Staatsorchester rockt mit Saarbrücker Gitarrenstar

In der drückenden Hitze des St. Johanner Marktes vermischen sich die Gerüche von Gegrilltem, Süßigkeiten und exotischen Spezialitäten.

Es ist Samstagnachmittag. Das Altstadtfest ist bereits gut besucht, aber es gibt noch kein Schieben und Drängeln. Einige schlendern mit einem Eis in der Hand durch die Straßen. Andere tummeln sich vor einem der vielen Getränke- oder Essstände. Hinter einer Reihe solcher Stände geht's in den Hof der Stadtgalerie.

Er wirkt im Vergleich zum Trubel davor wie eine Ruheoase. Die Leute sitzen an Tischen und lauschen der ruhigen Musik. Viele von ihnen trinken Wein, Crémant oder ein kühles Mineralwasser. Rote Vorhänge umgeben die Gäste. Gerade spielt die Hamburger Musikerin Meike Schrader. Sie sitzt allein mit ihrem Klavier auf der Bühne und singt verträumte und ein wenig melancholische Lieder, die von Stille und Vergänglichkeit handeln. Zwischen zwei Liedern sagt sie: "Ich genieße den Ort, der hier im Innenhof geschaffen wurde, und euer konzentriertes Zuhören. Der nächste Song ist für ein Stadtfest eigentlich überhaupt nicht geeignet, aber hier geht das." Dann spielt sie einen weiteren Song, bei dem das Publikum genau hinhört.

Auf dem Weg von der Stadtgalerie zur Rockwiese ist der Kunst- und Krammarkt aufgebaut. Weit über 100 Standbetreiber verkaufen auf der Straße am Staatstheater Schmuck, Klamotten, Töpferkunst und alle möglichen Accessoires. Viele Zuhörer auf der Rockwiese sehen so aus, als hätten sie sich zuvor auf dem Kunst- und Krammarkt eingekleidet. Sie tragen bunte Klamotten, Piercings, Ketten, Ringe und Ähnliches. Der Kontrast zur Stadtgalerie könnte kaum größer sein: Mit Bier aus Plastikbechern und ein paar Dixi-Klos wirkt die Rockwiese fast wie ein eigenes kleines Rockfestival, das nur zufällig gleichzeitig mit dem Altstadtfest stattfindet. Das überwiegend jugendliche Publikum sitzt oder steht auf der Wiese unmittelbar vor der Bühne, die Stimmung ist entspannt. Es ist einfach zu heiß, um auszuflippen. Auf der Bühne spielt gerade die französische Band "Less". Die vier jungen Musiker aus Nantes machen Rockmusik auf Französisch und Englisch. Zusammengestellt haben das Programm wieder mal Mitglieder des "Cafés Exodus".

Wer Hunger hat, ist in der Katholisch-Kirch-Straße an der Basilika St. Johann bestens aufgehoben. Neben leckerem Essen aus allen Teilen der Welt gibt es dort erfrischende Cocktails.

Gegen Abend werden die Straßen langsam, aber sicher voller. Vor der Bühne am Staatstheater drängt sich das Publikum auf dem Tbilisser Platz. Es wartet gespannt auf die ersten Töne des Saarländischen Staatsorchesters. Nach dem das Orchester ein erstes Stück präsentiert hat, stößt Gitarrist Thomas Blug mit seiner Band dazu. Die Musik verändert sich sofort. Die treibenden Bläser des Orchesters und die rockigen Riffs von Blugs Gitarre verbinden sich. Ein Schlagzeug gibt nun den Takt vor. Die Dynamik reißt das Publikum mit. Wieder und wieder. Aber ob nun das Orchester ohne die Band spielt, etwa die Titelmusik aus "Star Wars", oder ob Blug mit seiner Band Klassiker von Led Zeppelin und Jimi Hendrix serviert: Die größte Begeisterung löst immer wieder das Zusammenspiel der Rocker und der Symphoniker aus.

Der Höhepunkt des Konzerts ist denn auch die gemeinsame Darbietung des Beatles-Hits "With a little Help from my Friends" in der Version von Joe Cocker . Der pompöse Klang des Orchesters und die anrührende Stimmung des Liedes sorgen für eine Gänsehautstimmung. Mit dem letzten Ton setzt ein tosender Applaus ein.

Und die nächste Überraschung ist nicht weit. Auf dem St. Johanner Markt tanzen schon die Massen. Schön, wenn jetzt jemand zum Mittanzen dort ist.

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