Träumen und tanzen am Fluss

Saarbrücken · Es ist das größte Fest im Saarland. Bis zu 300 000 Besucher kamen in den vergangenen Jahren jeweils zu diesem Volksfest, das 1999 erfunden wurde, um „1000 Jahre Saarbrücken“ zu feiern. Ein buntes Fest ist es geblieben, die Sicherheit spielt aber eine immer größere Rolle.

 Zum 18. Mal lockt das Saar-Spektakel Menschen an den Fluss. Archivfoto: Becker&Bredel

Zum 18. Mal lockt das Saar-Spektakel Menschen an den Fluss. Archivfoto: Becker&Bredel

Christine Baran muss sich schlimme Dinge vorstellen. Das gehört zu ihrem Job. Einem Job, in dem es ihr gelingen muss, mit dem Schlimmsten zu rechnen und doch etwas Schönes zu schaffen. Christine Baran arbeitet bei der Saarbrücker Stadtverwaltung und leitet das Saar-Spektakel-Organisationsteam. Das macht sie seit 18 Jahren so gut, dass immer wider aufs Neue am ersten Augustwochenende Menschenmassen ans Saarbrücker Saarufer strömen, um zu feiern, Musik zu hören, sich verzaubern zu lassen.

Der Erfolg ist allerdings auch ein Problem. Denn wo viele Menschen zusammenkommen, stellen sie auch immer wieder die Fragen: Wie sicher ist die Veranstaltung? Kann man da beruhigt hingehen? Begebe ich mich in unnötige Gefahr?

Die Frage stellen sich die Menschen und damit auch das Organisationsteam nicht erst seit den Terroranschlägen und Amokläufen der vergangenen Monate. Als bei der Loveparade in Duisburg vor sechs Jahren 21 Menschen starben, weil die Veranstalter die Gefahren, die in einer großen Menschenmenge entstehen können, offenbar falsch eingeschätzt hatten, wurde auch in Saarbrücken kritisch nach einem Sicherheitskonzept gefragt.

Es gibt ein solches Konzept - seit dem ersten Saar-Spektakel 1999, sagt Christine Baran. Ein Konzept, an dem die Stadtverwaltung zusammen mit der Polizei , der Berufsfeuerwehr und den Rettungsdiensten immer wieder gearbeitet hat, um neue Erkenntnisse, neue Gefahrenlagen zu berücksichtigen, versichert Baran. Nach den Ereignissen der vergangenen Tage in Bayern und in Frankreich habe man in Saarbrücken allerdings keinen erneuten Handlungsbedarf. "Wir ändern nichts am Sicherheitskonzept. Wir haben eh alles drin", sagt Baran.

Das heiße nicht, dass das Saar-Spektakel hundertprozentig sicher ist. Eine solche Sicherheit könne es nicht geben, hat es auch noch nie gegeben, sagt die Saar-Spektakel-Chefin. Sie spricht von "größtmöglicher Sicherheit" - die könne der Sicherheitsstab garantieren.

Das Problem sei: "Kein Konzept kann ausschließen, dass jemand Quatsch macht." "Quatsch" umschreibt all die schlimmen Dinge, die Baran und ihr Team in Gedanken durchspielen. Das reiche bis zu "dem Fall, dass ein Kleinflugzeug über der Saar abstürzt". Das könne das Sicherheitsteam nicht verhindern. Aber dieses und viele andere Szenarien seien so besprochen, "dass wir wissen, was wir zu tun haben", sagt Baran. Das gelte auch für Unwetter, die insbesondere am Wasser gefährlich werden können. Das alles wird von einem sogenannten Kommunikationswagen des Technischen Hilfswerks und über ein eigenes Funknetz gesteuert.

Rucksäcke zu kontrollieren beziehungsweise sie ganz zu verbieten, gehört nicht zum Saar-Spektakel-Sicherheitskonzept. Das sei bei einer so großen Veranstaltung, zu der es keine geregelten Zugänge gibt, nicht machbar. Und "rechtlich heikel". Weil es sich um eine öffentliche Veranstaltung handelt, könne man nicht einfach alle Rucksäcke kontrollieren. Das dürfe die Polizei nur dann tun, wenn sie dazu einen konkreten Anlass oder Verdacht hat. Von all dem sollen die Besucher möglichst nichts mitkriegen. Die sollen Party machen, am Flussufer träumen, tanzen, sagt Baran. Denn schließlich arbeiten Christine Baran, ihr Team und viele ehrenamtliche Helfer nicht nur daran Schlimmes zu verhindern, sondern vor allem daran Schönes zu ermöglichen.

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