Stadtgeschichte in Stein gemeißelt

Saarbrücken. Auch nach dem Tod wollten Saarbrücker Bürger standesgemäß ruhen. Die Friedhöfe in St. Johann und in Alt-Saarbrücken verzeichnen daher wichtige Namen der Stadtgeschichte

 1994 wurde der Friedhof in Alt-Saarbrücken laut Beschluss des Stadtrates zur Parkanlage umgestaltet, ein Teil der Grabsteine wurde abgetragen. Fotos: Oliver Dietze

1994 wurde der Friedhof in Alt-Saarbrücken laut Beschluss des Stadtrates zur Parkanlage umgestaltet, ein Teil der Grabsteine wurde abgetragen. Fotos: Oliver Dietze

Saarbrücken. Auch nach dem Tod wollten Saarbrücker Bürger standesgemäß ruhen. Die Friedhöfe in St. Johann und in Alt-Saarbrücken verzeichnen daher wichtige Namen der Stadtgeschichte. Julius Kiefer, einst Bürgermeister von Alt-Saarbrücken, die Kaufmannsfamilien Haldy und Böcking oder der um die Dokumentation der Saarbrücker Stadtgeschichte verdiente Fritz Kloevekorn fanden in Alt-Saarbrücken ihre letzte Ruhe. Wer die Pforte durchquerte, den empfing der darin eingeschriebene Wunsch "Ruhe in Frieden". Wer das vier Hektar große Areal als Angehöriger wieder verließ, dem versicherte auf der anderen Seite des schmiedeeisernen Tores eine Inschrift: "Sie ruhen sanft." 1917 beschloss die Saarbrücker Stadtverwaltung, den Alt-Saarbrücker wie auch den St. Johanner Friedhof zu schließen und fortan die Verstorbenen auf dem 1914 angelegten Hauptfriedhof an der Metzer Straße beizusetzen.

1994 wurde der Friedhof in Alt-Saarbrücken laut Beschluss des Stadtrates zur Parkanlage umgestaltet, ein Teil der Grabsteine wurde abgetragen. Dennoch ist der Friedhof Alt-Saarbrücken nicht stillgelegt. Ist noch ein Platz in einer Grabanlage frei, haben deren Besitzer, sofern es noch Angehörige gibt, das Nutzungsrecht, erklärt Uwe Kunzler, Werkleiter des Friedhofs- und Bestattungsbetriebes Saarbrücken (FBS). Die letzte Beisetzung erfolgte 2002. Das bedeutet, "dass noch eine Ruhefrist von 20 Jahren besteht", stellt er fest. Dann erst darf der Friedhof vollständig zur Parkanlage umgewidmet werden. Von einer Aufgabe oder gar Einebnung der Anlage, wie mancher befürchtete, kann daher keine Rede sein: "Hier wird nichts kahl geschlagen, sondern der Friedhof wird an die bereits bestehende Parkanlage angepasst. Das wird nicht heute, nicht morgen sein und auch nicht in zehn Jahren." Wenn es einmal soweit ist, werden die besonders gut erhaltenen Grabsteine in einen dafür bereits angelegten Park im Hauptfriedhof gebracht, so Uwe Kunzler. Sie an Ort und Stelle zu erhalten, wäre teuer und angesichts fortschreitender Verwüstungen finanziell unsinnig. Einzelstücke, wie die auf dem Sockel neben dem Eingangstor stehende Engelsfigur, fanden bereits ihren Platz im kleinen Museum für Sepulkral-, sprich Begräbniskultur, in der Einsegnungshalle in Dudweiler, lässt die Historikerin Petra Dorr-Donate, beim FBS zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, wissen.

Darüber hinaus muss die Stadt, ob nun Friedhof oder Parkanlage, die Standsicherheit der Grabsteine gewährleisten, betont Uwe Kunzler. Auch muss sie die hier vorhandenen Soldatengräber pflegen. Diese Aufgaben bleiben, umso mehr als der Ort von Vandalismus bedroht und als Hundeklo genutzt wird. Nicht nur aus diesen Gründen sieht Uwe Kunzler die Entwidmung des Friedhofs kritisch: "Den Friedhof in Verbindung mit einer Parkanlage auszuweisen, war politisch falsch." Denn ein Friedhof, "ist nicht nur ein Ort der Trauer, sondern auch ein Platz, an dem sich Denkmal-, Kultur- und Stadtgeschichte zeigen". Die bessere Lösung fand man, erinnert er, für den alten Friedhof in St. Johann. Der wird zwar als Parkanlage genutzt, behielt aber durch Urnenbeisetzungen seine ursprüngliche Funktion. "Diese Chance", weiß Uwe Kunzler, "hat man hier verpasst."

 Idyllisch wirkt dieser Baum.

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 Der Engel passt an diesen Ort.

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