Trommeln für die Tagespflege

Dillingen · Gestern fand erstmals der „Tag der Tagespflege“ statt. Künftig soll an jedem 3. April auf diese Möglichkeit der Pflege für ältere Menschen aufmerksam gemacht werden. Noch gilt es, Bedenken auszuräumen.

 Unter anderem besuchte Landrat Lauer das Luise-Deutsch-Haus in Schwalbach Foto: rolf Ruppenthal

Unter anderem besuchte Landrat Lauer das Luise-Deutsch-Haus in Schwalbach Foto: rolf Ruppenthal

Foto: rolf Ruppenthal

Einmal in der Woche, immer donnerstags, bringt Angelique Pfeiffer ihre 84-jährige Mutter in die St.- Franziskus-Tagespflege nach Dillingen. Seit 20 Jahren pflege sie ihre Mutter zu Hause, was auch alles sehr gut organisiert sei, sagt sie. "Ich wollte aber, dass meine Mutter auch Abwechslung hat und mal raus kommt", erzählt Angelique Pfeiffer. Und da sei sie vor einem dreiviertel Jahr auf die Einrichtung in Dillingen aufmerksam geworden. Zwar habe sie zunächst ein schlechtes Gewissen gehabt, aber schon der Probetag in der Tagespflege habe sie überzeugt. "Hier wird vieles für die Gäste angeboten, und die Einrichtung ist offen und freundlich. Wir haben nur positive Erfahrungen gemacht. Und meine Mutter möchte diese Tage hier nicht mehr missen."

145 Plätze in 13 Tagespflegeeinrichtungen gibt es im Landkreis Saarlouis. Aber nicht alle pflegende Angehörige wissen davon, oder sie haben Bedenken, diese Angebote zu nutzen. Um das zu ändern, für die Einrichtungen zu werben und Bedenken auszuräumen, veranstaltete der Landkreis gestern erstmal den "Tag der Tagespflege". Und der soll, erklärt Landrat Patrik Lauer, künftig in jedem Jahr am 3. April stattfinden. Gemeinsam mit Mitgliedern des Kreistagsausschusses Soziales, Altenhilfe und Altenpflege besuchte er gestern drei Tagespflegeeinrichtungen: das Luise-Deutsch-Haus in Schwalbach, das Seniorenhaus Bergfriede in Bous und St. Franziskus. "Unser Ziel ist es, mit diesem Tag auf das Angebot der Tagespflege aufmerksam zu machen. Für pflegende Angehörige bieten diese Einrichtungen eine gute Möglichkeit, sich ein wenig Freiraum zu schaffen, etwas für sich zu tun, einfach mal Luft zu schnappen. Nicht selten pflegen sich diese nämlich selbst kaputt", sagt Lauer. Zwar stelle es für viele zunächst noch eine Hürde dar, Verantwortung für einen nahestehenden Menschen in fremde Hände zu geben, sei es auch nur für ein paar Stunden, aber: "Wir haben heute von den Tagespflege-Gästen erfahren, wie Sinn erfüllend es für sie ist, hier einen strukturierten Tagesablauf zu haben.

St. Franziskus bietet von montags bis freitags eine Betreuung von 8 bis 16 Uhr an. Dazu zählen unter anderem Gedächtnistraining, Zeitung vorlesen, Basteln, Malen, Ausflüge und Spaziergänge. "Wir richten uns nach den individuellen Bedürfnissen jedes einzelnen Gastes", sagt Leiter Michael Groß. Auch ihm ist es ein Anliegen, dass mehr über die Möglichkeit der Tagespflege informiert wird. Sie sei eine Alternative zum Heim, biete aber auch einen geeigneten Übergang für den Fall, dass ein Seniorenheim infrage kommt.

Auf 20 Plätze ist St. Franziskus ausgelegt, 16 sind derzeit belegt. Um die Gäste kümmern sich fünf Mitarbeiter, von denen einer auf Demenzerkrankung spezialisiert ist. Zu etwa 90 Prozent seien die Tagespflegestätten ausgelastet, sagt Landrat Lauer. Ein Grund mehr, für diese "zu trommeln". "Wir müssen in der Öffentlichkeit dafür werben, denn davon profitieren alle: die Angehörigen, die Pflegebedürftigen und auch die öffentliche Hand", betont Lauer. Denn je länger stationäre Pflege zu vermeiden sei, desto geringer seien die Kosten.

Angelique Pfeiffer bereut die Entscheidung nicht, die Tagespflege für ihre Mutter in Anspruch zu nehmen. Im Gegenteil. Hier werde ihrer Mutter etwas geboten, was sie nicht leisten könne: ein Miteinander in der Gruppe. Sie rät anderen pflegenden Angehörigen, sich die Einrichtungen anzusehen und bei der Krankenkasse oder beim Pflegestützpunkt des Landkreises über die Bezuschussung zu informieren.

Infos zu Tagespflege erteilt die Leitstelle Älterwerden, Telefon (0 68 31) 44 42 70.

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