Theater gegen das Schicksal

Saarbrücken/Lebach · Gemeinsam mit deutschen Jugendlichen haben afghanische Flüchtlinge aus der Landesaufnahmestelle ein Theaterprojekt bestritten: Am Mittwoch erntete das Stück im Saarbrücker Theater im Viertel viel Applaus.

 Szene aus dem interkulturellen Theaterprojekt „Ayande meets Zukunft“. Foto: Kerstin Krämer

Szene aus dem interkulturellen Theaterprojekt „Ayande meets Zukunft“. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

"Alle Menschen werden Brüder!" Mit ihrer triumphierenden Beschwörung der Völkervereinigung bildete Beethovens "Ode an die Freude" den passenden gemeinsamen Abschlussgesang für das interkulturelle Theaterprojekt "Ayande meets Zukunft", das afghanische und deutsche Jugendliche zusammenbrachte: Am Mittwoch zeigten im gut besuchten Saarbrücker Theater im Viertel (TiV) Flüchtlinge der Landesaufnahmestelle Lebach zusammen mit der Theater-AG des Saarbrücker "Café Exodus" eine rund viertelstündige Szenenfolge über das Miteinander der Kulturen. Zu Anfang standen klassische Übungen für Achtsamkeit, Körperspannung und Reaktionsschnelligkeit, gefolgt von improvisierten Aktionen über Annäherung und Verständigungsschwierigkeiten - kommunikative Hürden wurden hier unverkrampft und mit Augenzwinkern auf die Schippe genommen.

Für ihre Darbietung, die sie unter der Betreuung des iranischen Regisseurs Nima Nematizade in rund zwei Monaten erarbeitet hatten, ernteten die 15 beteiligten Jungen und Mädchen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren begeisterten Applaus. Einander kennen lernen, sich in einem ungezwungen kreativen Umfeld öffnen und Vorurteile abbauen: Das ist das Ziel des Projekts, das von der Flüchtlingsarbeit Lebach des Diakonischen Werks und dem Café Exodus in Kooperation mit dem TiV getragen und aus Mitteln des Bundesprogramms "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" finanziert wird. Untereinander verständigt hätten sich die Jugendlichen "auf Deutsch, mit Händen und Füßen", erzählt Projektleiterin Verena Schmidt von der Flüchtlingsarbeit Lebach . Sie hat das ursprünglich nur für Flüchtlinge gedachte Projekt initiiert und den Regisseur Nima Nematizade verpflichtet, der wiederum den Kontakt zum TiV knüpfte, wo er schon inszeniert hatte. Durch die Idee, auch deutsche Jugendliche einzubinden, sei schließlich noch das Café Exodus ins Spiel gekommen. Im Auffanglager seien so viele junge Leute Feuer und Flamme gewesen, berichtet Schmidt, dass gar nicht alle Bewerber berücksichtigt werden konnten. Der Psychologe und Psychotherapeut Wolf Bernhard Emminghaus vom Deutschen Roten Kreuz, das in der Aufnahmestelle Lebach eine Beratungsstelle betreibt, würdigt das Projekt als großen Erfolg: Die Flüchtlinge litten unter den Strapazen der Flucht, Heimweh und der Trennung von ihren Familien. Das gemeinsame Theaterspielen habe dieses "Eingefrorensein" aufgetaut.

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