Susanne Specht verließ Saarbrücken als Kind und wäre gern geblieben

Saarbrücken · Manchmal beschert das Internet schöne Überraschungen. Wir haben über die Suchmaschine Google nach Menschen gesucht, die in Saarbrücken geboren und in aller Welt künstlerisch aktiv sind. Und haben Erstaunliches gefunden. In loser Folge stellen wir nun interessante Menschen vor, die einst in Saarbrücken zuhause waren. Heute: die Bildhauerin Susanne Specht, deren Arbeiten in Stein auch in Merzig zu sehen sind.

 „Ich bedaure bis heute, dass meine Familie die Stadt verlassen hat“, sagt Susanne Specht. Hier posiert sie mit einem Steinstück vor einer Magnettafel, die für einen Stop-Motion-Film entstand. Foto: Specht

„Ich bedaure bis heute, dass meine Familie die Stadt verlassen hat“, sagt Susanne Specht. Hier posiert sie mit einem Steinstück vor einer Magnettafel, die für einen Stop-Motion-Film entstand. Foto: Specht

Foto: Specht

. Susanne Specht, bekannte Bildhauerin in Berlin, hat nicht lange in Saarbrücken gelebt. Nach ihrer Geburt im Jahr 1958 verbrachte sie nur die ersten Kindheitsjahre hier. Trotzdem hat sich Saarbrücken bei ihr eingebrannt. "Ich habe das Gefühl, ich kann mich noch an alles erinnern. Und ich bedaure bis heute, dass meine Familie die Stadt verlassen hat", erzählt Susanne Specht.

Ihre Liebe zur Kunst ist schon früh erwacht. "Ich wollte mit den Händen etwas machen, habe schon als Kind immer produziert." Nach dem Abitur in Hof in Nordbayern stand für sie fest, diese Gegend zu verlassen. Zuerst ging sie nach Stuttgart an eine Kunstschule, musste sich im Jahr 1979 zwischen den Kunsthochschulen von Stuttgart und Berlin entscheiden. "Diese Entscheidung ist mir nicht schwer gefallen", erzählt sie und lacht. Bis 1986 studierte sie in Berlin an der Hochschule der Künste, machte neben ihrem Meisterschüler auch das erste Staatsexamen als Kunsterzieherin.

Berlin ist ihr Wohnort geblieben, sie lebt dort bis heute mit ihrer Familie. Nach dem Studium begann sie ihre Karriere als freischaffende Bildhauerin. "Es ging schön weiter nach dem Studium", berichtet sie. Stipendien, Preise und Einladungen folgten. Besonders wichtig war ihr ein Bildhauersymposium in Norwegen, wo sie drei Monate in einem Steinbruch arbeitete. Hier lernte sie auch einen Steinhändler kennen, der es ihr über Jahre ermöglichte, in Granitsteinbrüchen in der Bretagne zu arbeiten.

Diese Zeit hat ihre Arbeit geprägt, denn sie gibt dem rohen Steinblock einfache, geometrische Formen, die es ermöglichen, in das Innere des Steins zu schauen. "Die unendliche Zeitdimension des Steins hat mich immer fasziniert". Susanne Specht nahm an vielen Ausstellungen teil, darunter im Jahr 2003 im Saarländischen Künstlerhaus in Saarbrücken . Daneben sind ihre Werke im öffentlichen Raum zu finden, auch im Saarland. In Paul Schneiders Skulpturenpark Merzig und auf dem Skulpturenpfad Merzig, direkt an der Saar, stehen Werke von ihr.

Im Jahr 2008 veränderten sich Arbeitsort und -weise. Sie wurde Professorin für Gestaltungslehre und Dreidimensionales Gestalten an der Hochschule Niederrhein , Fachbereich Design, in Krefeld. Das bedeutet, dass sie zwischen Berlin und Krefeld pendelt. Und seither hat sie ihre klaren, geometrischen Formen auch auf flexiblere und leichtere Materialien übertragen. "Durch das Umordnen von einfachen Formen wie dem Quadrat und dem Viertelkreis entdecke ich einen Kosmos von unendlich vielen Möglichkeiten", erzählt Susanne Specht. Die Beschäftigung mit den handlichen Formen hat auch ganz praktische Gründe. Denn sie sind ebenso mobil wie sie es für ihre Unterrichtstätigkeit sein muss. Trotzdem hat die erfolgreiche Bildhauerin die Arbeit mit dem Stein nicht aufgegeben. "Ich wurde gerade von der Fondation Arp zu einem Symposium nach Paris eingeladen. Das heißt für mich, drei Wochen konzentrierte Arbeit am Stein, darauf freue ich mich sehr."

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