„Tiefschwarze Operette“ kommt beim Publikum an

Neunkirchen · Nichts für schwache Nerven ist das Musical „Sweeney Todd“ in der Neunkircher Gebläsehalle. Die von Studenten gestemmte Produktion erzählt die Geschichte des mordenden Barbiers.

. "Einer pro Tag reicht, ihr solltet euch nicht überanstrengen." Pastetenbäckerin Mrs. Lovett ist besorgt um das Wohl ihres nicht nur göttlich rasierenden, parfümierenden und frisierenden, sondern nebenbei auch effektiv mordenden Untermieters, eines gewissen Sweeney Todd. Der hieß früher anders. Damals, vor 15 Jahren, als er glücklich verheiratet und Vater einer kleinen Tochter war. Doch dem Barbier wurde alles genommen. Als zynischer, trauriger Antiheld kehrt er zurück, um gründlich Rache zu nehmen.

Er kann einem wirklich Leid tun. In dem fast dreistündigen Musical hat Todd eigentlich nur einen glücklichen Moment: als er sein Rasiermesser zurückbekommt. Mehr Grund zur Freude hatte das Premierenpublikum in der Neunkircher Gebläsehalle. Erlebte es doch eine überzeugende Inszenierung nahe am Original, der man das Mini-Budget zwar anmerkte, doch das schmälerte den Spaß an der Aufführung nicht. Dafür sorgten die fast durch die Bank überzeugenden Sänger und ein hervorragendes zwölfköpfiges Orchester.

Einfache Kost ist dieses Musical gewiss nicht. Sondheim selbst bezeichnet sein Werk als tiefschwarze Operette . Am Broadway seit Ende der 1970er-Jahre ein großer Erfolg, wurde es bei uns durch die Verfilmung Tim Burtons 2007 mit Johnny Depp in der Hauptrolle populär. Mit viel Sympathie verfolgten die Zuschauer die tragische Geschichte . Immer wieder schickte Regisseur Tim Ganter sein Ensemble in den Saal, wo es mit Spiellust mal die Insassen der Irrenanstalt, mal am Stand flanierende Bürger mimte. Wirklich Überraschendes ereignete sich indes nicht, ein wenig mehr Kreativität und Unvorhersehbarkeit hätten dem Abend mehr Würze verliehen.

Am Schluss gab es trotzdem viel Applaus und zufriedene Gäste in der Gebläsehalle, die der Studentenproduktion durchweg Respekt zollten. "Man merkt, da steckt viel Herzblut drin", lobte zum Beispiel Sarah Chagri.

Zum Thema:

Auf einen BlickRegie/Produktionsleitung des Musicals ,,Sweeney Todd": Tim Ganter, Regieassistenz/Dramaturgie: Jenny Theobald, Musikalische Leitung: Heike Ehl, Darsteller: Julien Hirschauer (Sweeny Todd), Anika Hoff (Mrs. Lovett), Sandro Mariotti (Anthony Hope), Lukas Löw (Richter Turpin), Bianca Basler (Johanna), Matthias Schaufler (Büttel), Sophia Buhl (Bettlerin), Tom Nothof (Pirelli), Maximilian Millen (Tobias). Gelegenheit, das Stück zu sehen, besteht nur noch heute und am Samstag, 20. und 21. Juni, um 19.30 Uhr. nig

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort