Starker Auftakt der Jüdischen Filmtage mit „Zero Motivation“

Saarbrücken · Fünf Frauen, die von ihrem Militärdienst gelangweilt sind, rebellieren gegen ihre stumpfsinnige Arbeit. Darum geht es in der israelischen Komödie „Zero Motivation“, die aber durchaus ernste Aspekte hat.

Sonntagabend im Kino Achteinhalb . Eingeladen hat Richard Bermann im Namen der Saarbrücker Synagogengemeinde und Kinoleiter Waldemar Spallek. Der Saal ist brechend voll, viele müssen sogar stehen. In der Menge sind auch ganz besondere Gäste: Dan Shaham, der Generalkonsul des Staates Israel und der israelische Regisseur Eilon Ratzkovsky. Dessen Film "Zero Motivation" steht im Mittelpunkt des Abends und sorgt auch nach der Filmvorführung für reichlich Gesprächsstoff.

Der Film erzählt - auf Hebräisch mit englischen Untertiteln - die Geschichte fünf junger Frauen, die irgendwo in der Wüste Negev ihren Militärdienst ableisten. "Israel ist das einzige Land der Welt, in dem auch Frauen zum Militärdienst verpflichtet sind", erklärt Ratzkovsky zur Bedeutung der Thematik. Eindrucksvoll stellt der Film die Spannung zwischen dieser Pflicht auf der einen und den Weiblichkeitskonzepten der Protagonistinnen auf der anderen Seite dar. Diese sind frustriert von den Büro- und Reinigungsarbeiten. Sie träumen von einem aufregenden Leben in Tel Aviv.

Publikum ist begeistert

Aus der Langeweile der jungen Frauen entstehen spöttisch-rebellische Aktionen, die sich gegen ihre strengen Vorgesetzten und die stumpfsinnige Arbeit richten. Im Laufe der Zeit entwickeln sie sich in unterschiedliche Richtungen. Dadurch kommt es zu den kuriosesten Situationen, die beim Publikum von Anfang an für lautes Gelächter sorgen. Das ist wohl einer der Gründe, warum Ratzkovskys Film mit 590 000 Kinobesuchern in Israel der erfolgreichste Film des Jahres 2014 war. Dennoch sei der Film mehr als nur eine Komödie , sagt Ratzkovsky: "Der Film hat seine lustigen Momente, aber er hat mit dem Militärdienst der Frauen einen ernsten Hintergrund. Er richtet den Fokus auf die etwas anderen Soldaten, nicht auf die berühmten Kämpfer."

Der Streifen habe eine feministische Aussage, erklärt Ratzkovsky. "Deshalb spielen die Männer nur eine Nebenrolle." Die Situation sei auf viele Frauen, auch in anderen Systemen, übertragbar. "Der Film spielt im Jahr 2003. Inzwischen sind Frauen in Israel auch in anderen Bereichen des Militärs tätig, zum Beispiel als Piloten oder Marineoffiziere", erklärt Yoram-Illy Ehrlich, Mitglied im Präsidium der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Der Saarbrücker Unternehmer fungiert an diesem Abend im Kino Achteinhalb auch als Dolmetscher und kann viele interessante Hintergrundinformationen in die Diskussion einbringen.

Die Mischung aus Komik und ernsthafter Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen kommt beim Publikum gut an. Das zeigen auch die vielen Diskussionsbeiträge nach dem Film. Das ist schließlich das Ziel der jüdischen Filmtage. Die insgesamt zwei Dokumentar- und drei Spielfilme sollen einen Einblick in jüdische Lebenswelten vermitteln. Sie sollen die Menschen miteinander ins Gespräch bringen und auf die Vielfalt der jüdischen Gesellschaft und des Staates Israel aufmerksam machen. Noch bis einschließlich Donnerstag wird dazu jeden Abend um 20 Uhr eine Filmproduktion eines israelischen Filmemachers vorgeführt. Anschließend steht immer ein Regisseur oder Rabbiner zum Gespräch zur Verfügung. Im "Nauwieser Neunzehn" klingt der Abend dann in gemütlicher Runde aus.

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