Studenten fehlt die Kneipenszene

Saarbrücken · Für die Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) ist Alt-Saarbrücken als Wohnort wenig attraktiv. Hochschule, Stadtteilbüro und Stadtteilforum wollen das ändern.

 Das „Haus des Wissens“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Fotos: Iris Maurer

Das „Haus des Wissens“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Fotos: Iris Maurer

Zum Studieren strömen viele Studenten nach Alt-Saarbrücken an die HTW – nur wohnen wollen sie lieber in St. Johann.

Zum Studieren strömen viele Studenten nach Alt-Saarbrücken an die HTW – nur wohnen wollen sie lieber in St. Johann.

. Vor der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Alt-Saarbrücken rauscht die Autobahn. Im Hinterhof stehen zwei junge Männer und rauchen. Das Campus-Bistro an der Ecke ist geschlossen. Das Curry 117 hundert Meter weiter hat geöffnet und Wlan-Nutzung im Angebot. "Im Semester essen hier mittags viele Studenten", erzählt Mitarbeiterin Petra Stolz. In den Straßen von Alt-Saarbrücken ist sonst kaum zu spüren, dass dort der Hauptstandort der zweitgrößten Hochschule des Landes liegt. Nicolas Heintz vom Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) der HTW beklagt: "Für Studenten ist das Viertel nicht sehr verlockend. Neben günstigem Wohnraum fehlen hier nette Cafés, Kneipen und genügend Parkplätze. Das Studentenleben findet vor allem auf dem Campus statt."

Curry 117 und Campus-Bistro

Mit dem Projekt "Hochschule in der Stadt" wollen HTW, Stadtteilbüro und Stadtteilforum durch Neu- und Umbau des Campus' sowie verschiedene soziale und kulturelle Maßnahmen bewirken, dass HTW, Studierende und Alt-Saarbrücken einander näherkommen. 2008 fand das erste Treffen der Initiatoren mit Baudezernat, Stadtplanungsamt und Anwohnern statt. "Bisher sind aber nur Mosaiksteinchen zu sehen", sagt Thomas Hippchen vom Stadtteilbüro. Wie das Curry 117 und das Campus-Bistro, wie die Wohnraumbörse, die das Stadtteilbüro seit eineinhalb Jahren gemeinsam mit der HTW betreibt. "Wir haben um die 100 Angebote vermitteln können, 80 Prozent davon an Studenten", berichtet Katharina El Haddad, Mitarbeiterin im Bürgerbüro.

Doch zwei Imbissstuben und die Wohnungsanzeigen sind nur Tropfen auf den heißen Stein. "Die Studenten ziehen lieber in lebhaftere Viertel", bedauert Hippchen. St. Johann und sein Nauwieser Viertel sind von der HTW aus in zehn Fahrradminuten zu erreichen. Friedrich Bader vom Asta sagt: "Außerdem pendeln zehn Prozent der Studierenden täglich aus Grenzregionen wie Lothringen her, die fahren nach der Vorlesung wieder zurück." Bei derzeit 2600 Studierenden sind das 260 Pendler. Auf dem Campus selbst sind bereits Fortschritte des Umbaus sichtbar: Das "Haus des Wissens" ist fertig (die SZ berichtete). Die Kindertagesstätte in der Hohenzollernstraße bietet die Hälfte ihrer Plätze Kindern an, deren Eltern an der HTW studieren oder arbeiten. Die Nachfrage ist laut Kita-Leiterin Claudia Denig hoch. Ein neues Parkhaus soll 2014 gebaut werden, bis Ende 2015 auch ein neues Zentralgebäude mit einer neuen Mensa. Doch Heintz kritisiert: "Wenn in Zukunft 600 bis 1000 neue Studierende kommen, wird der Platz trotzdem nicht ausreichen. Die neue Mensa bekommt wie die alte nur 200 Sitzplätze." Laut Cristine Schweickard, Referentin des HTW-Rektors, werden es 230 Plätze, am Campus soll noch eine Cafeteria eingerichtet werden. Durch den Zuzug der sozialwissenschaftlichen Studiengänge und der Architektur im Studienjahr 2013/2014 werden es jedoch bald rund 3500 Studenten sein. Alternative gastronomische Angebote und Treffpunkte in der Umgebung werden dann noch dringender gebraucht.

Stadtteil erst aufwerten

Was noch alles verändert werden könnte, um HTW und Studierende besser ins Viertel zu integrieren, untersuchen die Fakultäten Sozialwissenschaften und Bauingenieurwesen im Forschungsprojekt "Hochschulöffnung Alt-Saarbrücken". Studierende befragen Anwohner und Akteure in Alt-Saarbrücken, wie mehr studentisches Leben vor der Haustür aussehen könnte. Professor Simone Odierna von der Fakultät Sozialwissenschaften beurteilt das Potenzial des Viertels für Studierende mit Skepsis: "Jeder Student möchte in St. Johann leben, weil insbesondere das untere Alt-Saarbrücken noch nicht so eine hohe Attraktivität hat. Der Stadtteil muss aber gerade für Studierende aufgewertet werden." Zum Beispiel mit einer Kneipenszene, die studentenfreundliche Preise bietet.

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