Stadt und Bürger fetzen sich beim Baustellen-Stammtisch

Saarbrücken · Heftig diskutiert wurde am Freitag auf der Berliner Promenade. Die Stadt sprach hier mit Saarbrückern an einem Baustellen-Stammtisch. Die Stadt erklärte, wo es hakt, die Betroffenen erzählten, wo der Schuh drückt.

 Für Gewerbetreibende sind die Bauarbeiten auf Saarbrückens Großbaustellen (hier Rabbiner-Rülf-Platz) belastend. Foto: Becker&Bredel

Für Gewerbetreibende sind die Bauarbeiten auf Saarbrückens Großbaustellen (hier Rabbiner-Rülf-Platz) belastend. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Es gibt diese Situationen, die für sich selbst sprechen. Rund ein Dutzend Saarbrücker Bürger und Stadtmitarbeiter saßen am Freitag auf der Außenterrasse im Bistro Lorrain - mitten in der Großbaustelle Berliner Promenade / Rabbiner-Rülf-Platz. Die Autobahn lärmt und schluckt so manches Wort der Teilnehmer. Es riecht nach frischem Teer. Dann schaltet ein Bauarbeiter ein Gebläse an. Stadtsprecher Thomas Blug bittet die Arbeiter, ihre Arbeit ruhen zu lassen, während Markus Rauch vom Baudezernat versucht, zu erklären, warum die Arbeiten stocken. Hier fand der erste Baustellen-Stammtisch statt. Auf Initiative der Stadt sollen sich alle zwei Wochen Saarbrücker mit Experten des Baudezernats treffen können. Die einen dürfen ihre Probleme schildern, die Stadtmitarbeiter sollen informieren und zuhören.

Die Restaurant- und Ladenbesitzer auf der Berliner Promenade sind von den Bauverzögerungen sichtlich frustriert. Sie haben Geschäfte geöffnet, die Baustellen verhindern, dass Kunden kommen. Wenn Kundenströme über Monate wegbrechen, dann sind die Reserven der Unternehmer irgendwann aufgebraucht.

Für die Ladenbesitzer auf der Berliner Promenade sei dieser Punkt schon lange erreicht, sagt Jürgen Kreis. Ihm gehört die Juggel Bar. Jürgen "Juggel" Kreis ist von Null auf Hundert in einer Sekunde: "Wir können nichts dafür, dass es zu Verzögerungen kommt. Auch nicht, dass die Promenade so aussieht. Uns hat nämlich keiner vorher gefragt. Überall Beton. Hier ist nichts Fröhliches, nichts Hübsches. Wir sprechen ständig von Stadtmitte am Fluss, und meine Gäste sehen kein Wasser. Nur eine dreckige Mauer." Rums. Das Wutventil bei Kreis ist offen.

Markus Rauch muss immer wieder neu ansetzen. Der Redebedarf bei den Betroffenen ist groß. Beharrlich und sachlich erklärt der Bauexperte, was auf den Baustellen gerade Probleme macht und ordnet Baudetails ins große Ganze ein. Die Mitarbeiter der Stadt kamen nicht im Büßerhemd zu den wütenden Bürgern. Markus Rauch erzählt, dass auch im Baudezernat die Mitarbeiter frustriert sind, weil die undichten Stellen nicht lokalisiert werden können. Seit Monaten ist hier der Belag aufgerissen. Petra Winzent vom Bistrot Lorrain beklagt, dass Lampen kaputt sind und Hinweisschilder fehlen. Stadtsprecher Thomas Blug nickt und macht sich Notizen. "Wenn Sie so etwas bemerken, rufen Sie die Behördenrufnummer 115 an, oder melden Sie sich bei uns direkt im Bürgerreferat. Wir kümmern uns wirklich."

Nach heftigen Diskussionen sorgten dann die Bauarbeiter für das Ende des Stammtisches. "Wir müssen jetzt weiterarbeiten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort