Sparpaket oft Thema bei Telefonseelsorge

Saarbrücken. Das Sparpaket der Bundesregierung bekommt auch die Telefonseelsorge Saar zu spüren. Aber nicht, weil ihnen dadurch Mittel gekürzt werden, sondern weil das Sparpaket in den letzten Tagen öfter Thema bei den Anrufern in der Beratungsstelle war

Saarbrücken. Das Sparpaket der Bundesregierung bekommt auch die Telefonseelsorge Saar zu spüren. Aber nicht, weil ihnen dadurch Mittel gekürzt werden, sondern weil das Sparpaket in den letzten Tagen öfter Thema bei den Anrufern in der Beratungsstelle war. "In den Anrufen taucht die wirtschaftliche Lage als direkter Anlass für das Gespräch sonst nur selten auf", erzählt Heidrun Mohren-Dörrenbächer, katholische Leiterin der Beratungsstelle. Jetzt würden aber zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger anrufen, die sich Sorgen machen, weil das Elterngeld für sie abgeschafft werden soll.Die Telefonseelsorge stellte gestern ihren Jahresbericht 2009 vor. Demnach klingelte 28 000 Mal das Telefon bei der Beratungsstelle im vergangenen Jahr. Das sind rund 10 000 Anrufe mehr als im Jahr 2008. Jeden Tag werden etwa 50 Gespräche geführt. "50 Gespräche am Tag, das heißt jede halbe Stunde ein Gespräch, das im Schnitt 17 Minuten dauert", erklärt Volker Bier, evangelischer Leiter der Seelsorge.

Über zu wenig Anrufe kann sich die Beratungsstelle nicht beklagen. "Abends und am Wochenende ist es eher schwer, uns zu erreichen", sagt Bier. Wer die Berater erreichen möchte, solle es deshalb am besten zu unterschiedlichen Tageszeiten probieren. Immerhin seien die Test- und Scherzanrufe im Vergleich zu 2006 um die Hälfte zurück gegangen, deshalb sei die Leitung wieder freier für Gespräche mit ernsthaften Anliegen.

Der häufigste Anlass für ein Gespräch seien psychische Erkrankungen gewesen (32,76 Prozent). "Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Zahl der psychisch Erkrankten verdoppelt", sagt Bier. Darauf folgen Einsamkeit mit 18,62 Prozent und Probleme mit dem Partner (17,76 Prozent) als Anlass für eine Beratung.

Während der Gespräche sei das Zuhören am wichtigsten. Welche Gespräche sie am meisten betroffen machen, das empfinde jeder Mitarbeiter anders. "Wenn mir ein Kind von seinem schlimmen Schicksal berichtet, bin ich in der Regel davon eher betroffen, als wenn es um Probleme von Erwachsenen geht", sagt Bier. 1800 Gespräche im Jahr, also fünf Anrufe am Tag, kämen von Kindern und Jugendlichen. Heidrun Mohren-Dörrenbächer sagt, die eigene Betroffenheit sei das schlimmste. Etwa wenn ein Mitarbeiter selbst einen Verkehrsunfall miterlebt habe und dann eine ähnliche Situation von einem Anrufer geschildert bekomme.

Die Seelsorge sieht sich selbst als Kriseninterventionsstelle. "Es gibt aber auch Menschen, die wir über einen längeren Zeitraum begleiten", sagt Mohren-Dörrenbächer.

Hintergrund

Die Telefonseelsorge Saar gibt es schon seit 35 Jahren. Rund um die Uhr sind die Mitarbeiter dort unter den gebührenfreien Rufnummern (0 80 0) 1 11 01 11 und (0 80 0) 1 11 02 22 zu erreichen. Rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich bei der Beratungsstelle, auch am Wochenende und an Feiertagen. Zusätzlich zur telefonischen Beratung bietet die Seelsorge auch eine persönliche Beratung an. son

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