Teuflischer Barbier auf Rachefeldzug

Saarbrücken/Neunkirchen · In der Neunkircher Gebläsehalle, also dem Musicalort schlechthin im Saarland, wird das Musical „Sweeney Todd“ aufgeführt, eine Produktion, die der Saarbrücker Kulturmanagement-Student Tim Ganter gestemmt hat, gemeinsam mit einer Schar von 54 Mitwirkenden aus dem ganzen Saarland.

Das Schlimmste, was passieren könnte? Da muss Tim Ganter gar nicht sooo lange überlegen. "Das Schlimmste", sagt er, "wäre wohl, wenn die Leute nach Hause gehen und denken: Hätte ich doch mal lieber Fußball geguckt." Dass das aber nicht wirklich passiert, daran arbeitet der 24-jährige Kulturmanagement-Student zurzeit rund um die Uhr. Seit ein paar Tagen hängen die Plakate, seit dem Wochenende wird nicht mehr in Saarbrücken, sondern in der Neunkircher Gebläsehalle geprobt - und am Mittwoch wird es ernst: "Sweeney Todd", der teuflische Barbier, wird vier Tage lang sein Unwesen treiben - auf Deutsch übrigens.

50 Prozent der Karten sind schon verkauft. "Das ist schon ganz gut", freut sich Ganter. Insgesamt 54 Leute freuen sich mit ihm, denn so viele sind an diesem Studentenprojekt beteiligt. "Alle ehrenamtlich, auf privates Risiko." Auf der Bühne steht allerdings nur ein Teil von ihnen, die anderen sind in Organistation, Marketing, Sponsoring und Kreativteam tätig. Ein Chor mit 15 Sängern, zwei mal neun Solisten und zwei mal neun Instrumente im Orchester (beides jeweils doppelt besetzt) werden in der Gebläsehalle nicht nur die Bühne bespielen. Die komplette Halle soll einbezogen werden, inklusive der noch vorhandenen Dampfmaschine.

"Die Halle ist einfach optimal für diese Aufführung, ich hätte mir keine bessere vorstellen können." Die Neunkircher Gebläsehalle war für Ganter erste Wahl. Spätestens nachdem er sie im Januar 2013 besichtigt hatte. Damals traf er - typisch saarländischer Zufall - auf Elmar Ottenthal. Ottenthal feiert zurzeit grade mit seiner Musical-Revue "Falco meets Mercury" in der Halle Erfolge als Regisseur. Vergangenes Jahr hat er hier Nimsgerns "Snowhite" noch einmal aufgelegt - und Ganter als Regieassistent wirken lassen. Zu der Zeit hatte Ganter seine Mannschaft für "Sweeney Todd" bereits soweit zusammen. Zu einem Casting hatten sich 150 Leute gemeldet. "Viele haben aber nicht gepasst", erinnert er sich. Von dem, was die angeheuerte Mannschaft aber bislang geleistet hat, davon ist Ganter selbst überrascht. "Acht Monate Probezeit, das ist ja schon eher ungewöhnlich. Zurzeit bis zu viermal die Woche."

Ganz neu ist für Ganter ein solches Projekt nicht. Vor vier Jahren bereits hat er in seiner Heimatstadt Pirmasens - auch schon unter dem Namen Magic Entertain - ein Schulprojekt inszeniert, vor 700 Leuten wurde ein Queen-Musical aufgeführt. Jetzt sollen es viermal 588 Besucher werden. Die Eintrittspreise orientieren sich dabei an den Profis. "Ich habe da Vergleiche zu Rate gezogen, viel rumgerechnet", erklärt Ganter. Da es keine Sponsoren gibt, das Stück sich alleine tragen muss, "musste ich die Preise so kalkulieren". Alleine die Hallenmiete für die Zeit kostet ihn über 6000 Euro. Dazu kommen Catering, Technik, Werbung. In Sachen Kostüme und Requisite wird Ganter vom Staatstheater unterstützt. "Herschaffen müssen wir das allerdings selbst."

Der Abend soll ein Rundum-Erlebnis werden: mit Deko im Foyer, Einbeziehen des Publikums und einigen Überraschungen mehr. Und wenn alles bestens läuft? "Dann könnte ich mir durchaus vorstellen, vielleicht mit einigen aus der Mannschaft, nach der Bachelor-Arbeit im Sommer Magic Entertain professionell zu machen."

Premiere am Mittwoch, 18. Juni, 19.30 Uhr, Neue Gebläsehalle Neunkirchen . Weitere Aufführungen am 19., 20. und 21. Juni, jeweils 19.30 Uhr. Die Karten kosten zwischen 29,70 bis 55 Euro, je nach Kategorie. Verkauf: über die Website, bei Ticket-Regional, Telefon (06 51) 9 79 07 77 oder an der Theaterkasse in Saarbrücken, (06 81) 309 24 86.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort