Trickreicher Trendsport

Saarbrücken · In den vergangenen Jahren hat sich im Saarland eine regelrechte Szene um den Trendsport Slackline entwickelt. Drei junge Sportler zeigen, wie sie das schwebende Band mit Kondition und Konzentration beherrschen.

 „Sticky Chest Bounce“ (sehr frei übersetzt: schwieriges Abfedern mit der Brust) heißt dieser Trick, den Roland Eickhoff hier in der Kletter-Arena in Dudweiler vorführt. Foto: Rich Serra

„Sticky Chest Bounce“ (sehr frei übersetzt: schwieriges Abfedern mit der Brust) heißt dieser Trick, den Roland Eickhoff hier in der Kletter-Arena in Dudweiler vorführt. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Die Füße in Turnschuhen stehen fest auf dem fünf Zentimeter breiten, bebenden Band. Der Körper zittert vor Anspannung, das Shirt zeigt Schweißspuren. Das Gesicht ist hochkonzentriert. Dann springt Roland Eickhoff (25) hoch und landet auf der Brust, eine Hand am Seil, die Beine von sich gestreckt. Wie auf einem Trampolin federt er zurück, dreht sich in der Luft und landet mit beiden Füßen wieder auf dem Seil. Als er auf den Boden der Kletter- und Boulder-Arena (KBA) in Dudweiler hüpft, klatscht er Immanuel Bumb (25) und Maximilian Peter (26) ab. Slacklining heißt das, was er gerade gemacht hat: ein Trendsport aus den USA, bei dem sich ein Sportler auf einem Band bewegt. Das Band, auch als Line bezeichnet, steht unter Spannung, aber gibt noch so viel nach, dass es mit den Bewegungen des Sportlers mitgeht. Auf der etwa hüfthohen Line üben Eickhoff, Bumb und Peter eine besondere Variante. Beim Tricklining zeigen sie Sprünge, Drehungen, Salti und Figuren.

Die Slackline-Szene im Saarland hat sich in den vergangenen fünf Jahren zu einer festen Größe entwickelt. Philosophie- und BWL-Student Bumb war von Anfang an dabei. Im Hochschulsport der Saar-Universität hat er bereits Kurse im Slacklining gegeben.

Filmtonassistent Eickhoff wollte das Slacken zuerst nur als Balancetraining fürs Klettern lernen, erzählt er. Dann hat es ihn gepackt. Seit anderthalb Jahren ist er dabei, im Juni hat er das erste Mal bei einem Wettbewerb mitgemacht: den Slackline Open im holländischen Renesse. Jura-Student Peter slackt seit sechs Monaten. "Ich habe Immanuel und Roland im Park gesehen", erzählt er. "Sie haben mir erklärt, wie ich meinen Schwerpunkt finde und mit den Armen ausbalanciere. Nach drei Tagen konnte ich über die Line laufen. Seitdem übe ich, so oft ich kann." Stolz führt Peter eine Figur vor, bei der er wie ein sitzender Buddha auf der Line balanciert. Slacken sei wie Schweben, wenn alles stimme, sagt Bumb. Peter nickt. "Irgendwann fühlt man die Line." "Der Kopf muss frei sein", bestätigt Bumb.

Wer draußen slacken will, benötige vor allem einen ebenen Boden, erläutert Bumb. Als Untergrund eigneten sich eine Wiese oder Sand. Dazu Schuhe mit griffigen Sohlen, eine Line, Ratschen zum Festzurren und Sichern des Bandes und Baumschützer. "Am besten alles Tüv-geprüft", so Bumb. In einigen deutschen Städten ist Slacklining aus Umweltschutzgründen in öffentlichen Parks verboten oder nur unter bestimmten Auflagen erlaubt. In Saarbrücken gibt es laut Stadtsprecher Robert Mertes keine solchen Auflagen oder Verbote. Damian Müller vom Saar-Umweltministerium weist darauf hin, dass eine Line auch mit Baumschonern nicht länger als ein paar Stunden zwischen Bäumen befestigt werden sollte, um Schäden an ihnen zu vermeiden. Slackliner sollten zudem nicht immer an den gleichen Bäume trainieren.

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HintergrundSlackline ist ein Trendsport auf einem schmalen Gurtband, das zwischen zwei Punkten gespannt wird. Das Band ist nicht straff, sondern bewegt sich (von engl. slack: schlaff, locker). Slackline hat sich in den 1980er Jahren in den USA entwickelt. Vier Varianten sind besonders häufig: Auf sogenannten Low- oder Tricklines machen Sportler Kunststücke. Longlines über größere Distanzen erfordern ruhiges, konzentriertes Gehen. Highlines werden in großer Höhe gespannt. Waterlines führen über Flüsse und Seen. em

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