„Studierende sind ein Wirtschaftsfaktor“

Die Diskussion über die Zukunft der Universität zeigt Wirkung: Die Stadt denkt über Angebote für Studierende nach. SZ-Redakteurin Ilka Desgranges sprach mit Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) über die Pläne.

Saarbrücken ist Universitätsstadt, aber Sie können nicht sagen, wie viele Studierende in der Stadt leben. Warum?

Britz: Die Universität kann uns aus Datenschutzgründen keine Zahlen geben. Bei der Anmeldung gibt es kein Merkmal "Student" oder "Studentin". Deshalb können wir die genaue Zahl nicht nennen. Wir hoffen aber, dass wir im Laufe des Monats Mai genauere Zahlen bekommen, die über den Zensus ermittelt wurden. Professor Emrich hat uns diese Woche im Hauptausschuss dargelegt, dass 55 Prozent der Studierenden im Umkreis von zehn Kilometern von Saarbrücken wohnen. Er geht davon aus, dass 9955 Studierende im Regionalverband wohnen und 8000 bis 9000 in Saarbrücken selbst.

Sie haben bei der jüngsten Diskussion über Saarbrücken und die Universität gesagt, man könne im Stadtbild erkennen, dass die Stadt viele Studierende hat.

Britz: Ja, in unterschiedlichen Bereichen. Gerade erst hat die Hochschule der Bildenden Künste die Berliner Promenade ins rechte Licht gerückt. Die Studierenden sind auch ein Wirtschaftsfaktor. Sie gehen essen, sie kaufen ein - und das nicht nur in Saarbrücken, sondern im gesamten Land.

Sprechen Sie als Oberbürgermeisterin regelmäßig mit dem Unipräsidenten und mit den Hochschulrektoren?

Britz: Ich persönlich habe regelmäßig Kontakt. Wir haben einen Arbeitskreis der Uni mit den Hochschulen. Der hat in der letzten Zeit nicht mehr so regelmäßig getagt, ich möchte ihn daher beleben. Wir hatten in der Vergangenheit alle Rektoren in die Dezernentenkonferenz eingeladen.

Wenn Sie für Saarbrücken werben sollten als Stadt für Studierende: Wie würden Sie das tun?

Britz: Bei uns ist der Campus ein eigenes Stadtquartier. Womit wir werben können, das sind die kurzen Wege in der Landeshauptstadt, das sind auch die Preise für Wohnraum im Gegensatz zu Freiburg oder München. Mit dem kulturellen Leben in der Landeshauptstadt Saarbrücken kann man auch Studierende anziehen. Wir sollten zusammen mit Uni und Hochschulen überlegen, wie wir im Internet, mit modernen Medien für unseren Universitätsstandort werben können.

Was tut die Stadt für Universitätsabsolventen, die hier ein Unternehmen gründen wollen?

Britz: Es gibt sehr viele Angebote, bei der Stadt, an der Uni, bei der IHK, im Wirtschaftsministerium, bei verschiedenen Einrichtungen. Allerdings sind die Informationen im Prinzip nicht gebündelt. Wir versuchen jetzt, eine Informationsplattform zu gestalten. Das Gute an der Debatte über die Zukunft der Universität ist, dass man über vieles noch einmal neu nachdenkt. Wir haben überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, Unternehmen und Studenten in neuen Formen zusammenzubringen, etwa bei Partys.

Der Universitätspräsident hat häufiger darauf hingewiesen: Wenn die Stadt sich nicht weiterentwickelt, bekommt man keine guten Leute an die Universität. Das gilt sicherlich für Professoren und Studierende.

Britz: In der Innenstadt ist schon viel passiert. Wir haben durch die Lichtinstallation der HBK gesehen, wie man das Neue in der Stadt in Szene setzen kann. Wir werden weitere Bausteine des Projektes Stadtmitte am Fluss umsetzen. Und wir gehen weiter. Das Messe- und Kongresszentrum ist eines der ganz zentralen Themen der Zukunft: für Studierende, für Unternehmen, für den Mittelstand in Saarbrücken, im Saarland und darüber hinaus. Es ist ganz wichtig, dass die Uni nicht zerschlagen wird, denn da haben wir die Leute, die wir in der Zukunft brauchen. Leute zwischen 20 und 30 Jahren müssen wir einfach halten. Die Diskussion über die Universität und die Hochschulen ist eine Diskussion, die über die Zukunft des Landes entscheidet.

Gibt es denn spruchreife Überlegungen zum Messe- und Kongresszentrum? Wenn man junge Leute im Land halten möchte, wäre ja auch ein solch modernes Zentrum sinnvoll.

Britz: Ein modernes Messezentrum in und an der Congresshalle ist machbar. Dazu liegen uns Studien vor. Wir müssen jetzt das Thema Verkehr noch einmal intensiv beraten. Wir wollen CCS und Messegesellschaft zusammenführen. Und wir arbeiten an neuen Messekonzepten. Die Saarmesse war immer ein Fenster der Saarwirtschaft, mittlerweile gibt es dort vielfältigste Angebote, die nicht unbedingt eng mit der Saarwirtschaft zu tun haben. Zur Frage, welche Messen wir in der Stadt haben wollen, werden Gespräche mit Unternehmen und mit Instituten an der Universität geführt. Wir haben einen großen Schritt getan, aber es wird nicht in den nächsten ein, zwei Jahren zu einem Neubau der Messe kommen.

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HintergrundDie Stadt Saarbrücken hat die Messeanteile 2012 für sieben Millionen Euro von der Familie Grandmontagne gekauft. Als unternehmerische Führung wurde die Messe Berlin gewonnen, die bald wieder ausgestiegen ist. Stadt und Land sind dabei, die Messe neu auszurichten. Als neuer Standort ist das Gelände um die Congresshalle im Gespräch. red

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