Teures Erbstück wird zum Flickenteppich

Saarbrücken · Die Bahnhofstraße ist das Herzstück Saarbrückens. Doch der Bodenbelag der Einkaufsstraße ist in einem schlechten Zustand. Saarbrückens Baudezernentin will das ändern und erntet Kritik der FDP.

"Rote Platten, graue Platten, dazwischen hässlicher Asphalt: Dieser Flickenteppich kann doch nicht gut aussehen." Das sagt Friedhelm Fiedler, Chef der FDP-Fraktion im Saarbrücker Stadtrat. Fiedlers Stein des Anstoßes ist der Anblick, den das Pflaster der Saarbrücker Einkaufsstraße Nummer eins bietet: Roter Stein unter den Säulengängen, grauer Stein in der Mitte der Bahnhofstraße - und wo Steine kaputt oder locker waren, wurden Lücken mit Asphalt verfüllt. Doch was Fiedler jetzt kritisiert, ist nicht neu.

Bereits 2010 hatten sich Leser bei der Saarbrücker Zeitung über den Zustand der Straße beschwert und gefragt, ob die Stadt keine Steine mehr hätte, um kaputte auszutauschen. Daraufhin hatte Stadtsprecher Thomas Blug erklärt, die Platten würden ausgetauscht, sobald keine Baustellenfahrzeuge mehr zur Europa-Galerie fahren würden. Die Baufahrzeuge sind seit Oktober 2010 weg, der Flickenteppich aber ist größer geworden. Jetzt heißt es: "Zurzeit sind Erneuerungsarbeiten an den Versorgungsleitungen in der Bahnhofstraße angelaufen. Im Anschluss an diese Arbeiten planen wir, den Bodenbelag zu sanieren."

Saarbrückens oberste Stadtplanerin Rena Wandel-Hoefer hat die Probleme mit dem Belag der Bahnhofstraße von ihrem Vorvorgänger Horst Wagner geerbt. Rund 8,3 Millionen DM hatten die edlen Natursteine aus Brasilien Mitte der 90er Jahre gekostet, 620 Euro pro Quadratmeter.

Damals gab es heftige Einwände gegen das Pflaster aus Südamerika. Steine aus der Region wären günstiger gewesen, belastbarer und zudem besser zu reinigen, hieß es. Bei dem "Sauberkeitsproblem" gab Wagner den Saarbrückern eine Teilschuld. Er habe noch keine Stadt erlebt, in der gehenderweise so viel verzehrt werde wie hier - daher der verschmutzte Belag. Und um die Behauptung zu widerlegen, die Steine seien nicht stabil, ließ er öffentlichkeitswirksam einen Löschzug der Feuerwehr durch die Bahnhofstraße fahren. Doch heute weiß man im Rathaus, "dass die für die Fahrspur - zwischen den Kolonnaden und dem mittleren Bereich - verwendeten rötlichen Steinplatten für die Verkehrsbelastung nicht geeignet sind". Außerdem sei der Boden unter dem Pflaster nicht für den Lieferverkehr ausgelegt, was die Steine mit der Zeit brüchig werden ließ. Bis ins Jahr 2001 wurden schadhafte Stellen immer wieder auf Kosten des Herstellers geflickt, danach nicht mehr. Mit dem Problem kämpft Rena Wandel-Hoefer aber bis heute.

Die Baudezernentin überlegt nun, wie die Bahnhofstraße nach den Arbeiten an den Versorgungsleitungen so gestaltet werden kann, dass die Landeshauptstadt in den nächsten Jahren vor kostspieligen Reparaturen Ruhe hat. Ihr Plan: Auf den Boden zwischen Säulengängen und Mittelstreifen soll ein ähnlicher Belag wie an der Berliner Promenade aufgebracht werden. Die Pläne werde man rechtzeitig den städtischen Gremien, aber auch der Öffentlichkeit präsentieren und den Ratsmitgliedern schließlich zur Entscheidung vorlegen, sagt Stadtsprecher Thomas Blug.

Der FDP reicht das nicht: "Die Baudezernentin hat in ihrer Gestaltungssatzung dargelegt, was sie alles von den Geschäftsleuten im Sinne eines einheitlichen Stadtbildes erwartet." Da dürfe sie nicht aus Kostengründen einen kunterbunten Flickenteppich anlegen, meinen die Liberalen. Saarbrücken. Auf Nachfrage der SZ beschreibt Stadtsprecher Thomas Blug den Stand der Dinge auf anderen innerstädtischen Baustellen: "Auf dem St. Johanner Markt gibt es vor dem Kulturcafé und in Richtung Obertorstraße ein paar kleinere schadhafte Stellen im Pflaster." Diese wurden, "um die Verkehrssicherung auf die Schnelle zu gewährleisten, zunächst mit Kaltasphalt gefüllt", berichtet Blug: "In den kommenden Wochen beginnen wir aber mit den Pflasterarbeiten, dann kommt der Asphalt wieder raus."

Ein größeres Projekt sind die Arbeiten in der Kaltenbachstraße. Hier wurden kürzlich von der Einmündung in die Bahnhofstraße bis Höhe "Irish Pub" die Pflastersteine entfernt und der Untergrund provisorisch asphaltiert. Das ermöglichte den Gastronomen, die Außenflächen in den Sommermonaten zu nutzen. Im Herbst werden der städtische Entsorger ZKE Anschlüsse sanieren und die Stadtwerke Gas-, Wasser- und Stromleitungen. Der neue Pflasterbelag wird verfugt und in der Oberfläche geglättet. Dadurch wird die Fläche beispielsweise für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollatoren besser nutzbar. Die gesamte Baumaßnahme soll im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein.

Auch der Belag der Alten Brücke in Saarbrücken hat viele Schäden. Teilweise fehlen ganze Gehwegplatten. Schäden würden zwar notdürftig beseitigt, sagt Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer, aber es werde nichts mehr investiert. Der Grund dafür sei eine ohnehin geplante Grundsanierung der kompletten Brücke im Jahr 2015.

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