Stadtteilprojekt "Stärken vor Ort" gefährdet

Saarbrücken. "Wir wissen, die Jugendkriminalität steigt von Jahr zu Jahr, wir wollten zeigen, wie man Auswege findet", sagt Amila. Zusammen mit einer Gruppe gleichaltriger Malstatter Mädchen hat die 16-Jährige unter Anleitung einer Medienpädagogin einen Kurzfilm gedreht. Seit Freitag ist er in der Ausstellung "Stärken vor Ort" im Malstatter "label m" zu sehen

 Das Plakatmotiv "Portraits" ist Teil der Ausstellung im "label m". Foto: SZ/Stadtteilbüro Malstatt

Das Plakatmotiv "Portraits" ist Teil der Ausstellung im "label m". Foto: SZ/Stadtteilbüro Malstatt

Saarbrücken. "Wir wissen, die Jugendkriminalität steigt von Jahr zu Jahr, wir wollten zeigen, wie man Auswege findet", sagt Amila. Zusammen mit einer Gruppe gleichaltriger Malstatter Mädchen hat die 16-Jährige unter Anleitung einer Medienpädagogin einen Kurzfilm gedreht. Seit Freitag ist er in der Ausstellung "Stärken vor Ort" im Malstatter "label m" zu sehen. Die Mädchen erklären, was sie in ihrem Umfeld erlebt haben: Warum Jugendliche anfällig für Aggression, Sucht und Einbruch und Diebstahl werden. In Spielszenen führen sie vor, wie man ein Fahrrad klaut, eine "deutsche Schlampe" ausraubt, um sich Drogen zu kaufen - und dann zugedröhnt auf dem Schulklo kollabiert. "Man ist auf dem falschen Weg und merkt es nicht, das ist die Täuschung", sagt im Film eines der Mädchen, die aus Bosnien, Russland und dem Libanon stammen. "Spot on Malstatt", dem man viele Aufführungen in Schulen wünscht, ist Ergebnis des Förderprogramms "Stärken vor Ort", vom Europäischen Sozialfonds, dem Bund und der Stadt finanziert. Das Programm zur Förderung der schulischen und beruflichen Integration junger Leute und Frauen mit und ohne Migrationshintergrund hat in diesem Jahr 240 Malstatter mobilisiert. Sie haben sich an 14 Projekten beteiligt, die im "label m", in Schulen, im ganzen Stadtteil stattfanden. In diesen Mikroprojekten ging es meist um künstlerische Aktivitäten, die das Selbstvertrauen und die Auseinandersetzung der Teilnehmer mit sich selbst und dem zukünftigen Lebensweg fördern sollten. So hat eine Gruppe Jugendlicher sich selbst und ihren Stadtteil mit der Fotokamera porträtiert. Andere haben eine Licht-Installation für den Malstatter Markt eingerichtet. Ein Projekt entwickelte Ideen für einen "Kirchberg-Pavillon". In der Gesamtschule Ludwigsberg haben Jugendliche einen "Malstatt-Roboter" gebaut und programmiert. In der Förderschule Ludwigsberg wurde sich mit Textilkunst, Mehrfarbendruck und Medienkompetenz beschäftigt und ein Theaterstück aufgeführt. Katia Dimitrova hat mit 19 Frauen Bildungs- und Informationsangebote erkundet.

"Wir haben 23 Veranstaltungen besucht", berichtet sie stolz, "wir hatten ein Seminar über Arbeitsmarktintegration, waren im Selbstlernzentrum, viele haben zum ersten Mal eine Computermaus berührt."

"Stärken vor Ort" ist auf drei Jahre angelegt und wird jährlich mit 110 000 Euro bezuschusst. 16 500 Euro davon trägt die Landeshauptstadt. Doch jetzt, da die ersten richtigen Ergebnisse vorliegen, ist die Fortsetzung von "Stärken vor Ort" im dritten Jahr gefährdet.

Wegen klammer Kassen sei die Weiterfinanzierung der notwendigen Koordinierungsstelle durch die Stadt noch nicht sicher, bedauert Guido Freidinger vom Amt für soziale Angelegenheiten. Es geht um rund 18 000 Euro. "Es kann doch nicht sein, dass diese Ausstellung schon das Ende ist, dann hätte man gar nicht erst anfangen dürfen", zeigte sich Anne-Marie Marx enttäuscht. Sie sitzt für das Stadtteilbüro Malstatt im Beirat von .

In einem Brief an Oberbürgermeisterin Charlotte Britz warnen die Träger der Mikroprojekte vor den destruktiven Auswirkungen, die der Abbruch des erfolgreichen Programms auf den ganzen Stadtteil hätte. Sie plädieren dafür, "Stärken vor Ort" fortzusetzen.

Ausstellung: label m, Malstatter Markt, geöffnet täglich bis Freitag, 10. Dezember, 15 bis 18 Uhr. Donnerstag ab 12 Uhr.

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