Trauer um früheren Saar-Innenminister Alfred Wilhelm

Saarbrücken · Der frühere Finanz- und Innenminister Alfred Wilhelm (CDU ), einer der populärsten saarländischen Politiker der Nachkriegszeit, ist am vergangenen Donnerstag im Alter von 94 Jahren gestorben. Wilhelm, "der gute Mensch aus Hülzweiler", wie er genannt wurde, galt als volksnaher Politiker, der in den 1970er Jahren zeitweilig als Nachfolger des damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Röder (CDU ) gehandelt wurde.

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) würdigte ihn als "umsichtigen Politiker, der stets das Wohl seines Heimatlandes über alle anderen Interessen stellte".

Wilhelm, Jahrgang 1920, begann nach einer kaufmännischen Lehre und dem Zweiten Weltkrieg, in dem er mehrmals schwer verwundet wurde, seine Laufbahn bei einer Industriemühle. Anschließend wurde er Vorstandsmitglied bei den Saarlouiser Kreisverkehrsbetrieben und ging in die Politik. 1965 erstmals in den Landtag gewählt, übernahm der Christlich-Soziale, der Gewerkschaftsmitglied war und über Jahre hinweg den CDU-Arbeitnehmerflügel im Saarland führte, 1970 den Vorsitz der CDU-Fraktion. Nach einem kurzen Intermezzo als Finanzminister machte Röder ihn 1974 zum Innenminister . Als CDU-Landeschef Werner Scherer 1977 nach einer Herzattacke sein Amt aufgab, hätte Wilhelm zugreifen können - das Parteiamt hätte ihn auch zu Röders Kronprinz gemacht. Doch Wilhelm verzichtete. "Wenn ich fünf Jahre jünger gewesen wäre, hätte ich mich beworben", sagte er vor einigen Jahren rückblickend.

Nach Röders Tod 1979 blieb Wilhelm zunächst noch im Kabinett des neuen Ministerpräsidenten Werner Zeyer , zu dem er ein distanziertes Verhältnis pflegte. Zeyer berief Wilhelm nach der Landtagswahl 1980 aber nicht mehr in seine Regierung, setzte stattdessen auf ein "Professorenkabinett". 1984 schließlich legte Wilhelm, damals 63, sein Landtagsmandat nieder.

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