Starkes Stück in einer Inszenierung mit Schwächen

Saarbrücken · Birgit Giokas (Parnass-Theater) gab bei der Premiere von „Wir waren“ am Freitag im Schlosskeller die Resolute, der Lothringer Alphonse Walter (Theater Meisenthal) den Bedächtigen.

Sicher ist sicher, haben sich die beiden gedacht. Sie wollen sich umbringen, solange sie noch bei klarem Verstand sind, eröffnet uns das Rentnerpaar auf der Veranda seines Ferienbungalows gleich zu Beginn. Ein äußerst geschickter Schachzug von William Pellier, dem französischen Autor von "Wir waren". Da kann man nicht anders, da will und muss man hinhören, was die zwei namenlosen Alten zu erzählen haben.

Birgit Giokas (Parnass-Theater) gibt am Freitag im Schlosskeller die Resolute, der Lothringer Alphonse Walter (Theater Meisenthal) den bedächtigen Gemütvollen. Und doch sind sie wie Topf und Deckel in diesem Dialog, der eher ein gemeinsamer Monolog ist und im vermeintlichen Plauderton tiefe Einblicke gewährt. Wir erkennen zwei schreckliche bornierte rechte Spießer, die ihr Eigenheim mit Zaun und Bürgerwehr vor Ausländern und Jugendlichen schützen. Und was sie schützen, ist nicht mehr als ein fest ritualisierter Alltag, der sich in Kreuzworträtseln und Fernsehen erschöpft.

Trotzdem rührt einen dieses Paar, das, weil der Plan misslang, nun stufenweise Besitz und Autonomie verliert. Philemon und Baucis landen im Pflegeheim: Ihm bleiben nur noch ihr dementes Lächeln und die Angst, erst nach ihr zu sterben.

Ein starkes Stück, eine Inszenierung (Regie: Sepp Scheepers) mit Schwächen. Weil der Monolog hier alles ist, was zählt, hätte man sich eine lebendigere sprachliche Gestaltung gewünscht. Die fiel besonders dem Lothringer Walter, vielleicht auch wegen der Fremdsprache Hochdeutsch, schwer. Etwas zu blass und konventionell gerieten auch Körpersprache und Bühnenbild. Gleichwohl, dem Premieren-Publikum gefiel's, es spendete kräftigen, herzlichen Applaus.

Nächste Termine für "Wir waren - La vie de marchandise" : 6., 8., 15., 16. November, 20 Uhr, Schlosskeller.

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