Theater-Urgesteine in Feierlaune

Saarbrücken. Eigentlich sollten sie mal zusammen ein Buch schreiben. 30 Jahre Saarbrücker Theaterszene haben Dieter Desgranges (57), Bob Ziegenbalg (54) und Detlef Kraemer (56) gemeinsam erlebt. Auch wenn die drei Urgesteine heute meist nicht auf, sondern vor oder hinter der Bühne stehen - nach der Sommerpause wollen sie feiern

 Dieter Desgranges, Detlef Kraemer und Bob Ziegenbalg (von links). Foto: Iris Maurer

Dieter Desgranges, Detlef Kraemer und Bob Ziegenbalg (von links). Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. Eigentlich sollten sie mal zusammen ein Buch schreiben. 30 Jahre Saarbrücker Theaterszene haben Dieter Desgranges (57), Bob Ziegenbalg (54) und Detlef Kraemer (56) gemeinsam erlebt. Auch wenn die drei Urgesteine heute meist nicht auf, sondern vor oder hinter der Bühne stehen - nach der Sommerpause wollen sie feiern. Schließlich bringen sie es zusammen auf ein 90-jähriges Bühnenjubiläum. "Kennengelernt haben wir uns bei einem Theaterworkshop in der Friedrich-Ebert-Stiftung", sagt Dieter Desgranges. Der gebürtige Karlsbrunner war damals Geschäftsführer beim Theater Blaue Maus, das eine eigene Spielstätte am St. Johanner Markt hatte. Bob Ziegenbalg hatte nach einer kaufmännischen Lehre die Liebe aus Schweinfurt nach Saarbrücken verschlagen, wo er sich in einer christlichen Theaterwerkstatt in St. Johann als Laienspieler tummelte. Und Detlef Kraemer zog es als Jurastudent mit vielen Kneipenjobs auf die Bühne. Es war die Zeit, als die freie Theaterszene blühte und Engagement und Experiment wichtiger waren als die Frage, ob man eine professionelle Ausbildung auf einer Schauspielschule braucht. Zu dritt gehörten sie bald zur Blauen-Maus-Truppe. "Unser erstes Stück war der ,Untergang auf der Titanic' von Enzensberger", erinnert sich Ziegenbalg. Dann folgte die Reihe Melnix, Improvisationstheater, bei dem das Publikum den Verlauf mitbestimmen konnte. Ziegenbalg: "Ich spielte einen Großvater, Detlef seinen Sohn, einen CDU-Stadtrat, und Dieter alle Rollen, die von außerhalb kamen, im Grunde war das Theatersport, bevor es das Genre überhaupt gab." Ein, zwei Jahre später besetzten die Theatergruppen mangels Probenräume kurzerhand die Schillerschule - das Trio war dabei. "Nach sechs Wochen hat die Stadt uns verschiedene Lösungen angeboten", erzählt Ziegenbalg, "und die Gruppen zogen in die Fechinger Hasenbergschule. Aufgetreten sind sie im Barrelhouse." Als sich 1984 die Blaue Maus auflöste, trennten sich die Wege kurz. Detlef Kraemer wechselte als (fester) Techniker zu Theater Überzwerg, trat immer mal wieder als Darsteller auf und "merkte, dass man da finanziell, geschäftsführerisch einiges verbessern könnte". Ziegenbalg dagegen tourte eine zeitlang freischaffend. 1987 dann nahm Überzwerg auch ihn fest unter Vertrag. Dieter Desgranges wiederum stieg beim Kacheltheater ein, machte Kabarett, fing an zu schreiben und Regie zu führen. 1988 bis 1998 leitete er die Spielstätte "Theater Musentümpel" und betreute daneben den Nachwuchs beim Evangelischen Jugendwerk und beim saarländischen Amateurverband. Über die Jugendförderung beim Überzwerg wiederum kam Bob Ziegenbalg zum Regieführen. "Ich entdeckte, dass mir das Entwickeln von Stücken Spaß macht, habe aber gleichzeitig immer gespielt." 1990/91, als es beim Überzwerg hieß "ade Kollektiv", stieg Ziegenbalg zum Theaterleiter auf, Kraemer zum Geschäftsführer - und sind es bis heute. "Wir haben aber auch zu Dieter immer den Kontakt behalten", sagt Ziegenbalg. Als Desgranges künstlerischer Leiter des "Theaters im Viertel" wurde, haben sie sofort Kooperationen angebahnt. Theater als Lebenstraum - die drei haben ihn sich verwirklicht. Und ans Aufhören denken sie noch lange nicht, warum auch? Theater hält jung. "Volker Ludwig will jetzt beim Gripstheater aufhören," sagt Ziegenbalg schmunzelnd, "und der ist 78".

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