"Steine leben nur, wenn Licht auf sie fällt"

Saarbrücken/Trun. Gerhard Heisler stellte mit 71 Jahren gerade seine erste Skulptur auf dem Kunstpfad "Senda d'art" in Trun in der Schweiz auf: Augenscheinlich ein Gegensatz, doch besteht bei dem Saarbrücker Fotografen ein Zusammenhang zwischen Foto und Skulptur

 Der Saarbrücker Fotograf Gerhard Heisler arbeitet an seiner Skulptur für den dortigen Kunstpfad. Foto: Heisler

Der Saarbrücker Fotograf Gerhard Heisler arbeitet an seiner Skulptur für den dortigen Kunstpfad. Foto: Heisler

Saarbrücken/Trun. Gerhard Heisler stellte mit 71 Jahren gerade seine erste Skulptur auf dem Kunstpfad "Senda d'art" in Trun in der Schweiz auf: Augenscheinlich ein Gegensatz, doch besteht bei dem Saarbrücker Fotografen ein Zusammenhang zwischen Foto und Skulptur."Zuerst analysieren und das Objekt sowie das Material erforschen", beschreibt Gerhard Heisler seinen Ansatz. Der sei gleich, egal ob er mit "Valser Stein", einer dem Granit ähnlichen Mischung aus Feldspat, Quarz und Glimmer arbeitet, oder ob er in seiner Zeit als Industriefotograf Maschinen oder Informationstechnologie ins Bild setzte. Da mag auch noch die auf Materialprüfung geeichte Grundlehre hineinspielen, die er bei Oskar Holweck an der ehemaligen Werkkunstschule in Saarbrücken zwischen seiner Arbeit im Bundespresseamt und seiner Meisterprüfung absolviert hat: Immer war es Handwerk, etwa in Gestalt des von ihm entwickelten "Composing"-Verfahrens, mit dem er aufwendig Motive zusammenstellte, lange bevor diese Aufgabe der Computer erledigte. Daher legte er "keine Bildhauerarbeit" vor, als der Plan aufkam, eine Arbeit am Kunstpfad "Senda d'art" in Trun aufzubauen: "Es sollte von Anfang an eine Zusammenstellung mehrerer Steine sein", erklärt er. Die Idee entstand nach einem Besuch des Pfades vor eineinhalb Jahren. "Es fehlt ein Stein aus Ihrem Material", hatte er damals an den Besitzer des Steinbruchs geschrieben, aus dem auch die Steine stammen, die der von Heisler hochgeschätzte Architekt Peter Zumthor für die Therme im Schweizer Vals geholt hat. Bereits vor Jahren hatte sich Heisler einige dieser grau glänzenden Stelen nach Saarbrücken schicken lassen. Daraus formierte er aus senkrecht gereihten Stelen eine Skulptur für seinen Garten. Fotos davon schickte er nach Vals, was dort für Begeisterung sorgte und ihm die Einladung eintrug, eine Arbeit für den Kunstpfad zu schaffen. So entstand "Veta", was auf Rätoromanisch "Leben" bedeutet, "weil ich mit der Skulptur den Lebenslauf wiedergeben wollte." Auf einer Fläche von zwölf auf fünf Metern hat er einen Sitzstein so ausgerichtet, dass der Blick des darauf Platz nehmenden Besuchers durch zwei aus Stelen formierten, die Lebensabschnitte darstellenden Wände hindurch über die drei hohen Stelen der "Trinitad" (Dreifaltigkeit) zu den beiden Kirchen des Ortes geht. Die Arbeit braucht die Gesamtheit der Steine, "damit die Besonderheit jedes Steins wirken kann", und sie braucht die Sonne. Das gilt für den Stein, erst recht für das Leben, weiß der Künstler: "Der Sonnenstand ist wichtig, weil die Steine nur leben, wenn Licht auf sie fällt."

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