Spaziergang mit Schock-Effekt

Saarbrücken · Eine Lese-Wanderung zu den Original-Schauplätzen ihres aktuellen Krimis führte Elke Schwab und ihre Leser in den Bürgerpark.

Saarbrücken. "Da liegt ja einer", ruft eine Frau. Hinter einer Hecke im Bürgerpark ragen die Beine eines Mannes in den Weg. "Ein Toter", sagt ein Mann. Dann die Erleichterung: "Puhh. Es ist nur eine Attrappe." Krimiautorin Elke Schwab (48) grinst zufrieden. Ihr inszenierter Schocker geht auf. Dann liest sie weiter aus ihrem Buch "Mörderisches Puzzle", das zum Großteil in Saarbrücken spielt: "Je länger er auf den Daliegenden starrte, umso sicherer wurde er sich, dass dort sein Informant lag. Tot! Mausetot! Die Augen weit aufgerissen." Genau hier, zwischen Westspange und Cinestar, hat sie die Szene angelegt. Die Zuhörer nicken zustimmend. Ja, die Puppe hat weit aufgerissene Augen.

Im Krimi ist es "tiefschwarze Nacht". Die 30 Besucher am Sonntag freuen sich aber über einen sonnigen Spätsommertag. So wie das Saarbrücker Paar Anne Hartig (38) und Thomas Lapp (33), die die Idee, einen Krimi an den Originalschauplätzen nachzuerleben spannend finden, "weil man ja so viel realer in der Handlung drinsteckt". Trotz Sonne schaudert es die Gäste. Schwabs Krimi ist düster und morbide: Die Saarbrücker Kommissare Lukas Baccus und Theo Borg erhalten ein Paket. Im Inneren, erfährt der Zuhörer, findet die Polizei einen abgetrennten, menschlichen Fuß. Schnell ist klar, der Fuß gehört dem verschwundenen Chefredakteur der führenden saarländischen Zeitung. "Keine Angst", schmunzelt die Autorin, "es ist eine fiktive Zeitung. Falls einem Redakteur der Saarbrücker Zeitung morgen ein Fuß fehlt, schwöre ich, habe ich nichts damit zu tun."

Acht kurze Szenen liest Schwab vor. Kleine Appetithäppchen, die die Lust auf das Buch wecken sollen. Das abrupte Ende der Szenen quittieren die Zuhörer mit einem angespannten "Oh".

"Mörderisches Puzzle" ist der neunte Roman der gebürtigen Saarlouiserin. Puzzelartig war auch seine Entstehung. Das Buch war eigentlich nur als E-Book geplant, bei dem die Autorin Kapitel für Kapitel ins Netz stellte. "Das war spannend. Ich habe unter Druck, Folge für Folge geschrieben." Der Stress lohnte sich. Innerhalb weniger Wochen landete ihr E-Book auf der Bestsellerliste von Thalia.de., Buch.de und Bol.de. Die vielen Downloads im Netz führten dazu, dass ein Verlag aufmerksam wurde und das Buch 2011 druckte. "Zum Glück", strahlt Krimifan Ilona Lariviere (32), die "Mörderisches Puzzle" in "einem Rutsch durchgelesen" hat und Bücher am liebsten in gedruckter Form in den Händen hält. Und wie ist das Buch? "Spannend", sagt sie, "aber am besten finde ich, dass man mit den Orten, die Schwab beschreibt, auch etwas anfangen kann."

Nach einer Stunde ist der Rundgang im Bürgerpark vorbei. Im Bistro der Congresshalle gibt Schwab noch Autogramme und lässt ihre Besucher entscheiden, wie das Cover ihres neuen Buches "Eisige Rache" aussehen soll. ceg

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