Stramme Töne kontra Ballkunst

Saarbrücken. "Rock 'n' Ball", das hieß: "Du schaust dir die Bands an, und im Hintergrund läuft ein Fußballspiel, oder du schaust dir ein Fußballspiel an, und im Hintergrund spielt eine Band." So hatten es sich die Veranstalter des kleinen Musikfestivals vorgestellt

 "Rock 'n' Ball" im und vorm Café Silo: Die Band Karcher spielte draußen, während im Café Fußball geschaut wurde. Foto: Iris Maurer

"Rock 'n' Ball" im und vorm Café Silo: Die Band Karcher spielte draußen, während im Café Fußball geschaut wurde. Foto: Iris Maurer

Saarbrücken. "Rock 'n' Ball", das hieß: "Du schaust dir die Bands an, und im Hintergrund läuft ein Fußballspiel, oder du schaust dir ein Fußballspiel an, und im Hintergrund spielt eine Band." So hatten es sich die Veranstalter des kleinen Musikfestivals vorgestellt. Und tatsächlich: Während die einen den Bands auf der Bühne im Innenhof des Cafés am Silo beiwohnten, sahen andere drinnen gebannt auf den großen Fernseher und verfolgten die Partien zwischen Uruguay und Frankreich (Freitag) beziehungsweise England und den USA (Samstag). Das alles geschah für einen guten Zweck. Denn eine Freundin von Mitorganisator Christoph Brachmann hatte vor einigen Monaten einen schweren Unfall. Anlässlich ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus organisierte er mit Freunden das "Rock-'n'-Ball"-Festival.

Für Freitag hatten sie Joel Becks und All But The Lips eingeladen. "Es war ein gemütlicher Abend mit etwa 70 Besuchern", erklärt Brachmann. Der Singer-Songwriter Becks wandelte auf den Spuren der Doors; das deutsch-französische Quintett All But The Lips überraschte mit einer exotischen Mischung aus Indierock, Chanson und The Velvet Underground. Am Samstag stieg Brachmann sogar selbst auf die Bühne. Mit Freunden spielte er den Überhit "Planet Claire" von The B-52's, Alphavilles "Forever Young", "Jump" (Van Halen) und einen der besten Neue Deutsche Welle-Songs überhaupt: "Codo" von DÖF (Deutsch-Österreichisches Feingefühl). Alles in sehr eigenwilligen Versionen dargeboten.

Danach waren die Saarbrücker Noiserocker Karcher an der Reihe. Sänger Dietmar Bottler stellte seine Band mit den treffenden Worten vor: "In diesem Potpourri hier sind wir für die strammeren Töne zuständig." Schon mit dem Eröffnungssong "Two Third Now" war wohl jedem der rund 100 Gäste klar, wie Bottler das gemeint hatte. Seine heisere, nie zu aggressive Stimme, der tief brummende Bass, die zwei sich duellierenden und doch perfekt ergänzenden Gitarren und das präzise, wuchtige Schlagzeugspiel kamen dank eines Klangs wie von CD bestens zur Geltung. Während sie "Machinery" spielten, versuchte Robert Green, der Torwart der englischen Nationalmannschaft, einen Weitschuss des US-Amerikaners Clint Dempsey zu halten. Vergeblich. Die USA hatte ausgeglichen.

Frischer Reggae-Rock

Wesentlich besser machten es Karcher, deren "strammen Töne" bei Jung und Alt gut ankamen. Was auch für die Musik von The Orange Squashes galt. Ihr frischer Reggae-Rock war genau das Richtige für die mittlerweile kühlen Temperaturen. Und so ging am späten Abend das kurzweilige Festival "Rock 'n' Ball" zu Ende. Nur die England-Fans unter den Anwesenden hatten keinen Grund zur Freude. Alle anderen machten einen mehr als zufriedenen Eindruck.

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