Uniklinik will Pflegepersonal sparen

Homburg · Dem Pflegepersonal am Homburger Universitätsklinikum steht offenbar eine Sparrunde bevor. Die Unternehmensberatung Roland Berger hat im Auftrag des Klinikum-Vorstands den Pflegedienst überprüft und Sparvorschläge unterbreitet. Gewerkschafter fürchten nun einen Personalabbau.

Das Universitätsklinikum in Homburg (UKS) will bei seinem Pflegepersonal den Rotstift ansetzen. Pflegedirektion und Pflegedienstleitungen am Klinikum prüften derzeit, wie sie in ihrem Bereich Geld sparen könnten, bestätigte das UKS gestern. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet zusätzliche Belastungen für Krankenschwestern und Pfleger, die am Ende auch die Patienten zu spüren bekommen könnten.

Insgesamt gut 1200 Vollzeitkräfte arbeiten im Pflegedienst der Universitätskliniken. Im Budget des Klinikums machten sie rund 30 Prozent aller Personalkosten aus, nach Auffassung des Klinikum-Vorstands "ein signifikanter Kostenblock".

Der Vorstand hatte deshalb im vergangenen Herbst die bekannte deutsche Unternehmensberatung Roland Berger damit beauftragt, das chronisch unterfinanzierte Klinikum unter die Lupe zu nehmen. Konkret sei es um eine "Refinanzierungsanalyse und Potentialidentifikation Pflegedienst" gegangen, teilte das UKS mit. Die Berater sollten also prüfen, wie und wo sich im Pflegebereich Geld sparen lässt.

Das Ergebnis dieser Analyse liegt nach Angaben des Klinikums seit dem 9. Dezember vor. Die Berater fanden demnach heraus, dass die Personalkosten im Pflegebereich ein Loch von fünf bis 7,7 Millionen Euro hinterlassen, das nicht durch die Pauschalvergütungen der Krankenkassen gedeckt ist. In Arbeitsplätze umgerechnet bedeute das 90 bis 140 Stellen, die das Klinikum - aus Kostenperspektive betrachtet - zu viel besetzt hat.

Die Gewerkschaft Verdi fürchtet deshalb nun einen Stellenabbau bei den Pflegekräften. Treffen könnte das vor allem befristet Beschäftigte, deren Verträge demnächst auslaufen, warnte der Leiter des Fachbereichs Gesundheit bei Verdi Saar, Thomas Müller. Krankenschwestern und Pfleger seien "total ausgebrannt" und hätten schon jetzt "wahnsinnige Überstundenberge" angehäuft, mahnte Müller. Bei ihnen Stellen abzubauen, sei ein völlig falsches Signal, auch wenn die Finanzausstattung der Universitätskliniken in Deutschland tatsächlich nicht gut sei.

Welche Schlüsse das Universitätsklinikum aus der Roland-Berger-Analyse ziehen wird, steht eigenen Angaben zufolge noch nicht fest. Die Berater hätten einige Sparvorschläge unterbreitet, die die Pflegedirektion und die zuständigen Pflegedienstleitungen nun berieten. Vorgetragen haben die Berater demnach unter anderem Änderungen bei der internen Organisation und der Einsatzplanung. Außerdem könnten anstatt examinierter Krankenschwestern und Pfleger vermehrt billigere "Servicekräfte und Versorgungsassistenten" zum Einsatz kommen.

"Würde das großflächig gemacht, würde das auch das Niveau in der Pflege reduzieren", sagte Gewerkschafter Müller. Mögliche negative Auswirkungen auf die Patienten sehen auch Patientenfürsprecher. Im Falle eines Stellenabbaus verdichte sich die Arbeit der verbleibenden Schwestern und Pfleger noch weiter, sagte Renate Pfeffer, eine von zwei Patientenfürsprecherinnen am UKS. "Und wenn mehr Stress auf der Station ist, nehmen das auch die Patienten wahr", sagte Pfeffer, die bis vor einigen Jahren selbst 40 Jahre am Homburger Klinikum in der Pflege im Einsatz gewesen war.

Die Verantwortlichen bei Verdi sind bereits dabei, den Protest gegen mögliche Einsparungen zu organisieren. Angedacht sind bislang ein Flashmob und eine 24-stündige Mahnwache in der Homburger Innenstadt. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat anlässlich des Neujahrsempfangs am Uniklinikum in Homburg erneut versichert, dass "ab Juli die Eckpunkte zur Hochschulentwicklung stehen werden". Dazu zähle auch die Zukunft der Zahnmedizin. Sie erwarte einen konstruktiven Beitrag vom Uniklinikum, eine schlichte Verweigerungshaltung reiche nicht, sagte die Ministerpräsidentin. Dekan Michael Menger betonte, das Gutachten des Wissenschaftsrates zeige, dass nicht die wissenschaftliche Leistung, sondern die in den Augen des Rates zu geringe Absolventenzahl von 15 ein Problem darstelle. Dies soll nun mit Hilfe einer Kooperation, etwa mit Luxemburg, behoben werden. Man möchte damit auf 40 Absolventen kommen.

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