Tischler-Meister engagierte sich jahrelang für Azubis und Gemeinde

Ensheim · In einer Serie stellen wir Handwerksmeister aus dem Regionalverband Saarbrücken mit Eisernen und Diamantenen Meisterbriefen und ihre Berufe vor. Heute: Tischlermeister Remigius Wüstner aus Ensheim.

 Remigius Wüstner mit dem Diamantenen Meisterbrief. Foto: leh

Remigius Wüstner mit dem Diamantenen Meisterbrief. Foto: leh

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"Tischler machen vor allem Möbel und Schreiner kümmern sich in erster Linie um die Gebäudeausstattung mit Fenstern und Türen", erklärt Remigius Wüstner aus Ensheim grob den Unterschied. Der 84-Jährige erhielt in diesem Herbst den Diamantenen Meisterbrief im Tischlerhandwerk der Handwerkskammer des Saarlandes .

Seit 65 Jahren ist Remigius Wüstner schon Meister. Zum Tischlerhandwerk kam er allerdings mehr oder weniger durch Zufall. "Meine Mutter war Französin und weigerte sich im Zweiten Weltkrieg, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Daraufhin wurden jegliche Unterhaltszahlungen gestrichen, und für uns Kinder gab es aus finanziellen Gründen keine Chance, eine weiterführende Schule zu besuchen", erklärt der 84-Jährige, der sich für eine Lehre bei einem Tischlermeister in Ommersheim entschied. Sein erklärtes Ziel war, selbst Meister zu werden. "Damals galt noch die alte Handwerkerordnung. Man musste 24 Jahre alt sein und mindestens fünf Jahre als Geselle gearbeitet haben, sonst konnte man keinen Meister machen." Wüstner schaffte es und wurde am 22. Juli 1954 Tischlermeister. Übrigens 18 Tage, nachdem Deutschland zum ersten Mal Fußball-Weltmeister wurde. "Das habe ich damals nur am Rande mitgekriegt. Ich musste lernen für meine eigene Meisterschaft", sagt der Ensheimer.

Während andere Handwerksmeister damals in große Betriebe gingen oder sich selbstständig machten, wählte Wüstner einen anderen Weg. "Ich hatte schon immer einen Hang dazu, anderen zu helfen oder ihnen etwas beizubringen. Ich machte noch eine pädagogische Ausbildung und unterrichtete junge Tischler in der Berufsausbildung in Theorie und Praxis." Doch das reichte ihm nicht. Wüstner war lange Jahre im Gemeinderat, im Kirchenvorstand und bildete Führungskräfte in der Feuerwehrschule aus. Nach dem Unterricht mit seinen Tischler-Azubis bastelten Meister und Schüler in ihrer Freizeit Geschenke für Bedürftige. Mit 63 Jahren ging er in Rente und widmete sich der Ahnenforschung . Mit "Die Ensheimer Geschichte" und "Einwohner von Ensheim vor 1905" veröffentlichte Wüstner zwei Bücher und stöbert bis heute in der Geschichte seines Ortes. "Wer Fragen zu Ensheim oder zur Geschichte von Familien hat, kann mich besuchen. Ich helfe gerne weiter", sagt Wüstner.

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Auf einen BlickDie saarländische Handwerkskammer hat vor Kurzem zwei Eiserne, 17 Diamantene und 55 Goldene Meisterbriefe verliehen. Im Regionalverband wurden diese Handwerksmeister geehrt: Eiserner Meisterbrief (65 Jahre): Schreinermeister Ludwig Zimmer aus Bischmisheim; Diamantener Meisterbrief (60 Jahre): Schlossermeister Theo Freis aus Ensheim , Uhrmachermeister Wilhelm Fritz aus Heusweiler, Tischlermeister Remigius Wüstner aus Ensheim , Elektromaschinenbauermeister Otto Max Wilhelm Heydenreich aus Saarbrücken ; Goldener Meisterbrief (50 Jahre): Dachdeckermeister Günter Deutsch aus Großrosseln, Maurermeister Dieter Röpnack aus Karlsbrunn, Bäckermeister Günter Kläs aus Püttlingen, Tischlermeister Erich Dereneck, Orthopädiemechanikermeister Rolf Doppler, Kraftfahrzeugmechanikermeister Herbert Groß, Konditormeister Heinrich Hammenstede, Installateurmeister Philipp Huth, Bäckermeister Hermann Kleinbauer, Friseurmeister Wolfgang Knaubert, Kraftfahrzeugmechanikermeister Otto Müller (alle Saarbrücken ), Schlossermeister Lothar Ulrich aus Sulzbach. dög

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