Tiefer gelegte Erwartungen

Saarbrücken. Schneller, breiter, tiefer - bislang bezog die Tuning-Branche diese Variation des olympischen Mottos allein auf die Veränderungen an den Fahrzeugen. Jetzt muss man auch die Erwartungen tiefer legen: Die Krise der Autobauer hat die Tuner erreicht. 2008 setzte die Branche bundesweit noch 1,9 Milliarden Euro um

Saarbrücken. Schneller, breiter, tiefer - bislang bezog die Tuning-Branche diese Variation des olympischen Mottos allein auf die Veränderungen an den Fahrzeugen. Jetzt muss man auch die Erwartungen tiefer legen: Die Krise der Autobauer hat die Tuner erreicht. 2008 setzte die Branche bundesweit noch 1,9 Milliarden Euro um. "Das werden wir dieses Jahr nicht schaffen", prognostiziert Harald Schmidtke, Geschäftsführer des Verbands der Automobil Tuner in Deutschland (VDAT). "10 bis 15 Prozent Umsatz weniger wird es dieses Jahr wohl werden."

Dabei scheint es den Fahrzeugveredlern und Zubehörproduzenten noch besser zu ergehen als vielen Auto-Herstellern. Zur Tuning Expo, die vom 26. bis 28. Juni im Saarbrücker Messegelände stattfindet, haben sich ähnlich viele Aussteller gemeldet wie im Vorjahr. "Rund 260", hat Sven Schulz, Projektleiter der Tuning Expo, registriert. Trotzdem, man merke die Wirtschaftskrise, sagt er. Ein paar große Unternehmen seien bei der 5. Auflage der Messe nicht mehr dabei. "Da wurden Budgets gekürzt", weiß Schulz. Erfreulich sei, dass dies durch Aussteller aus der Region ausgeglichen wurde. Die Stellflächen jedenfalls seien ausgebucht.

Dass die Tuner dem Crash mancher Autohersteller bislang ausweichen konnten, liege wohl daran, mutmaßt Schulz, dass Tuning vor allem Hobby sei. Viele schraubten mit Herzblut an ihren Autos: "Da verzichtet manch einer lieber auf anderes, bevor er das aufgibt." Dabei sind die Summen, die für polierte Alufelgen, Breitreifen, Spoiler oder Speziallackierungen ausgegeben werden, erheblich. 36 Prozent aller Käufer geben fürs Aufhübschen ihrer Schätzchen mehr als 1500 Euro per anno aus, so Schmidtke. Umso bemerkenswerter, weil viele Tuning-Kunden zu den 18- bis 35-Jährigen zählen - mithin noch nicht die Großverdiener.

Mancher gibt auch gerade dann Gas, wenn andere bremsen. Das Autohaus Klos & Schmidt, langjähriger Händler von Fiat, Lancia und Alfa Romeo mit Stammsitz in Urexweiler, präsentiert sich auf der Messe mit seiner eigenen, neuen Tuning-Firma R Type. 15 Mitarbeiter, so Andreas Klos, bieten alles, was Autofans wünschen. Klos & Schmidt vertreibt auch die Produkte des italienischen Fahrzeugveredlers Abarth, quasi Fiats Haustuner. Fiats kleinster Spross, der 500 CC, hat da auch das Geschäft der Saarländer beflügelt. R Type stellt auf der Messe eine 220 PS-Version des knubbeligen Italieners vor. Via Internet, berichtet Klos, kamen Bestellungen aus halb Europa.

Das Internet beschert der Tuning-Szene freilich auch Probleme. "Teilweise werden da Teile mit gefälschten Papieren angeboten", warnt KÜS-Pressesprecher Hans-Georg Marmet. Die Prüf-Organisation ist ebenfalls auf der Messe und präsentiert das Tune it safe-Auto, ein zum Polizei-Wagen umgebauter Scirocco. Dort bekommt man auch Informationen, welche Veränderungern an Fahrzeugen zulässig sind. Überhaupt rät Marmet allen, die Änderungen an ihren Autos planen, erstmal die Ingenieure der Prüf-Organisationen um Rat zu fragen, "bevor kostspielige und gefährliche Folgen drohen".

Auf einen Blick

Die Tuning Expo (26. bis 28. Juni) ist am Freitag von 12 bis 19 Uhr geöffnet, Samstag 10 bis 19 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr. Neben den Angeboten der Firmen und Autoclubs gibt es ein umfangreiches Showprogramm. Der Radiosender Big FM veranstaltet am Samstagabend eine Party mit DJs aus der Region. red

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