„Tatort“-Polizistin wird zum Engel

Saarbrücken · Im Fernsehen ist sie als strenge Kommissarin in Lederkluft zu sehen. Doch beim Konzert in der Basilika trat Elisabeth Brück im langen Abendkleid auf. Gemeinsam mit einer Cembalistin, Kantor Leonardy und Tenor Janos Oskovai sorgte sie für eine besondere Konzertatmosphäre.

 Schauspielerin Elisabeth Brück rezitierte Texte von Hölderlin, Rilke und Goethe. Natalia Wolsdorfer begleitete sie in der Basilika St. Johann am Cembalo. Foto: Rich Serra

Schauspielerin Elisabeth Brück rezitierte Texte von Hölderlin, Rilke und Goethe. Natalia Wolsdorfer begleitete sie in der Basilika St. Johann am Cembalo. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Wer Elisabeth Brück nur aus dem saarländischen "Tatort" kennt, wird sich verwundert die Augen gerieben haben. Denn statt der etwas strengen, einsilbigen, rothaarigen Fernsehkommissarin in Lederkluft stand sie als blonder, langhaariger Engel in einem langen, weißen Kleid vor den Gästen des Silvesterkonzertes in der Basilika St. Johann und rezitierte Gedichte .

"Ich habe Elisabeth Brück bei einem Empfang kennengelernt. Und da hatten wir schnell die Idee, etwas zusammen zu machen", erklärt Bernhard Leonardy, Kantor der Basilika und deren viel gerühmter Organist. "Da kam schnell der Zusammenhang ‚Tatort', Basilika und Engel zustande. Und um dem besinnlichen Teil einen Kontrapunkt zu verleihen, dachte ich, dass wir mit einem Tenor noch eins draufsetzen."

Das ist ihnen mit dem Konzert am Silvesterabend in der voll besetzten Basilika wirklich gelungen. Abwechselnd spielte Bernhard Leonardy furios seine Orgel , Janos Oskovai vom Saarländischen Staatstheater sang mit seiner glanzvollen Stimme, und die Schauspielerin Elisabeth Brück , unterstützt von der Komponistin Natalia Wolsdorfer am Cembalo, spielte den Basilika-Engel.

Die Musikstücke stammten aus drei Jahrhunderten, und bereits zu Beginn wurde mit dem "Intrada" von Marc-Antoine Charpentier ein Zeichen gesetzt - ist der Beginn des Stückes doch als Eurovisionshymne weit bekannt. Danach zeigte der Heldentenor Janos Oskovai sein Können. Egal, ob er Arien von Johann Sebastian Bach , Georg Friedrich Händel oder César Franck sang, seine beeindruckende Stimme mit dem unverkennbaren Timbre ist gerade in hohen Tonlagen modulierend und kraftvoll.

Die Überraschung des Abends waren aber die Auftritte von Elisabeth Brück . Denn das, was sie hier zeigte, erinnerte so gar nicht an ihre bekannte Fernsehrolle. Als Engel in weißem Abendkleid mit blonden Locken tänzelte sie vor dem Altarraum und leitete gefühlvoll und fast verspielt in die romantischen Gedichte von Rainer Maria Rilke , Friedrich Hölderlin oder Johann Wolfgang von Goethe ein. Ihr ausdrucksstarker Vortrag und der etwas altmodische und sehr spezielle Klang des Cembalos von Natalia Wolsdorfer sorgten für eine ganz besondere Atmosphäre. Die festlich und weihnachtlich geschmückte Basilika lag im Halbdunkel und bot dazu die malerische Kulisse. Dazwischen spielte Bernhard Leonardy immer wieder die prächtige Orgel der Basilika.

Und zur großen Überraschung hörte das Publikum auch Stücke von Frédéric Chopin . "Eigentlich hat Chopin seine Musik gar nicht für die Orgel geschrieben, aber da ich mich wegen der Musikfestspiele Saar in 2015 sehr viel mit dem Musiker beschäftigt habe, ist das hier ein Präludium dazu", erklärt Bernhard Leonardy augenzwinkernd. Zum großen, festlichen Finale "Freude, schöner Götterfunken" aus der 9. Sinfonie von Beethoven ließ er auch Glockenspiel und Zimbelstern der Orgel erklingen. Und während man vom St. Johanner Markt schon die ersten Silvesterböller krachen hörte, sang Janos Oskovai als Zugabe das "Ave Maria".

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