Suspendiertem Polizeikommissar droht Gefängnisstrafe

Saarbrücken · Mehr als zwei Jahre nach angeblich gewalttätigen Übergriffen im Dienst steht ein suspendierter Kommissar vor Gericht. Die Vorwürfe: Freiheitsberaubung, Bedrohung mit der Dienstwaffe und gefährliche Körperverletzung.

Seit mehr als zwei Jahren ist Polizeikommissar M. (31) vom Dienst suspendiert. In seiner ehemaligen Inspektion in der Saarbrücker Karcherstraße wurde ihm 2014 sogar Hausverbot erteilt. Der Grund: Er soll im Dienst als Streifenbeamter unter anderem einen polizeibekannten Rumänen bei gewalttätigen Übergriffen misshandelt und seine durchgeladene Waffe auf ihn gerichtet haben. Ab morgen sitzt der 31-Jährige vor dem Schöffengericht beim Amtsgericht Saarbrücken auf der Anklagebank. Falls die Anklagevorwürfe bestätigt werden, droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe. Sein früherer Streifenkollege, ein 27 Jahre alter Kommissar, ist als Zeuge geladen. Das Verfahren gegen ihn wurde abgetrennt. Gegen ihn erging ein zwischenzeitlich rechtskräftiger Strafbefehl über eine Geldstrafe von 3500 Euro (50 Tagessätze zu 70 Euro), weil er nicht eingeschritten ist, als sein jetzt angeklagter Kollege den Rumänen geschlagen und bedroht haben soll. Ob das wohl mehrfach vorbestrafte Opfer vor Gericht als Zeuge aussagen wird, scheint ungewiss. Der Rumäne soll seit seiner letzten Haftentlassung untergetaucht sein.

Der Fall um den heute 31-Jährigen Kommissar sorgte Anfang 2014 für einen Skandal. Im Rahmen der Ermittlungen wurden weitere Vorfälle bekannt, in die der Beamte verwickelt sein soll. Schwerpunkt der Anklage sind Vorfälle, die sich am Sonntag, 9. Februar 2014, ereigneten. Gegen 7.45 Uhr kontrollierte das Streifenkommando auf dem Parkplatz eines Einkaufsmarktes in Saarbrücken zwei Freunde aus Idar-Oberstein in einem BMW . Kommissar M. werden "polizeirechtlich nicht zu rechtfertigende körperliche Übergriffe" von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen. Er soll einen der Männer aus dem Wagen gezerrt, gefesselt und auf den Boden geworfen haben. In der Dienststelle soll es später weitere Vorfälle gegeben haben.

Der nächste "Einsatz" der Streife galt einem Hilfeersuchen aus einer Discothek am Saarbrücker Ludwigskreisel, wo ein Rumäne randalierte. Die Beamten waren angeblich bereit, den Mann zu einem Bekannten zu bringen. Als dessen Adresse nicht gefunden wurde, steuerte das Polizeiauto in einen Feldweg. Dort wurde wohl dem gefesselten Rumänen eine Dose Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Der wehrlose Mann wurde, so die Anklage, getreten, geschlagen und mit der Waffe bedroht. Die Rede war auch von einer "Scheinerschießung". Das schwer verletzte Opfer konnte sich später an eine Straße retten. Anwohner alarmierten den Rettungsdienst. Die Besatzung des Rettungswagens erstattete Strafanzeige.

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