Sprache des Nachbarn ungezwungen lernen

Saarbrücken · Seit 20 Jahren bringt die Vereinigung zur Förderung der Zweisprachigkeit Saarländern und Lothringern die Sprache des Nachbarn näher. Praktiziert wird nicht in einer Unterrichtsstunde, sondern bei lockeren Gesprächen und Abendessen.

Einmal im Monat treffen sich die rund 25 Männer und Frauen, die von beiden Seiten der Grenze kommen, zur Gesprächsrunde. Sie kommen allein, als Paar oder mit Freunden zum lockeren Treff, der jeden Monat abwechselnd in Saarbrücken und in Saargemünd stattfindet. "Es ist alles sehr ungezwungen. Man braucht keine Anmeldung, kommt einfach spontan dazu", sagt Jocelyne Klein. Die Französin organisiert mit dem Saarländer Wolfgang Handschuh die Treffen, die immer mit einem geselligen Abendessen enden. "Jeder spricht in seiner Sprache, manche versuchen die jeweils andere Sprache zu sprechen, das ist aber keine Pflicht. Oder man unterhält sich auf Platt", sagt Klein. Jedes Mal wird über ein bestimmtes Thema gesprochen. Diese werden sehr vielfältig ausgewählt. Vom Saar-Referendum 1955 über die arabische Kultur bis hin zu Weihnachtsbräuchen ist für jeden etwas dabei. "Wir haben das Glück, zu unseren Mitgliedern viele interessante Menschen zu zählen, die zu dem einen oder anderen Thema als Referent Impulse für die Diskussion liefern können", erzählt Jocelyne Klein. So wie zum Beispiel Walter Arnold , der als Physiker beim Fraunhofer Institut an dem Abenteuer der Raumsonde Rosetta beteiligt war und beim Treffen in Februar darüber berichten konnte. Eine lothringische Teilnehmerin, die Angst hatte, wegen des schwierigen Themas nicht alles zu verstehen, hatte ihren "privaten Dolmetscher" dabei - ihren deutschen Ehemann versteht sich.

Neben dem Schicksal der Kometen interessierte sich die deutsch-französische Runde auch für die interkulturelle Zusammenarbeit der am Projekt beteiligten Forscher aus aller Herren Länder. Walter Arnold , der selbst mittlerweile in Rente ist, erzählte, wie junge Generationen von Forschern das Projekt begeistert übernommen haben. Das Vermitteln an die jüngere Generation - in dem Fall die Sprache des Nachbarn - ist ein wichtiges Thema bei der seit 20 Jahren bestehenden Vereinigung zur Förderung der Zweisprachigkeit, die auch die monatliche Gesprächsrunde veranstaltet. "Ich wünsche mir, dass auf beiden Seiten der Grenze noch mehr Leute die Sprache des Nachbarn sprechen", sagt der Vorsitzende, Wolfgang Bufe, der auch die Frankreich-Strategie der Landesregierung begrüßt: "Es geht in die richtige Richtung."

Neben den Diskussionsrunden bietet die Vereinigung auch zahlreiche Aktivitäten im deutsch-französischen Kontext, wie gemeinsame Besuche ins Forbacher Theater Le Carreau oder Yoga-Kurse , die in Saarbrücken von einem lothringischen Dozenten angeboten werden.

Mehr Infos im Internet unter www.multiglotte.org

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