Umfrage bringt Aufwind für G9-Initiative

Saarbrücken · Mit einer Forsa-Umfrage hat die Bürger-Initiative für die Rückkehr zu G9 einen neuen Schub erhalten. Ein Thema im Landtagswahlkampf ist das sehr unbeliebte „G8-Turbo-Abitur“ jedoch bisher nicht.



Wenn am heutigen Samstag auf dem Homburger Christian-Weber-Platz ab 10.15 Uhr und vor dem Saarbrücker Karstadt ab 13 Uhr die Unterschriftensammler der Bürger-Initiative "G9-Jetzt!-Saarland" ihre Stände aufbauen, dürften sie in bester Laune sein. Denn das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage gibt ihrem angepeilten Volksbegehren, das die Rückkehr zum Anitur in neun Jahren im Saarland zum Inhalt hat, eine feste Grundlage. 72 Prozent der Saarländer wünscht sich eine Rückkehr zu G9, das ab dem Jahr 2000 hierzulande zum Auslaufmodell wurde. CDU-Kultusminister Jürgen Schreier hatte die von dem jüngst verstorbenen Bundespräsidenten Roman Herzog (CDU) in seiner berühmten "Ruck-Rede" aufgestellte Forderung am schnellsten in Deutschland umgesetzt und das schon bald als "Turbo-Abi" verrufene Abitur in acht Jahren (G8) im Saarland durchgesetzt. Andere Bundesländer folgten. Doch der Wind drehte sich. Nicht nur die Universitäten klagten über die Abiturienten, die noch unausgereift an die Hochschulen kamen. Auch die deutsche Wirtschaft, die einst auf G8 gesetzt hatte, erkannte, dass mit den G8-Abiturienten oft noch kein Staat zu machen war. Doch am meisten stöhnten Schüler, Eltern und Lehrer unter dem (Leistungs-)Druck, der das Zusammenleben in vielen Familien auf eine harte Probe stellt. Doch während andere Bundesländer aufgrund der negativen Erfahrungen zu G9 zurückkehrten, änderte die CDU/SPD-Landesregierung nichts. Es gelte, den Schulfrieden zu wahren, betont Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) stets. Und es gebe ja eine Alternative - mit einem G9-Abitur, das an den Gemeinschaftsschulen gebaut werden könne.
Doch das ist keine Alternative für die Vertreter von "G9-Jetzt!-Saarland", die derzeit 5000 Unterschriften sammeln, die sie bis Ende April 2017 an die Kommunalaufsicht beim Innenministerium zur Prüfung einreichen wollen. "Wir wollten fürs Saarland bestätigt haben, dass die Mehrheit sich eine Rückkehr zur neunjährigen Schulzeit an Gymnasien wünscht", sagte Katja Oltmanns, 49, Mutter zwei Kinder am Saarbrücker Otto-Hahn-Gymnasium, Vorsitzende des Elternvereins für schulische Bildung Saar und Sprecherin der Initiative "G9-Jetzt!-Saarland" der SZ. Das klare Ergebnis der Forsa-Umfrage sei ein Hinweis für den Vorstand der Landeselternvertretung Gymnasien sich darüber Gedanken zu machen, welche Interessen die von ihm vertretenen Eltern haben, sagte der andere Elternvereinschef Guido Jost, 50, der zwei Kinder am Saarbrücker Rotenbühl-Gymnasium hat. Im Landtagswahlkampf spielt das Thema bisher kaum eine Rolle. Die Umfrage könnte das ändern.

Was zählt der Bürgerwille?

Von SZ-Redakteur Dietmar Klostermann

Politiker misstrauen mit guten Gründen den Umfragen von Meinungsforschungs-Instituten. Zu oft wurden sie an Wahlabenden enttäuscht, schockiert oder überrascht vom wahren Ergebnis. Deshalb werden viele CDU/SPD-Regierungsvertreter zu der Drei-Viertel-Mehrheit, die die Forsa-Umfrage für eine G9-Rückkehr erbracht hat, versuchen, das Ergebnis als wenig tauglich darzustellen. Dennoch hat die Bürger-Initiative "G9-Jetzt!-Saarland" jetzt einen Treffer gelandet, der die Schuldebatte, gerade im Wahlkampf, mit bestimmen wird. Mit ihrem Umfrage-Ergebnis im Rücken fällt es den Aktiven zudem leichter, die noch vor ihnen liegenden Hürden beim Volksbegehren zu nehmen. Denn das Werben um Unterschriften ist weitaus aufwendiger als eine Umfrage.

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