Studie: Menschen mit ausländischen Vorfahren noch immer benachteiligt

Saarbrücken · Eine Studie stellt zwar deutliche Fortschritte bei der Integration fest, aber ebenso eine anhaltende Benachteiligung: Die Arbeitskammer hat die aktuelle Situation der Menschen mit Migrationshintergrund im Saarland untersucht.

Die Situation der Menschen mit Migrationshintergrund (also Menschen, deren Vorfahren aus anderen Ländern stammen) hat sich in den vergangenen 20 Jahren im Saarland ebenso wie bundesweit deutlich verbessert. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Dennoch ist die Lage vieler Betroffener noch immer geprägt von Benachteiligungen und Diskriminierung. Das geht aus der Studie "Migration im Saarland: ein Überblick 2014" des Interkulturellen Kompetenzzentrums der Arbeitskammer hervor. Demnach sind Menschen mit Migrationshintergrund heute beispielsweise besser im Bildungssystem integriert und seltener von Arbeitslosigkeit betroffen als noch in den 90er Jahren. Im Vergleich zu Menschen ohne Migrationshintergrund sind sie im Schnitt aber noch immer schlechter gestellt. "Und diese Lücke zwischen den beiden Gruppen ist über die Jahre hinweg konstant geblieben", erklärt Franz Josef Koenen, einer der Autoren der Studie.

Daten-Grundlage für die Studie sind vor allem Statistiken über Ausländer, da Menschen mit Migrationshintergrund oftmals nicht gesondert erfasst werden. So zählt das Statistische Landesamt im Saarland unter den rund eine Million Einwohnern fast 80 000 Ausländer. Nach Schätzungen der Autoren der Studie leben im Saarland dagegen rund 200 000 Menschen mit Migrationshintergrund. Anders ausgedrückt: Gut jeder fünfte Einwohner habe einen Migrationshintergrund. Und je jünger die Altersgruppe, desto größer sei ihr Anteil: In saarländischen Schulen hat laut der Studie jeder dritte Schüler eine Migrationsherkunft.

Eine besonders positive Entwicklung verzeichnet die Studie bei der frühkindlichen Bildung. Anders als noch bis Mitte der 90er Jahre würden heute fast 90 Prozent der Migrantenkinder in Kindertagesstätten betreut. Problematisch bewertet die Studie allerdings, dass die zumeist kirchlichen Kita-Träger Menschen mit Migrationshintergrund den Job als Erzieher verwehren, wenn ihre Religionszugehörigkeit eine andere ist.

Während in der Grundschule alle Schülergruppen entsprechend ihres Bevölkerungsanteils vertreten seien, so nehme der Prozentsatz der Schüler mit Migrationshintergrund bei weiterführenden Schulen bis hin zum Gymnasium kontinuierlich ab. Ob die neue Gemeinschaftsschule eine Chancenverbesserung für Schüler mit Migrationshintergrund bedeutet, muss sich laut Studie erst noch erweisen. Kritisch merken die Autoren auch hier an, dass im Saarland Lehrer mit Migrationshintergrund immer noch die Ausnahme seien.

Auch gelinge es Jugendlichen mit Migrationshintergrund deutlich seltener, einen direkten, erfolgreichen und dauerhaften Übergang zur Berufsausbildung zu bewerkstelligen, was der Studie zufolge inbesondere auf muslimische Jugendliche zutrifft.

Vorurteile weit verbreitet

Als Gründe für die Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund führen die Autoren vor allem Vorbehalte und Vorurteile bei Menschen ohne Migrationshintergrund an. Untersuchungen zufolge seien so etwa rund ein Drittel der Deutschen der Auffassung, wenn sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert, müsse man Migranten "nach Hause" schicken. "Und aus dieser Perspektive spielt es auch keine Rolle, ob ein Migrant eingebürgert ist oder in der dritten Generation hier lebt", heißt es in der Studie. Die gesamte Studie ist im Internet einzusehen unter www.arbeitskammer.de.

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