Subtile Horror-Weltpremiere

Saarbrücken · Wenn die Gondeln Trauer tragen“ soll in Saarbrücken zum Theaterstück werden Holger Schröder (Dramaturgie) und Christoph Diem (Regie) wollen Daphne du Mauriers Erzählung „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ auf die Bühne der Alten Feuerwache bringen. Das wäre eine Welturaufführung.

 Sie planen eine Horror-Weltpremiere: (v.l.) Holger Schröder und Christoph Diem in der Kantine des Staatstheaters. Foto: Kerstin Krämer

Sie planen eine Horror-Weltpremiere: (v.l.) Holger Schröder und Christoph Diem in der Kantine des Staatstheaters. Foto: Kerstin Krämer

Foto: Kerstin Krämer

Wie bringt man Fantastik ins Theater? Wie behauptet man Wirklichkeit in einem Medium, das per se fiktiv ist? Wie schafft man es, diesen Rahmen aufzulösen?

Und vor allem: Wie erzeugt man Schauer? Diese Fragen treiben zur Zeit Holger Schröder (Dramaturgie) und Christoph Diem (Regie) um: Die beiden bringen Daphne du Mauriers Erzählung "Wenn die Gondeln Trauer tragen" (berühmt geworden durch Nicolas Roegs kongeniale Verfilmung von 1973) auf die Bühne der Alten Feuerwache - Welturaufführung!

Der Horror schleicht sich hier subtil ein: John und Laura reisen nach Venedig, um dort den Tod ihrer Tochter Christine zu verarbeiten. Stattdessen begegnen sie einer Frau, die angeblich Kontakt mit Verstorbenen aufnehmen kann - und John muss schockiert erfahren, wie das Unheimliche immer stärker von seinem Leben Besitz ergreift.

Während der Zuschauer hilflos mit ansieht, wie John, der unwissentlich gleichfalls die Gabe des zweiten Gesichts hat, Zeichen erhält, die er aber nicht zu deuten vermag.

Schröder und Diem lassen sich bekanntlich von berühmten Film-(Vor-)Bildern nicht schrecken: "Mir haben ja cineastische Vorlagen noch nie wirklich Angst gemacht", sagt Diem. Auch wenn sich beide nun durchaus von der Montage und den Schnitten des Films haben inspirieren lassen und ihre Bühnen-Adaption daher als Verbeugung vor Roeg verstehen.

Doch stützt sich ihre Fassung auf insgesamt drei Quellen: Diem und Schröder rezipierten außerdem du Mauriers Kurzgeschichte sowie das Original-Drehbuch, die sich beide vom Film unterscheiden. Den Horror der Entfremdung des Vertrauten verdeutlicht Diem mit "Wahrnehmungsverschiebungen", die durch die Interaktion der Elemente Schauspiel, Musik und Video ausgelöst werden. Gefilmt wurde im November an Originalschauplätzen wie der San-Nicolo-Kirche in Venedig; das Bühnenbild (Florian Barth) besteht aus einem Sammelsurium architektonischer Versatzstücke, in dem durch Beleuchtung bestimmte Räume und Gleichzeitigkeiten definiert werden können.

Die Musik kommt (wie schon bei "Das kalte Herz" und "Der standhafte Zinnsoldat") live von der schwedischen Band "Next Stop: Horizon".

Diesmal jedoch soll die Soundkulisse schroff und unvermittelt wirken und quasi als filmisches Element fungieren - weg vom Theatralen, hin zu artifiziellen Synthesizer-Sounds der 70er Jahre. Eine Antwort auf die Frage, ob das Paranormale existiert, werden Diem und Schröder nicht geben. Diem: "Mich interessiert nicht das Ob, sondern das Wie" - es ist Johns subjektive Perspektive, die er hier in den Fokus rückt. Schröder verspricht einen "reichen Theaterabend mit sinnlichen Momenten" und hofft, "dass die Zuschauer mit vielen Fragen aus dem Theater gehen".

Wer Karten möchte, sollte sich beeilen: Wegen des zeitlich begrenzten Aufenthalts der schwedischen Gäste gibt es nur 19 Vorstellungen - am 24. Februar ist bereits Dernière.

Uraufführung: Sonntag, 15. Januar, 19.30 Uhr, Alte Feuerwache. Karten: Tel. (06 81) 3 09 2 4 86

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