Stressbewältigung in seelischen Krisenzeiten: Essentielle Habseligkeiten gegen Burnout

Saarbrücken · Über 110 Gäste erfuhren diese Woche beim SZ-Experten Forum mit Babak Rafati, wie wir am besten mit tiefen Krisen und Stress umgehen. Der frühere FIFA- Schiedsrichter präsentierte 90 Minuten lang den Vortrag "Stressmanagement? Brennen statt auszubrennen!" Dass er sich damit nicht nur theoretisch, sondern anhand eigener Erfahrungen gut auskennt, wurde schon im einleitenden Kurzfilm erkennbar. Rafati hatte in 2011 in einem Hotelzimmer versucht, sich das Leben zu nehmen.

 Gut 110 Besucher waren am Dienstag zum Vortrag „Stressmanagement? Brennen statt auszubrennen!“ ins Forum der SZ gekommen. Foto: meyer

Gut 110 Besucher waren am Dienstag zum Vortrag „Stressmanagement? Brennen statt auszubrennen!“ ins Forum der SZ gekommen. Foto: meyer

Foto: meyer

"Wer ist die Ursache für unseren Stress?", fragte Rafati dann sofort ins Publikum. "Ich habe dem Tod in die Augen geschaut. Bin ein Vorbild dafür, wie man es nicht macht." Aussagen, die erst mal saßen. Rafati wählte einen schonungslosen, aufklärenden Stil für seine Berichte - aus der Dunkelkammer der eigenen Seele. Und man hört gewiss nicht jeden Tag die Beschreibung, wie das so ist, wenn man seine eigene Existenz abschaffen will. Rafati nutzte das Zerrbild des eigenen Absturzes, um aufzuwühlen und um dann sofort aufzuzeigen, wie es erst gar nicht so weit kommt. Deswegen drehte sich ein bedeutender Teil seines Vortrages darum, was eine Persönlichkeit ausmacht, wie Belastungsfaktoren an einem Menschen arbeiten und wie man aus einer tiefen Krise wieder rauskommt. "Jeder ist Burnout gefährdet!", erklärte er demonstrativ.

Da niemand gefeit sei, ist Rafati das Thema Prävention ausnehmend wichtig. "Ich möchte sensibilisieren. Und ich möchte, dass wir bewusst darüber nachdenken, was wir tun und wer wir sind. Was sind Ursachen für unsere Krisen und wie bleiben wir motiviert am Ball, wenn einmal alles zu verschwimmen scheint?" Rafati berichtete, dass er nach seinem Absturz quasi zwei Lottogewinne erlebte. Zum einen der absolute Beistand seiner Frau, zum anderen die erlösende Therapie und die Auseinandersetzung mit einem Psychologen. "Meine Frau war damals voll an meiner Seite, 24 Stunden am Tag. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft, ohne Liebe, Zuneigung sowie klare Werte und ein produktives Gefühl von sich selbst. Das ist wirklich wichtig!" Selbstakzeptanz und Selbstannahme musste der ehemalige Schiedsrichter erst einmal richtig lernen, statt sich über Leistung und Anerkennung zu definieren. Was aber hilft, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist? Gleichgewicht und Balance finden wir durch gesunde Reaktionen auf schwierige Themen. Sich abgrenzen können und nicht so sehr abhängig machen von der Meinung anderer ist dabei entscheidend. Gedankenmanagement nannte das Rafati. Selbstbestimmung statt immer auf die anderen zu blicken ist ein weiterer Punkt, den er ansprach. "Niemand kann uns verletzen. Wir lassen es aber immer zu, dass es dem anderen gut gelingt." Achtsamkeit und die radikale Akzeptanz für das eigene Ich schaffen laut Rafati Resilienz.

Das meint, dass wir Dinge nicht bewerten sollten, und die eigene Widerständigkeit erweitern als auch stärken müssen: Grenzen aufzeigen und Respekt einfordern von der Umgebung. "Andere fühlen sich stark, wenn sie dich schwächen können". Rafati nahm sich am Ende für die Themen Resilienz und Bewältigung viel Zeit. Dabei nannte er viele Strategien und weitere Aspekte, die uns Menschen vor zu viel Stress bewahren können.

Annabelle Wagner aus Saarbrücken fand: "Die Tickets hat mein Vater besorgt, wir sind zum ersten Mal hier. Ich war sofort im Thema und konnte gut mitfühlen. Ein Vortrag, der unter die Haut geht." Ähnlich äußerte sich Dorothee Schank aus Saarbrücken, die schon öfters zu Gast beim SZ-Experten Forum war: "Ein bewegender Vortrag. Sehr echt und wahrhaftig mit eindringlichen Erfahrungen. Ich nehmen für mich die Bestärkung mit, jederzeit gut auf sich zu achten."

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