Steuerhinterziehung: Anklage gegen zwei Saarbrücker Szene-Wirte

Saarbrücken · Zwei frühere Chefs von bekannten Kneipen am St. Johanner Markt in Saarbrücken sollen die Umsätze ihrer Lokale über Jahre hinweg manipuliert und verschleiert habe. Ihnen drohen jetzt mehrjährige Haftstrafen.

. Sie lebten auf großem Fuß, saßen am Steuer von Luxus-Sportwagen, etwa einem Mercedes SLR (McLaren) mit Klapptüren, und gönnten sich teure Reisen: Seit Mitte Juli ist das Luxusleben der beiden Ex-Chefs von Saarbrücker Szene-Kneipen am St. Johanner Markt beendet. Die Gastronomen B. (52) aus Riegelsberg und S. (55) mit Adresse in Luxemburg sitzen wegen Fluchtgefahr in der Saarbrücker Justizvollzugsanstalt "Lerchesflur". Steuerhinterziehung im großen Stil wird dem Duo, das auch Lokale in Saarlouis und Heidelberg führte, vorgeworfen. Der zuständige Oberstaatsanwalt und die Steuerfahnder haben kräftig aufs Tempo gedrückt und nach SZ-Informationen bereits letzte Woche die Anklageschrift mit zahlreichen Tabellen und Kalkulationen vorgelegt. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts soll den spektakulären Fall verhandeln. Die Anklage geht von 2 639 630 Euro Steuern aus, die die Kneipenchefs von 2010 bis Mai 2016 hinterzogen haben sollen. Wird dieser Betrag vor Gericht bestätigt, drohen beiden mehrjährige Haftstrafen. Bei den angeblich hinterzogenen Steuern handelt es sich nach SZ-Informationen um mehr als eine Million Euro Umsatzsteuer, 456 000 Euro Körperschaftssteuer und Solidaritätsbeitrag, 737 000 Euro Gewerbesteuer und insgesamt mehr als 400 000 Euro Einkommenssteuer.

Akribisch haben die Ermittler die in den Kneipen erzielten Umsätze, die am Fiskus vorbei gelenkt worden sein sollen, kalkuliert. Grundlage dafür waren beispielsweise Einkaufsbelege, Getränke- und Speisekarten, Portionsgrößen und branchenübliche Aufschläge. Dabei rechneten die Beamten im Sinne der Angeklagten durchaus großzügig mit Ausschankverlusten und Abschlägen.

Treffen die erhobenen Vorwürfe zu, dann haben die beiden Inhaftierten über Jahre hinweg in Kneipen der zwischenzeitlich insolventen Coyote GmbH und in einem weiteren Markt-Lokal die tatsächlich erzielten Umsätze teilweise verschleiert. Eine Geschäftspartnerin und ein Angestellter haben sich, so heißt es, - wohl in der Hoffnung auf Bewährungsstrafen - den Ermittlern offenbart und die praktizierten Methoden zu Protokoll gegeben. So soll Kneipenchef B. über eine spezielle Software die korrekten Umsätze im Kassensystem manipuliert haben. Der Mitarbeiter soll zuvor Geld bar aus der Kasse entnommen haben, um Personal schwarz zu bezahlen. Der Restbetrag wurde angeblich von den Angeklagten bar abgezweigt. So sei von 2010 bis Ende 2015 rund 5,58 Millionen Euro Schwarzgeld kassiert worden. Beispielsweise 2013 rund 740 000 Euro bei der Coyote GmbH oder 2011 rund 550 000 Euro bei dem weiteren Marktlokal.

Die Verteidiger des Duos, Prof. Guido Britz (St. Ingbert) und Joachim Giring (Saarbrücken ), bestätigten auf Anfrage, dass die Anklage vorliege. Britz kündigte an, aus verfahrensrechtlichen Gründen gegen die Anklage vorgehen zu wollen.

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