Umweltschützer müssen rechnen können

Regionalverband · Klimaschutz kostet viel Geld, meinen die Bürger. Klimaschutz bringt Geld, sagt Hans-Henning Krämer, der von St. Ingbert aus auf die Öko-Bilanz im Biosphärenreservat Bliesgau ein Auge hat.

Wer die Umwelt retten will, muss gut in Mathe sein. Diesen Eindruck gewinnt, wer mit dem Klimamanager des Biosphärenreservats Bliesgau spricht.. Hans-Henning Krämer beackert seit einem Jahr die Biosphäre mit Augenmerk auf einer besseren Öko-Bilanz. Schließlich hat sich das Reservat - mit Ausnahme der Gemeinde Mandelbachtal - bei dem Projekt "100 Prozent Klimaschutz" eingeklinkt, möchte als Modellregion zeigen, wie der Ausstoß schädlicher Gase radikal in den Keller zu fahren ist. Ein Teil der Arbeit Krämers besteht aus Auswertungen von statistischem Material. So trocken und mathematisch das klingt, es kann auch spannend sein. Denn der Klimamanager kommt zu interessanten Einschätzungen. "Es heißt immer, Klimaschutz kostet uns so viel Geld", sagt Krämer, "aber das berücksichtigt nicht die regionale Wertschöpfung." Wenn man die Investitionen alleine für Photovoltaik seit 1999 betrachte, seien über 21 Millionen Euro in die Region zurückgeflossen.

Wie kommt Krämer zu der Zahl? Er hat sich zunächst Daten aus den verschiedenen Förderprogrammen vorgeknöpft, die es im Bereich der grünen Energie in den vergangenen Jahren gegeben hat. Detailliert listet er auf, in welcher Biosphären-Kommune dabei von öffentlicher Hand wie auch privater Seite Investitionen mit Förderkulissen getätigt worden sind. Ob Blockheizkraftwerk, Heizungserneuerung, Wärmedämmung, Sonnenenergie oder Windkraft, über verschiedene Programme wurde viel Geld bewegt. Über die Landesprogramme etwas weniger als 21 Millionen Euro, über Marktanreizprogramme des Bundes knapp über 21 Millionen Euro.

Im Bereich der Photovoltaik kommt Krämer auf der Daten-Grundlage durch Stromeinspeisegesetz, 100 000-Dächer-Programm und Erneuerbare-Energien-Gesetz auf eine Summe von knapp 136 Millionen Euro, die in der Biosphäre in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten ausgegeben wurden. Ausgehend von rund 20 Prozent Kostenanteil für Montage und Elektroarbeiten und unter der Annahme, dass 80 Prozent dieser Arbeiten von Handwerkern der Region gemacht worden sind, kommt er schließlich auf die besagten 21 Millionen Euro, die lediglich über diesen einen Öko-Wirtschaftszweig in der Region geblieben sind.

Andere Bereiche, etwa das Verfeuern von Holz dürfte auch für sechsstellige Wertschöpfungseffekte sorgen, sagt Krämer. Interessant ist auch, dass nach seinen Berechnungen St. Ingbert überproportional partizipiert hat. Mit 1,5 Millionen seien fast die Hälfte des Fördergeldes vom Land in der Mittelstadt angekommen, obwohl nur etwa ein Drittel der Biosphären-Bürger dort wohnen.

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