngemeinschaft, in der junge Erwachsene mit und ohne Behinderung wohnen. Eine zweite, kleinere WG, wurde in der Richard-Wagner-Straße gegründet. Das Modell erweise sich als tragfähig, berichtet Ilse Blug: "Die Behinderten fühlen sich sehr wohl und kommen erstaunlich gut klar, und die WG-Mitglieder ohne Behinderung erleben den Alltag in der Wohngemeinschaft als Bereicherung." Auch beim Thema Arbeit geht der Verein neue Wege. "Wir bieten Jugendlichen, die nicht in einer Behindertenwerkstatt arbeiten möchten, eine Berufsvorbereitung in Betrieben an, mit dem Ziel, sie auf dem regulären Arbeitsmarkt zu integrieren", sagt Blug. Das Sozialministerium unterstütze das Projekt. Es ermögliche eine Finanzierung über das so genannte "persönliche Budget" für Jugendliche mit Behinderung. Drei Jugendliche haben inzwischen eine feste Stelle gefunden, sieben weitere fangen jetzt mit der Berufsvorbereitung an. Können sich die MLL-Mitglieder also nach 25 entspannt zurücklehnen? Ganz und gar nicht, wie Ilse Blug und Traudel Hell deutlich machen. Denn ein großes Problem sei geblieben: Die Situation behinderter Schulkinder. In ganz normalen Regelschulen sollen die Kinder unterrichtet werden, fordert der Verein und unterstützt Eltern, die ihre Kinder an einer normalen Schule einschulen lassen möchten. "Aber das ist nach wie vor mit großen Schwierigkeiten verbunden und funktioniert nur an Schulen, die Integration wirklich wollen", sagt Ilse Blug. Dabei sei es erwiesen, dass sich die Entwicklungschancen behinderter Kinder durch die Integration in Regelschulen deutlich verbessern und auch nicht behinderte Kinder davon profitieren. "Trotzdem halten die politischen Entscheidungsträger im Saarland nach wie vor an der Einteilung in Regel- und Sonderschulen fest", kritisiert Traudel Hell und Ilse Blug. Große Hoffnungen setzen die Geschäftsführerinnen von Miteinander Leben lernen nun auf die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN), die in Deutschland seit Jahresbeginn gilt. Sie spricht behinderten Menschen das Recht auf Bildung zu und schreibt zur Verwirklichung dieses Rechts ein "integratives Bildungssystem" vor. Ganz im Sinne von MLL.

Auf einen Blick Der Verein Miteinander Leben Lernen (MLL) setzt sich dafür ein, dass Behinderte ganz normal leben können und die Unterstützung erhalten, die sie dazu benötigen. In diesem Jahr feiert der Verein sein 25. Jubiläum. Unter dem Motto "Respekt 25" lädt er für den 7. November zu einem Benefizkonzert in die Johanneskirche und einem anschließendem Musikprogramm in mehreren Gaststätten im Nauwieser Viertel ein. Weitere Informationen beim MLL, Telefon (06 81) 68 79 70; E-Mail: info@mllev.de; Internet unter www.mllev.de. rae

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