„Spielplatz der Verwirrungen“

Saarbrücken · Für das Festival Perspectives sind viele Vorbereitungen nötig. Derzeit wird am Römerkastell eine aufregende Club-Landschaft auf verwunschenem Gelände erschaffen.

 Ungewöhnliche Einblicke und eine besondere Atmosphäre erwarten die Besucher am Römerkastell. Auf dem verwunschenen Gelände am Lyonerring gibt es Party bis in den Morgen. Fotos: Kerstin Krämer

Ungewöhnliche Einblicke und eine besondere Atmosphäre erwarten die Besucher am Römerkastell. Auf dem verwunschenen Gelände am Lyonerring gibt es Party bis in den Morgen. Fotos: Kerstin Krämer

Ein Festivalclub entsteht, und zwar ein gewaltiger und verschachtelter: mit mehreren Veranstaltungsräumen, Tanzböden, Bars und Lounges, drinnen und draußen, auf einer Fläche von über 2000 Quadratmetern. Seit Februar werkelt das Party-erprobte Team des Saarbrücker Künstler-Kollektivs "C'est dur la culture!" (Acrobaten GmbH) daran, das ehemalige Industriegelände am Römerkastell für das deutsch-französische Festival Perspectives herzurichten - mit Festivalbeginn fällt gleichzeitig der Startschuss für die Veranstaltungs-Saison von "C'est dur la culture!".

Mit Perspectives, das bekanntlich immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Veranstaltungsorten ist, kooperiert das Kollektiv in Sachen Festivalclub seit drei Jahren. In diesem Jahr richtet es gar die komplette zweite Hälfte der meisten Abende aus: Im ersten Teil läuft das Perspectives-Konzertprogramm, anschließend darf bis in die frühen Morgenstunden geschwooft werden. Klotzen statt Kleckern: Kollektiv-Chef Giovanni D'Arcangelo, 45, hat international gefragte DJs eingekauft, die den nächtlichen Partygängern mit Elektro, Techno und Drum'n'Bass einheizen wollen.

"Spielplatz der Verwirrungen" nennt D'Arcangelo das Labyrinth, das er mit einer Truppe von etwa zehn festen Leuten plus Mitarbeitern errichtet: Techniker, Licht- und Installationskünstler werkeln mit Grafikern und Sounddesignern daran, das Publikum Raum und Zeit vergessen zu lassen und es durch möglichst viele Eindrücke zu überwältigen. "Wir arbeiten hauptsächlich mit Recycling", erklärt D'Arcangelo. Viel Material wurde gesponsert - Holz gab's vom Werkhof, ausrangierte Bühnenbilder vom Theater Überzwerg .

Die einzelnen Stationen tragen alle Namen. Die Perspectives-Konzerte laufen im sogenannten "Theater": Die Bühneninstallation mit den Glühbirnen-Trägern steht schon. In der dunklen "Arena", wo die Headliner der Dancefloor-Szene auflegen, werden Stahlbühnen errichtet. Projektionen von François Schwamborn und Martin Fell, beides Absolventen der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK), sollen den Raum beleben. Im riesigen Innenhof des "Koloss" entsteht unter freiem Himmel beziehungsweise einem stählernen Dachgebälk eine Installation mit rund 1000 Windrädern, die von Schülern der Waldorfschule Altenkessel gebastelt wurden. Diese Installation ist die Idee von Diplomkünstler Philipp Neumann und D'Arcangelo - klar, dass der Chef hier selbst mit Hand anlegt. Akustisch illustriert wird der Windräderpark durch eine Soundinstallation von Kathrin Lambert (ebenfalls HBK).

In der halboffenen "Scheune" treten, gesäumt von zwei gewaltigen Buddhas, Liedermacher aus der Region und Jazz-Formationen der Hochschule für Musik Saar (HfM) auf. Hier soll am 23. Mai auch das "Atelier Bizarre" mit Burleske-Tänzerinnen sein lasterhaftes Fresko entfalten. Gleich nebenan tut sich der "Floorest" (ein Wortspiel aus Floor und Forrest) auf: Diese Open Air-Lounge unter Bäumen lädt als Zone mit leiserer Beschallung zum gemütlichen Abhängen ein. Eine laternengesäumte "Terrasse" dient als Außen-Bar, und gleich im Eingangsbereich des Geländes befindet sich der in Western-Chic eingerichtete Saloon, wo lokale DJs gedämpftere Klänge auflegen.

festival-perspectives.de

 Hier entsteht Raum für Burleske: die Scheune.

Hier entsteht Raum für Burleske: die Scheune.

Zum Thema:

Wie entsteht ein Festival? In verschiedenen Reportagen und Interviews wollen wir erfragen, was alles nötig ist, damit ein Festival wie Perspectives stattfinden kann. Wie sich Künstler vorbereiten, wie Produktionen und Räume entstehen. Letzte Woche erzählte der Zirkus-Akrobat Rémi Lecocq von seiner Kunst (SZ vom 7. Mai). Heute zeigen wir, wie der Festivalclub aufgebaut wird. In den nächsten Tagen werden wir unter anderem einen Zauberer, Figurentheaterspieler, einen Choreografen und natürlich die Festivalchefin zu Wort kommen lassen. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort