TV-Moderator und Winzer Günther Jauch zu Gast im Saarbrücker Schloss

Saarbrücken · Showmaster Günther Jauch pendelt seit vier Jahren zwischen Berlin und dem 500-Seelen-Dorf Kanzem an der Saar. Dort baut er sich zusammen mit seiner Frau Thea ein zweites berufliches Standbein als Winzer auf. Am Mittwoch war er beim Wirtschaftsclub Saar-Pfalz-Moselle zu Gast.

Das Saarland ist nicht mehr als eine Transit-Strecke für ihn. Noch. Wenn Günther Jauch (58) nachts vom Ensheimer Flughafen in sein Weingut in der Nähe von Trier fährt, beeindruckt ihn die farbig glühende Silhouette der Alten Völklinger Hütte. Ihm sei erst dadurch bekannt geworden, dass die Unesco auch Industriekultur als Weltkulturerbe auszeichne, was er großartig findet: "Das war eine echte Bildungslücke." Jedenfalls will der Mann, der in Potsdam mit Millionen barocke Denkmäler unterstützt, unbedingt mal ins stillgelegte Eisenwerk. Auch der Weinmarkt Saarland interessiere ihn, verriet Jauch der SZ, bevor er am Mittwoch vor 180 Gästen im Saarbrücker Schlossfestsaal auftrat.

Die Jauchs sehen sich nicht als Hobby-Winzer. Die sinngemäße Leitfrage eines "Zeit"-Porträts aus dem Jahr - Gibt es einen Erfolg nach dem Fernseherfolg? - , über die Jauch damals grübelte, ist vier Jahre nach dem Kauf des jahrhundertealten Von-Othegraven-Anwesens, beantwortet: "Wir wollen das Weingut nach vorne bringen", sagt Jauch. Die Weinproduktion sei eine ernsthafte berufliche Option nach der Fernsehkarriere. Das Weingut gehörte Jauchs Großonkel Max, lieferte weltweit begehrte Kult-Rieslinge. Und wenn Jauch in Kindertagen nach Besuchen an der Saar wieder nach Hause fuhr, trug er Bilder eines "unermesslichen Reichtums" mit sich. Heute sei das Gut eine "ökonomische Herausforderung", berichtet Jauch. Filetieren könne einen solchen Besitz jeder, aber er und seine Frau wollten das Kulturerbe im "Vierklang" erhalten: historischer Park, legendäre Weinberge, den Weinkeller und das schlossartige Gebäude. Jauch ließ Holzöfen installieren, um die Heizkosten zu minimieren. "So oft es geht" reist er nach Kanzem , absolviert Messen. Wobei er sich von Mittwoch bis Sonntagabend grundsätzlich nicht aus Berlin-Potsdam wegbewegt. "Lesen, lesen, lesen", das müsse als Vorbereitung für seine Politrunde sein.

Das kam in der Stunde mit Moderator Frank Roeder zur Sprache. Der Völklinger Weinhändler und "Master of Wine" verkaufte die Von-Othegraven-Weine schon, bevor das Ehepaar Jauch das Familienerbe in siebter Generation übernahm. Roeder ermöglichte den Abend beim Wirtschaftsclub Saar-Pfalz-Moselle. Es wurde mehr als ein Wein-Talk, die Zuhörer wurden in all dem Guten bestätigt, was sie immer schon über Jauch dachten, den Jungen mit Manieren, aber ohne Allüren. Authentisch, unkompliziert, sympathisch trat er auf. Wobei sich Jauch selbst als klassischen Journalisten und konfrontativen Charakter sieht: "Ich habe Spaß an der klaren Rede und gehe keinem Streit aus dem Weg". In die TV-Unterhaltungsecke habe ihn Thomas Gottschalk während ihrer gemeinsamen Zeit beim Bayrischen Rundfunk "reingequatscht": "Es ist das Parkett, auf dem ich mich heute noch tendenziell unsicher fühle."

Gleichwohl sieht Jauch seine Aufgabe bei "Wer wird Millionär" und der Sonntagabend-Runde nahezu identisch: Es gehe darum, Menschen "aus der Schublade der Anbetung oder der Ablehnung, in die andere sie stecken, herauszuholen - oder sie darin zu versenken."

Befeuert erlebte man im Schloss Jauchs Witz, eine Mischung aus clowneskem und staubtrockenen Humor. "Niemand kauft aus Solidarität mit meinen Sendungen einen Wein, der ihm nicht schmeckt", verkündete er. Und spielte ob der kleinen Flasche Süßwein, die er als Gastgeschenk mitgebracht hatte, auf sein Image als Sparfuchs an: "Das sieht jetzt wieder knickerig aus". Wenn's ums Geschäft geht, kann er auch anders, erzählte er der SZ. Oskar Lafontaine , den Jauch öfter im Flieger nach Saarbrücken traf, schickte er eine ganze Probierkiste. Und bekam schriftliches Feedback - zu jeder Flasche. Jauch: "Önologisch sollte man Oskar Lafontaine nicht unterschätzen."

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