Tiefenbrunners Welt

Saarbrücken · Seit 6. Mai 2005 gibt Peter Tiefenbrunner jeden Samstag im SR-Kulturradio seine kabarettistische Sicht der Dinge preis. Nach der 500. Ausgabe von „Brunners Welt“ ist es Zeit zurückzuschauen.

 Peter Tiefenbrunner am häuslichen Schreibtisch, wo er jeden Donnerstag die Texte für „Brunners Welt“ schreibt. Foto: Kerstin Krämer

Peter Tiefenbrunner am häuslichen Schreibtisch, wo er jeden Donnerstag die Texte für „Brunners Welt“ schreibt. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer
 Schatzkiste Fotoarchiv: Aus dem Jahr 1979 stammt diese Aufnahme, die beweist, dass Peter Tiefenbrunner ein echtes Urgestein der Saarbrücker freien Theaterszene ist. Es zeigt die Mitglieder des damaligen „Freien Kinder- und Jugendtheateres Saarbrücken“, Didi Conrath, Jochen Senf, Ingrid Braun, Peter Tiefenbrunner und Alice Hoffmann (von links) in dem damals wohl angesagtesten Jugendstück „Was heißt 'n hier Liebe?“. Foto: Julius C. Schmidt

Schatzkiste Fotoarchiv: Aus dem Jahr 1979 stammt diese Aufnahme, die beweist, dass Peter Tiefenbrunner ein echtes Urgestein der Saarbrücker freien Theaterszene ist. Es zeigt die Mitglieder des damaligen „Freien Kinder- und Jugendtheateres Saarbrücken“, Didi Conrath, Jochen Senf, Ingrid Braun, Peter Tiefenbrunner und Alice Hoffmann (von links) in dem damals wohl angesagtesten Jugendstück „Was heißt 'n hier Liebe?“. Foto: Julius C. Schmidt

Foto: Julius C. Schmidt
 1999 war Peter Tiefenbrunner (hinten) mit seiner heutigen Dauer-Bühnenpartnerin Barbara Scheck (li.) zu sehen. Gemeinsam mit Katharina Bihler und Jürgen Reitz zeigten sie als Theatergruppe „Sirene“ ein Stück über das Saarbrücker „Gänsegretel“. Foto: Bellhäuser

1999 war Peter Tiefenbrunner (hinten) mit seiner heutigen Dauer-Bühnenpartnerin Barbara Scheck (li.) zu sehen. Gemeinsam mit Katharina Bihler und Jürgen Reitz zeigten sie als Theatergruppe „Sirene“ ein Stück über das Saarbrücker „Gänsegretel“. Foto: Bellhäuser

Foto: Bellhäuser
 1996 spielte Peter Tiefenbrunner beim Kindertheater Überzwerg „Willi und Anetta – ein Maulwurf verliebt sich“. Foto: Wunderlich

1996 spielte Peter Tiefenbrunner beim Kindertheater Überzwerg „Willi und Anetta – ein Maulwurf verliebt sich“. Foto: Wunderlich

Foto: Wunderlich

Ein harter Schlag: Unser aller Maggi ist gar kein saarländisches Erzeugnis. Es stammt aus dem baden-württembergischen Singen. Das behauptet jedenfalls der Schauspieler, Kabarettist und Autor Peter Tiefenbrunner, der dort 1952 geboren wurde. Und wer hat's erfunden? Tatsächlich ein Schweizer. Solch schockierende Dinge weiß Tiefenbrunner vermutlich viele, denn als Kind lebte er "überall", weil beide Eltern Theaterschauspieler waren und Engagements von Österreich bis Schleswig-Holstein hatten. "Ich bin ständig umgezogen worden", erzählt Tiefenbrunner. "Sehr unangenehm!"

Als er später am Saarbrücker Theater Überzwerg Barbara Scheck kennenlernte, die, ebenfalls ein Kind fahrender Schauspieler, sein Schicksal teilte, lagen sich beide schluchzend in den Armen: endlich jemand, der das eigene Elend verstand! Heute sind Tiefenbrunner und Scheck beruflich wie privat ein Paar und Schöpfer des Kabarett-Duos "Brunner & Barscheck": zweier platonisch verbandelter Nachbarn, die sich als ungleiche Treppenabschnittsgefährten seit 2002 über Gott und die Welt kabbeln.

Als Tiefenbrunner das Angebot vom SR bekam, wöchentlich mit einem kabarettistischen Kommentar auf Sendung zu gehen, beschloss er, das ebenfalls in der Rolle des agnostischen Computerfreaks Brunner zu tun. Die erste Sendung von "Brunners Woche" lief am 6. Mai 2005, und just feierte das zwischenzeitlich in "Brunners Welt" umbenannte Format ein fettes Jubiläum: Am 27. Dezember wurde die 500. Folge ausgestrahlt. Nie fiel eine Sendung aus - für den Urlaub und etwaige Eventualitäten wird vorproduziert. Und als Tiefenbrunner tatsächlich mal im Krankenhaus lag, übernahm Scheck alias Barscheck.

Sein Abitur legte Tiefenbrunner in Bochum ab und zog nach München - "pro forma, um zu studieren". In Wirklichkeit ließ er sich von dem Studententheater "Oppodeldoc" anheuern, nahm privaten Schauspielunterricht und kam 1978 der Liebe wegen nach Saarbrücken , wo er mit Alice Hoffmann , Ingrid Braun und Jochen Senf das Kinder- und Jugendtheater Überzwerg gründete. Dort blieb er bis 1986 - als traumatisch hat er einen Auftritt in "Des Kaisers neue Kleider" in Frankfurt in Erinnerung, wo die Kollegen ihm einen Dernièren-Streich spielten und ihn vor 700 Kindern tatsächlich nackt da stehen ließen. Danach spielte Tiefenbrunner beim Saarbrücker Off-Theater "Blaue Maus", machte Solokabarett und übernahm die Moderation der Kabarettsendung "Auf in den Keller", die von der legendären Gießkanne in den Schlosskeller umzog. Für den SR moderierte beziehungsweise konzipierte er die ARD-Fernsehserien "Stadt-Rallye" und "Nussknacker" und steuerte Beiträge für das Radiorätsel "Der unbekannte Gast" bei. Des Weiteren kennt man Tiefenbrunner von diversen Gastauftritten im SR-Tatort - Schlagzeilen machte er etwa in der jüngsten Folge als professionell zeichnender Augenzeuge.

Ende der 80er Jahre war Tiefenbrunner außerdem Mitbegründer von "Ohrwurm", einer Produktionsfirma für Kinderhörspiele, deren Identifikationsfigur Maulwurf Willi sogar in ministerialem Auftrag durch Kindergärten reiste. Parallel zog Tiefenbrunner mit Märchenerzähl-Soli durch saarländische Kitas; "Die Abenteuer des Daumesdick" spielt er auf Anfrage heute noch. Und seit 1999 leitet der Vater zweier Töchter zusammen mit Barbara Scheck die Kleinkunstbühne Theater Leidinger, wo sich aus gemeinsamen literarischen Programmen das Paar "Brunner & Barscheck" entwickelte. Dessen traditioneller Jahresrückblick schöpft übrigens wiederum aus "Brunners Welt".

"Brunners Welt" läuft jeden Samstag um 8.40 Uhr in "SR2 - Der Morgen"

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