Ungewöhnliches Konzert im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik

Saarbrücken · „Draußen und drinnen. Eine Untersuchung“ ist der Titel eines Konzertes, bei dem vier Künstler aus Alltagsklängen Musik erschaffen. Mit dabei sind Katharina Bihler, Stefan Scheib, Elisabeth Flunger und Ute Völker.

 Draußen und drinnen: Katharina Bihler und Stefan Scheib vor und in ihrem Proberaum in St. Arnual. Foto: Kerstin Krämer

Draußen und drinnen: Katharina Bihler und Stefan Scheib vor und in ihrem Proberaum in St. Arnual. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Wie kriegt man Alltagsklänge in den Konzertsaal? Wie macht man Musik aus Straßen- und Baustellenlärm, aus Zug- und Busgeräuschen, aus ploppenden Wassertropfen, Kindergeschrei oder dem zufällig belauschten Geplauder am Nebentisch?

Dieser Frage spürt im Rahmen der Saarbrücker Sommermusik die Veranstaltung "Draußen und drinnen. Eine Untersuchung" nach. Es ist ausdrücklich keine "Liquid Penguin"-Produktion, auch wenn die Schauspielerin, Sprecherin, Sängerin und Autorin Katharina Bihler und der Bassist, Komponist und Soundtüftler Stefan Scheib beteiligt sind. Von daher handelt es sich auch nicht um eine inszenierte Performance: "Es ist ein Konzert", stellt Stefan Scheib klar - ein Konzert, für das sich das Duo mit zwei Musikerinnen von auswärts zusammengetan hat.

Da wäre zum einen die Schlagzeugerin, Percussionistin und Komponistin Elisabeth Flunger, die auch die Idee zu dem Projekt hatte. Flunger ist gebürtige Südtirolerin, studierte in Wien und lebt heute in Luxemburg. Mit Stefan Scheib zusammen spielt sie seit 2008 im Duo "Flunger/Scheib", das bereits eine CD veröffentlicht hat. Kennengelernt haben sich die beiden 2007, als Luxemburg Kulturhauptstadt war. Obwohl Flunger klassisches Schlagzeug studiert hat, liegt ihr Schwerpunkt auf freier Improvisation; ihre Spezialität ist das Musizieren auf Metallobjekten, darunter auch Schrottteile. Ebenfalls der freien Improvisation verschrieben hat sich die Akkordeonistin Ute Völker aus Wuppertal. Sie ist Spielpartnerin von Flunger und Mitorganisatorin des Wuppertaler "Orts", einer von dem Musiker Peter Kowald gegründeten renommierten Bühne für improvisierte Musik.

Ursprünglich hatten sich die vier auf Baustellenlärm fokussiert, dann aber ihre akustische Recherche auf andere Umweltgeräusche ausgedehnt, die sie aufgenommen und anschließend in Noten und Texte transkribiert haben.

Dafür griff das Quartett überwiegend auf Tonkonserven aus dem eigenen Archiv zurück, die eher zufällig entstanden: "Als Hörspielmacher haben wir ja immer Mikrofone dabei", erklärt Scheib. Durch die Weiterverarbeitung wird die Wahrnehmung für vermeintlich Bedeutungsloses, Nebensächliches oder Nervtötendes geschärft: Lärm wird zu Kammermusik, Gesprächsfetzen wachsen zu Dramen, und manches Geräusch offenbart unvermutete poetische Qualitäten.

Ironie oder unfreiwillige Komik ergibt sich dabei aus dem Ton-Material selbst - wenn etwa zwei einfach strukturierte Mädels im Bus lautstark ihr Liebesleben diskutieren. Aufführungsort ist die Stadtgalerie, in die ergänzend via Mikrofon Live-Klänge vom St. Johanner Markt gespült werden.

"Draußen und drinnen. Eine Untersuchung": Donnerstag, 10. September, 20 Uhr, Stadtgalerie. Eintritt frei.

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