Starkregen stellt Kanalisation auf die Probe

Saarbrücken · Heftiger Regen hat vielerorts im Saarland für vollgelaufene Keller und überflutete Straßen gesorgt. Die Kanalisation ist mit den Wassermassen teilweise überfordert. Doch Hauseigentümer können vorsorgen.

 Dunkle Regenwolken zogen am Montag und Dienstag über weite Teile des Saarlands. Foto: Wetterstation - Saar

Dunkle Regenwolken zogen am Montag und Dienstag über weite Teile des Saarlands. Foto: Wetterstation - Saar

Foto: Wetterstation - Saar

Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen - heftige Schauer und Gewitter sind in den vergangenen Tagen über das Saarland gezogen. Vielerorts wurden Straßen gesperrt, gestern auch die A 620 auf Höhe der Malstatter Brücke und die A 8 kurz vor Heusweiler, weil die Autobahnen unter Wasser standen. 200 Notrufe gingen gestern bei Polizei und Feuerwehr ein. Es ereigneten sich 20 Unfälle, ein Mensch wurde dabei verletzt. In Saarbrücken schlug der Blitz in die Saarbahn ein, die Bahn musste in der Lebacher Straße stehenbleiben. "Am Montag war der Landkreis Saarlouis besonders betroffen", sagt Dominik Eder von der Wetterstation Saar. "Innerhalb kürzester Zeit fielen dort bis zu 15 Liter Regen pro Quadratmeter." Hinzu kamen stürmische Böen mit über 60 Stundenkilometern.

"15 Liter Regen pro Quadratmeter - das kann die Kanalisation schon überlasten", erklärt Sabine Krüger vom Deutschen Wetterdienst - kritisch werde es ab 25 Litern. Und das könnte in Zukunft wegen des Klimawandels immer häufiger passieren. Meteorologen rechnen damit, dass künftig vor allem der Westen und Süden Deutschlands von Starkregen betroffen sein werden - also auch das Saarland . Die Kanalisation kommt dabei an ihre Grenzen. "Der Kanal muss für einen Durchschnittsregen ausgelegt werden, alles andere ist unwirtschaftlich", erklärt Judith Pirrot, Sprecherin des Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetriebs (ZKE), der für rund 1000 Kanal-Kilometer in Saarbrücken zuständig ist. Kanäle mit größerem Durchmesser würden zudem Probleme bereiten, da die meiste Zeit nicht genug Wasser durchlaufen würde, um "Feststoffe" wegzuspülen.

Um die Probleme bei Starkregen in den Griff zu bekommen, hat die Stadt Saarbrücken Konzepte entwickelt: Einerseits wird versucht, das Regenwasser direkt in ein Gewässer zu leiten oder es, etwa auf Grünflächen, im Boden versickern zu lassen. Auch bei Neubausiedlungen wird darauf geachtet, dass sich das Wasser auf tief gelegenen Flächen sammeln und versickern kann. Andererseits wird es zurückgehalten, etwa in Regenüberlaufbecken, um Kläranlagen nicht zu überlasten.

Schmutz wird mitgeschwemmt

Auf solche Becken setzt auch der Entsorgungsverband Saar (EVS), der für das Kanalnetz außerhalb der Ortschaften zuständig ist. Fließt extrem viel Wasser durch die Kanäle, werden dabei auch Ablagerungen mitgeschwemmt. Das Wasser wird zunächst in Regenüberlaufbecken gespeichert. "Dadurch wird vermieden, dass der erste konzentrierte Schmutzstoß in den Bach gelangt", sagt Marianne Lehmann, Sprecherin des EVS. Erst wenn das Becken voll ist, wird das Wasser in Bäche oder Flüsse abgeleitet: "Das ist dann extrem verdünnt und absolut unschädlich." Die Bewältigung der Regenmengen wird den EVS auch weiterhin beschäftigen: Mehr als die Hälfte der Investitionen, die der Verband bis 2017 tätigt, fließen in die Regenwasserbehandlung, insgesamt 132 Millionen Euro.

Vollgelaufene Keller wird es aber wohl weiterhin geben. "Hausbesitzer müssen sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass die Kommune über die Kanalisation keinen hundertprozentigen Schutz vor Schäden bieten kann", sagt ZKE-Sprecherin Pirrot. Sie müssten sich auch selbst schützen, etwa durch ein Rückstauventil im Keller. Es verhindert, dass Wasser in den Keller eindringt, wenn die Kanäle voll sind.

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