Tier-Senioren haben viel zu bietenWie Menschen alten Hunden helfen können

Saarbrücken. Josephine Mathis drückt erst mal Dalmatiner Spike die Daumen. "Warum sich noch niemand für ihn interessiert hat, ist uns ein Rätsel. Er ist mit seinen acht Jahren zwar nicht mehr der Jüngste. Aber die Zähne sind noch in einem guten Zustand. Er ist fit. Einzig seine Ohren sind aufgrund einer chronischen Infektion verkrüppelt

 Zum Tierheim-Alltag gehört die intensive Beschäftigung mit den Hunden, Katzen und Kleintieren. Hier spielt die Ehrenamtliche Marion Mang mit Bearded-Collie-Mix Betty. fotos: Heiko Lehmann/Josephine Mathis

Zum Tierheim-Alltag gehört die intensive Beschäftigung mit den Hunden, Katzen und Kleintieren. Hier spielt die Ehrenamtliche Marion Mang mit Bearded-Collie-Mix Betty. fotos: Heiko Lehmann/Josephine Mathis

Saarbrücken. Josephine Mathis drückt erst mal Dalmatiner Spike die Daumen. "Warum sich noch niemand für ihn interessiert hat, ist uns ein Rätsel. Er ist mit seinen acht Jahren zwar nicht mehr der Jüngste. Aber die Zähne sind noch in einem guten Zustand. Er ist fit. Einzig seine Ohren sind aufgrund einer chronischen Infektion verkrüppelt. Spike hat nach der Krankheit zwei sogenannte Blutohren. Die Ohren sehen ,verkrumpelt' aus, und das ist ein Schönheitsfehler, wenn man so will." Mit diesem Schönheitsfehler müssen sich die neuen Besitzer auseinandersetzen. Mathis sagt, was unabdingbar ist. "Regelmäßige Ohrenpflege sollte selbstverständlich sein, ebenfalls sollte ein Futter für sogenannte nahrungssensible Hunde gegeben werden. Wer für seinen Hund das Futter gern selbst zubereitet, ist bei Spike an der richtigen Adresse."Und dieser Spike hat ein Wesen, das seinen neuen Besitzern Freude machen dürfte. "Der sensible Dalmatiner genießt ausgiebige Streicheleinheiten und möchte einfach dabei sein. Spike ist schon von seiner Rasse her lauffreudig und geht am liebsten im Geschirr Gassi", sagt Mathis. Der freundliche Rüde kennt Kinder, deshalb könnten auch ältere Jungen und Mädchen in seinem neuen Zuhause leben. "Wir freuen uns, wenn der ,Getupfte' Besuch von Interessenten bekommt."


Rüde SpikeAlter: acht Jahre

Rasse: Dalmatiner

Kastriert: nein

Gesundheit: auskurierte Ohreninfektion

Besonderheit: lauffreudig

Noch mehr Jahre als Spike hat der 2001 geborene Hütehundmischling Cooper auf dem Buckel. "Er wurde bei uns abgegeben, weil die Besitzerin Nachwuchs bekommen hatte und mit dem Hund überfordert war. Interessenten sollten etwas Zeit mitbringen, um den hübschen Rüden kennenzulernen, da er sich nicht gleich jemandem anschließt", sagt Mathis.

Rüde Cooper

Alter: elf Jahre

Rasse: Hütehundmischling

Kastriert: nein

Gesundheit: altersbedingte Probleme mit der Wirbelsäule.

Besonderheit: zurückhaltend

Das älteste Mitglied in unserem Hunde-Trio ist die 1999 geborene Susi, ein Tier, dessen Schicksal das Heim-Team besonders rührt. "Diese liebe alte Hündin wurde abgegeben, weil die Besitzer keine Zeit mehr für sie hatten", sagt Heimchefin Mathis. Und sie fügt bedrückt hinzu: "Es stimmt uns einfach traurig, dass dieses alte Mädchen, ,entsorgt' wurde."

Hündin Susi

Alter: 13 Jahre

Rasse: Mudi-Mischling

Kastriert: ja

Gesundheit: keine Besonderheiten

Besonderheiten: keine

Susi verträgt sich prima mit Rüden, geht gern gemütlich spazieren. Was noch zu tun ist? Wenig. "Gönnen Sie ihr nur ab und zu eine Verschnaufpause", rät Mathis. Und sie wartet nun, wer die Senioren haben möchte.

Weitere Informationen über alle vorgestellten Hunde gibt das Heim unter Telefon (06 81) 5 35 30.

Saarbrücken. Aus jedem Wort klingt Sympathie. Josephine Mathis, die Leiterin des Saarbrücker Bertha-Bruch-Tierheims, zählt etliche Vorzüge ihrer Schützlinge im Seniorenalter auf. "Wie alte Menschen haben unsere Senioren ausgeprägte Charakterzüge. Andererseits sind sie sehr liebenswert und stellen sich schnell auf eine neue Situation ein." Warum sie das tun, liegt für die erfahrene Tierschützerin auf der Hand. "Diese Tiere sind sehr, sehr dankbar, wenn sie noch einmal ein Zuhause finden." Dort kommt meist nicht viel Arbeit auf die neuen Besitzer zu. "Die Medikamente sind nicht allzu teuer. Meist brauchen unsere älteren Herrschaften Schmerzmittel. Wichtiger noch ist für viele betagte Tiere eine ausgewogene Ernährung." Oft lassen sie aber schon die Ruhe und die Geborgenheit in einem neuen, guten Zuhause aufblühen. "Die meisten unserer älteren Semester haben ja viele Jahre glücklich und behütet bei Menschen gelebt. Darum leiden sie noch mehr als die jüngeren Tiere unter den vielen neuen Eindrücken hier im Heim. Tierheimalltag bedeutet für sie Stress. Damit kommen sie oft schlecht klar und trauern erst einmal ihrem alten Leben hinterher."

Umso mehr freuen sie sich, wenn sich dank echter Tierfreunde doch noch alles zum Guten wendet. Mathis ist froh, dass es Hundekenner gibt, die sich immer wieder ganz bewusst für einen alten Hausgenossen entscheiden. Denn diese Tiere wissen aus Erfahrung, worauf es für ein gutes Zusammenleben ankommt. "Tierliebe hat bei uns keine Altersgrenze, und wir sind gerührt, wenn selbst ein 14 Jahre alter Hund in sein neues Zuhause geht." ole

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